Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 121† Göttingen, ehem. Kapelle St. Crucis 1580 (?)

Beschreibung

Inschriftepitaph des Matthias Caselius. Die Holztafel war an der Chorwand befestigt, Caselius‘ Grabstein lag vor dem Altar.1) Mitte des 18. Jahrhunderts war die Tafel noch vorhanden.2) Der Verbleib des Epitaphs nach dem Abbruch der Kapelle 1785 ist unbekannt.

Inschrift nach ZGB Göttingen I 2, S. 95.

  1. A)

    Sepultus sub proximo lapide jacet Mathias Caselius e nobili Chesseliorum in Geldria familia ortus, de Ecclesiis Gandershemensi Northeimensi et Göttingensi/ optume meritus · Obiit Anno · M DLXXX ·

  2. B)

    Johannis Caselii Phoenicis Germaniae Göttingae nati Parens ·

Übersetzung:

Unter dem nächstfolgenden Stein liegt Mathias Caselius begraben, der aus der edlen Familie Kessel in Geldern stammt. Er hat sich um die Kirchen in Gandersheim, Northeim und Göttingen im höchsten Maße verdient gemacht. Er starb im Jahr 1580. (A)

(Er war der) Vater des in Göttingen geborenen Johannes Caselius, Deutschlands Phönix. (B)

Kommentar

Matthias Caselius aus Bracht in Obergeldern3), „homo boni ingenij, optime eruditus, integri placidi(que) animi“4), wurde 1531 Rektor der Göttinger Stadtschule5), 1540 Kaplan an der Sixtuskirche in Northeim und 1543 Superintendent in Gandersheim.6) Nach mehrjähriger Tätigkeit in Fürstenberg (Mecklenburg) und Neubrandenburg kehrte er 1555 nach Northeim zurück.7) Zehn Jahre später war er wieder in Göttingen, wo er bis zu seinem Tod 1580 vermutlich im Hospital St. Crucis lebte. So jedenfalls ließe sich sein Begräbnis in dieser Kapelle erklären.8)

Inschrift B) fehlt bei Dransfeld und ZGB Göttingen III 4, wird aber in ZGB Göttingen I 2 und bei Spangenberg ausdrücklich als unter der Grabinschrift stehend genannt. Koldewey schließt aus diesem Hinweis auf Johannes Caselius, daß das Epitaph erst nach dessen Tod (1613) angefertigt worden sei.9) Es läßt sich anderseits nicht ausschließen, daß dieser Satz der Inschrift des Vaters zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt worden ist.

Anmerkungen

  1. ZGB Göttingen I 2, S. 95.
  2. Koldewey, Matthias Bracht 63.
  3. Ebd. 3ff.
  4. De vita, obitu, atque obiter hac occasione de origine v. cl. Joannis Caselii, programma publicum et breuis narratio, Helmstedt 1613, (7).
  5. Koldewey, Matthias Bracht 14.
  6. Ebd. 29ff.
  7. Ebd. 49ff.
  8. Ebd. 61ff.
  9. Ebd. 70.

Nachweise

  1. ZGB Göttingen I 2, S. 95.
  2. Dransfeld, Epistola, Anm. S. 16 (nur A).
  3. ZGB Göttingen III 4, 13 (nur A).
  4. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 120 (nennt das Epitaph unter den Denkmälern der St. Georg-Kapelle, die jedoch bereits um die Mitte des 16. Jahrhunderts abgebrochen wurde, vgl. Nr. 80, Anm. 2).
  5. F. Koldewey, Matthias Bracht von Kessel, der Vater des Humanisten Johannes Caselius, in: Zs. d. Gesellsch. f. Nds. Kirchengeschichte 6 (1901) 1–75, hier 63.
  6. Saathoff, Evangelische Pfarrer Göttingens 150 (Erwähnung).

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 121† (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0012101.