Inschriftenkatalog: Stadt Goslar

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 45: Stadt Goslar (1997)

Nr. 12† Stiftskirche St. Simon und Judas 1271

Beschreibung

Chorgestühl. Die Inschrift war am mittleren hervorgehobenen Platz des Kantors angebracht1). Über die Art der Ausführung werden keine Angaben gemacht.

Inschrift nach Heineccius.

  1. A(NNO) MCCLXXIAMBONEM SEDES[QUE] FECIT FIERI FRIDERICUSCUI DETUR REQUIES CHRISTO JUNGATUR AMICUSSANCTOS ORNAVITQUE CHORUM PICTURAa) SACRAVITQUANTUM QUISQUE DEDIT SUA NON MERCEDE CAREBIT

Übersetzung:

Im Jahr 1271. Die Kanzel und das Gestühl hat Friedrich anfertigen lassen. Ihm möge Ruhe gegeben werden, er möge Christus als Freund verbunden sein. Er hat die Heiligen geschmückt und den Chor durch eine Stickerei würdig ausgestattet. Sofern jeder das Seinige gegeben hat, wird er den Lohn nicht entbehren.

Versmaß: Hexameter mit Zäsur- und Endreim (Z. 2–3), zweisilbig leoninisch gereimt (Z. 4–5).

Kommentar

Der Inschrift zufolge stiftete der Dekan Friedrich ein Chorgestühl und ließ es ausschmücken. Nach Heineccius handelte es sich bei diesem Schmuck um Rücklaken aus Tuch- oder Goldstickerei2).

Der Dekan Friedrich (von Jerxheim) ist zwischen 1269 und 1274 in diesem Amt nachzuweisen3), gab es aber offenbar auf und lebte noch 1287 als Stiftsherr in Goslar4). Er wird als Kanoniker einer Kirche in Nazareth sowie als Kapellan des Hildesheimer Bischofs und des Grafen von Wernigerode bezeichnet5). Nach einer im ältesten Kopialbuch von St. Simon und Judas aufgezeichneten Urkunde wurde dieses im Jahr 1274 auf die Veranlassung Friedrichs von Jerxheim angelegt6).

Textkritischer Apparat

  1. PICTURA] Prosodisch fehlerhaft.

Anmerkungen

  1. Auf den Stifter Friedrich von Jerxheim (Jerchsen) bezogen schreibt Heineccius (S. 287b): Perpetuum hujus Friderici monumentum servatur in Basilica SS. Simonis & Judae, quam Canonicorum sedilibus eleganti picturarum genere, phrygio opere, exornavit. In medio ambone, cui Cantor insidere solet, [...] inscriptio incisa apparet.
  2. Vgl. Anm. 1.
  3. Erste Bezeichnung als Dekan in UB Goslar 2, Nr. 154 S. 207f, letzte Nennung ebd., Nr. 193 S. 235. Vgl. auch Rudolf Meier, Die Domkapitel zu Goslar und Halberstadt (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 5; Studien zur Germania Sacra 1), Göttingen 1967, S. 183, 192.
  4. Heineccius, S. 511a; vgl. UB Goslar 2, Nr. 347 S. 287. Im Jahr 1292 war Friedrich von Jerxheim wahrscheinlich bereits verstorben (vgl. ebd., Nr. 429 S. 436f).
  5. Ebd., Nr. 233 S. 265f, Nr. 237 S. 269f, Nr. 331 S. 344f. Vgl. auch Meier (wie Anm. 3), S. 120.
  6. StA Goslar, Domstift, Kopialbuch A, Bestand B (unverzeichneter Teil), S. 9.

Nachweise

  1. Heineccius, S. 287b.

Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 12† (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0001209.