Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 151 Göttingen, Städtisches Museum 1611

Beschreibung

Patene mit dem Namen des Stifters.1) Messing, vergoldet. Sie wurde 1909 von der Marienkirche an das Museum abgegeben. Die Inschrift ist im Halbkreis auf den Rand der Patene graviert. Der zugehörige Kelch fehlt.

Maße: Du. 14, Bu. 0,5 cm.

Schriftart(en): Renaissance-Kapitalis.

Werner Arnold [1/1]

  1. M(AGISTER) ISAAC WVCHERPHENNICH. ANNO. M. DC. XI.

Kommentar

Isaac Wucherpfennig hat in Wittenberg studiert, wo er 1574 zum Magister promoviert wurde.2) Die Berufung zum Pfarrer der Göttinger Hospitäler St. Bartholomäus, St. Crucis und St. Georg erfolgte 1591/92.3) Die vorhandenen Quellen lassen nicht klar erkennen, ob er vom Konsistorium in Wolfenbüttel oder vom Rat der Stadt eingesetzt wurde. Die Kenntnis dieses Faktums wäre insofern wichtig, da sich an der Person Wucherpfennig zwischen dem Rat und dem Konsisterium ein längerer Streit um das Recht der Besetzung dieser Pfarrstelle entzündete. Die vorliegenden Akten enthalten zu diesem Fall jedoch so dürftiges Material, daß sich aus ihnen kein klares Bild gewinnen läßt.4)

Vermutlich ist Wucherpfennig zunächst vom Rat eingesetzt worden. Das würde auch der geltenden Rechtspraxis entsprechen, denn bis 1611 stand dem Rat – mit Ausnahme der Marienkirche – die Kirchenhoheit zu. Das Konsistorium erkannte diese Bestallung jedoch nicht an und sprach die Absetzung aus, die wieder zurückgenommen wurde, nachdem sich der Pfarrer hatte vom Konsistorium bestätigen lassen.5) Darauf drohte der Rat seinerseits mit der Amtsenthebung; ob sie vollzogen wurde, kann nicht mit Sicherheit behauptet werden.6) Wie lange sich der Konflikt hinzog und auf welche Weise er gelöst wurde, bleibt unklar. Es scheint jedoch, daß Wucherpfennig bis zu seinem Tod 1626 die Pfarrstelle innegehabt hat.7)

Anmerkungen

  1. Die Patene wird im Magazin des Museums aufbewahrt.
  2. Lubecus, BL-Chronik II, S. 619. Vermutlich ist er jener ‚Isaac Wucherer Gottingensis‘, der sich am 30. April 1569 unter dem Namen Χάλισμος in Wittenberg immatrikulierte, vgl. Album Academiae Vitebergensis ab a. Chr. MDII usque ad a. MDCII, Bd. II, 155; ferner: W. Falckenheiner, Göttinger Bürgersöhne auf auswärtigen Universitäten bis 1737, in: Neues Göttinger Jb. 2 (1929) 27–72, hier 53.
  3. Saathoff, Die evangelischen Pfarrer Göttingens im 16. Jh., 150, nennt als Datum das Jahr 1592. Bereits im Dezember 1591 erhielt Wucherpfennig die Aufforderung des Konsistoriums, zu einer dienstlichen Unterredung in Wolfenbüttel zu erscheinen (Staatsarch. Hannover: Hann. 83, III, 280, Bl. 11).
  4. Es kommen folgende Akten in Frage: Staatsarchiv Hannover: Hann. 83, III, 280, Bl. 11–13. Landeskirchenarchiv Braunschweig: Generalkonsistorial-Protokolle, Sitzung 1592, Juni 13: P. 4 und die Marginalie auf dieser Seite; Sitzung 1592, August 8: Inhaltsverzeichnis P. 10.
  5. Staatsarch. Hannover: Hann. 83, III, 280, Bl. 13: So die Witwe Wucherpfennigs auf Befragung durch das Konsistorium August 1627.
  6. Ebd. Bl. 12: Schreiben des Konsistoriums an Wucherpfennig (Kopie ohne Empfängeranschrift, unterzeichnet von H. Petreus).
  7. Er starb während der Pest 1626: Stadtkirchenarchiv Göttingen, Kirchenbuch St. Johannis Bd. I, 1619–1652, S. 31 (Hinweis von K.-H. Bielefeld).

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 151 (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0015102.