Inschriftenkatalog: Stadt Goslar
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 45: Stadt Goslar (1997)
Nr. 5 Neuwerkkirche Ende 12./Anf. 13. Jh.
Beschreibung
Glocke. Der im Obergeschoß des westlichen Querhauses aufgehängten, schmucklosen Glocke fehlt eine Öse. Die Glocke ist wohl erst in jüngerer Zeit gesprungen, weshalb sie eine Schweißnaht aufweist, die zwei Buchstaben des letzten Worts zerstört hat. Die erhabene Inschrift läuft zwischen einfachen Stegen einzeilig um den Hals und ist entweder in Wachsfadentechnik angebracht oder ins Innere des Mantels eingeritzt worden1). Das zweite Kreuz der Inschrift ist von vier Punkten bewinkelt.
Maße: Du. 82 cm, Bu. ca. 3,5 cm.
Schriftart(en): Romanische Majuskel.
+ (SPIRITUS)a) · D(OMI)NI · REPLEVITb) + · ORBEM [T]ERR[A]RUMc)2)
Übersetzung:
Der Geist des Herrn hat den Erdkreis erfüllt.
Textkritischer Apparat
- SPC.
- REPLEVIT] Zweites, unziales E verkleinert, über den Balken des L gestellt.
- [T]ERR[A]RUM] T und A durch Schweißnaht zerstört. Bei Mithoff TERRARVM.
Anmerkungen
- Vgl. Peter, S. 124. Eine Gesamtübersicht der fünf Neuwerkglocken bei Peter, S. 127 (die hier beschriebene Glocke trägt nach ihrer Tonhöhe die Ordnungszahl IV).
- Sap. 1,7.
- Peter, S. 124f.
- Vgl. DI 11 (Merseburg), Nr. 8. Auch Schilling, Abb. 103. Die Sporen (etwa am S) sind in dieser Inschrift jedoch deutlicher ausgeprägt. Peter, S. 124, datiert die Neuwerkglocke „um 1200 oder [...] frühe[s] 13. Jahrhundert“.
- Vgl. etwa Walter, S. 156–203 (Glockeninschriften bis zum Ende des 13. Jahrhunderts); auch Otte, S. 121–124.
- Dazu Einleitung, S. XIII, sowie Graf, Kap. II.1.4. ‘Die Pfarrechte der Stifts- und Klosterkirchen’.
Nachweise
- Mithoff, Archiv, S. 23.
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 53.
- Kdm. Stadt Goslar, S. 104 mit Abb. 98, Abb. 102 S. 105.
- Griep, Kunstwerke 1 C, S. 36 Nr. 6.
- Arnold, Nr. 1.
- Peter, S. 124.
Zitierhinweis:
DI 45, Stadt Goslar, Nr. 5 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di045g008k0000504.
Kommentar
Die Datierung der Glocke ans Ende des 12. oder an den Anfang des 13. Jahrhunderts ergibt sich aus ihrer Zuckerhutform und aus der altertümlichen Gestalt der Krone3). Soweit erkennbar, sind die Buchstabenformen denen auf einer Glocke des Merseburger Doms vergleichbar, die wohl Ende des 12. Jahrhunderts gegossen wurde4). Der Wortlaut ist für Glockeninschriften nicht nachgewiesen5).
Das Kloster Neuwerk geht auf eine im späten 12. Jahrhundert getätigte Stiftung des Reichsvogts Volkmar zurück6) (vgl. sein Grabmal Nr. 45). Die Glocke stammt somit aus der Gründungszeit des Klosters.