Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 132† Göttingen, St. Marienkirche M./2. H. 16. Jh.

Beschreibung

Bild Philipp Melanchthons. Es befand sich neben dem Lutherbild1) (Nr. 131) und dürfte zur gleichen Zeit entstanden sein.

Inschrift nach Dransfeld.

  1. EFFIGIES PH(ILIPPI) MELANCHTHONISFORMA, PHILIPPE, TUA EST, SED MENS TUA NESCIA FINGINOTA EST ANTE BON[O]Sa), ET TUA SCRIPTA DOCENT.

Übersetzung:

Das Bild Philipp Melanchthons. Es ist deine Gestalt, Philipp, aber dein Geist kann nicht abgebildet werden. Berühmt ist er bei den Gutgesinnten, und deine Schriften zeigen ihn.

Versmaß: FORMA . . . DOCENT ein Distichon.

Kommentar

Über die Darstellung Melanchthons auf diesem Bild ist nichts bekannt. Der Gedanke von der Unmöglichkeit, den Intellekt in der bildlichen Kunst zum Ausdruck zu bringen, findet sich auch in der Unterschrift zu Dürers Melanchthonporträt von 1526.2) Ferner sind zu dieser Frage Zeugnisse Melanchthons und Eobanus Hesses überliefert, in denen die Ansicht vertreten wird, der Schriftsteller besitze ein höheres Maß an Ausdruckfähigkeit als der Maler.3)

Textkritischer Apparat

  1. BONIS Dransfeld.

Anmerkungen

  1. Dransfeld, Dissertatio . . . Divae Virginis (4).
  2. Albrecht Dürer. 1471–1971. Katalog der Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums (Nürnberg) 1971, München 1971, 209, Nr. 409: „1526 VIVENTIS POTVIT DVRERIVS ORA PHILIPPI MENTEM NON POTVIT PINGERE DOCTA MANVS.“ O. Clemen vermutet Eobanus Hesse als Verfasser dieses Epigramms, vgl. O. Clemen, Melanchthon und Dürer, in: Beiträge zur bayer. Kirchengeschichte 26 (1919) 29–38, hier 36. So auch H. Rupprich, Dürer. Schriftlicher Nachlaß I, Nr. 98, Anm. 1.
  3. Zu Melanchthon: Joh. Manlius, Locorum communium collectanea, Basel 1590, 435: „Multa enim non possunt pingi, quae tamen verbis utcunque declarari possunt (. . .)”; vgl. auch Clemen, Melanchthon und Dürer 35. – Zu Eobanus Hesse: Helii Eobani Hessi poetae excellentiss. et amicorum ipsius epistolarum familiarum libri XII, Marburg 1543, 210f.: Hesse schreibt 1526 an Adam Krafft, dem er sein von Dürer in Kupfer gestochenes Porträt zugeschickt hat: “(. . .) quamvis, ut spero, melius expriment literae, quam ullus Apelles, ullaque pictorum manus“. Die Stelle ist auch gedruckt bei H. Rupprich, Dürer. Schriftlicher Nachlaß I, 277, Nr. 108.

Nachweise

  1. Dransfeld, Dissertatio . . . Divae Virginis (4).

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 132† (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0013206.