Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 13 St. Jakobi 1270–1280

Beschreibung

Wandmalereien an den Wänden des Chorquadrats. Sie wurden 1931 aufgedeckt, gesichert, fotografiert und 1952, 1973 sowie schließlich 1986 restauriert1). Zwischen Säulen und unter Rundbogennischen mit oberen Abschlüssen in Form von Dach- und Zinnenarchitektur sind überlebensgroße Apostelfiguren dargestellt, die durch Namenbeischriften auf den Rundbögen gekennzeichnet sind. An der besser erhaltenen Nordseite sind Johannes Ev. (A) und der Apostel Andreas (B), an der Südseite der Apostel Jakobus (C), der Patron der Kirche, und Johannes Bap. (D) angebracht. Eine weitere Gestalt an der Chorseite des nordöstlichen Vierungspfeilers stellt möglicherweise einen Propheten oder den Apostel Petrus dar; die Namenbeischrift ist nicht erhalten. Unterhalb dieser Figur befindet sich ein weiteres, wenig älteres, kleines Bild, vielleicht mit einer Pilgerszene2).

Inschrift A nach Photo NLVwA-IfD, Bildarchiv, Stadt Goslar, St. Jakob; Inschriften B–D nach Autopsie.

Maße: H. ca. 400 cm, Bu. ca. 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Julia Zech [1/9]

  1. A

    [SANCTV]S · IO[...... ...]NGLIST[A]a)

  2. B

    SANCTVS · ANDREAS

  3. C

    [SA]NCTVS · IACOBVS

  4. D

    [. . .]OH BABTISTb)

Kommentar

Die Inschrift ist in einer regelmäßigen, in den Proportionen breiten gotischen Majuskel mit Sporen und Hastenverbreiterungen ausgeführt. An runden Formen finden sich E, H und N. Das C ist durch einen Abschlußstrich ganz, das S nahezu geschlossen. Die Buchstabenschäfte ebenso wie die geraden Innenkonturen der C-Bögen werden durch zusätzliche, rechts oder links angebrachte Haarstriche hervorgehoben. Das flachgedeckte A weist nach außen gebogene Schräghasten und einen von links unten nach rechts oben geführten Mittelbalken auf. Somit sind diese Buchstabenformen weiter entwickelt als die der Wandmalereien der Frankenberger Kirche (Nr. 7).

Die Malereien stehen im Zusammenhang mit der um die Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgten Einwölbung der Kirche, der etwa 1270–1280 die Ausmalung des Chorraums folgte3). Dieser Datierung steht aus schriftgeschichtlicher Sicht nichts im Wege. Haarstriche zur Betonung von Buchstabenschäften oder -konturen finden sich „bei den Fresken seit etwa 1270“4).

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen ist IO[HANNES EVA]NG[E]LIST[A].
  2. Inschrift bricht hier wohl aus Platzgründen ab.

Anmerkungen

  1. Vgl. Bistum Hildesheim, Referat für Kirchliche Denkmalpflege, Zander, S. 39–45. Vgl. auch NLVwA-IfD, Schriftarchiv, Stadt Goslar, St. Jakob, Fundbericht vom 8.9.1931, S. 1.
  2. Vgl. die Abb. in Herbst u. a., S. 30f; Griep, Kunstwerke 1 K, S. 16. Zu den übrigen 1931 aufgedeckten Wand-malereiresten vgl. den Fundbericht im NLVwA-IfD (wie Anm. 1).
  3. Herbst u. a., S. 16. Vgl. Griep, Kunstwerke 1 K, S. 15.
  4. Walter Koch, Paläographie der Inschriften österreichischer Fresken bis 1350, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 77, 1969, S. 1–42, hier S. 30.

Nachweise

  1. NLVwA-IfD, Bildarchiv, Stadt Goslar, St. Jakob (A).

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 13 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0001306.