Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 90† Gö.-Weende, ehem. Augustinerinnenkloster 1532

Beschreibung

Inschriftepitaph (?) des Propstes Johannes Fermissen. Es ist ungewiß, ob es sich hier um eine Inschrift handelt. Lubecus nennt den Text im Anschluß an die Bauinschriften von 1461 (Nr. 45) und 1517 (Nr. 84), ohne ihn ausdrücklich als Inschrift zu bezeichnen. Der Wortlaut entspricht dem Inschriftenformular.

Inschrift nach Lubecus.

  1. Anno Dominj 1532 nona die mensis aprilis Venerabilis Domin(us)a) Jo(hann)es. Fermessen · p(rae)positus Monasterij Wiene(n)sis obijt et in choro nouj templi · sepultus · e(st)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1532, am neunten Tag des Monats April, starb der ehrwürdige Herr Johannes Fermissen, Propst des Klosters Weende, und ist im Chor der neuen Kirche begraben worden.

Kommentar

Die Worstellung von obijt ist ungewöhnlich; üblich ist, daß obiit vor dem Namen und dem Epitheton steht.

Letzner schreibt, Johannes Fermissen1) habe das Amt des Propstes 1517–1538 bekleidet.2) Dem widerspricht die Urkundenüberlieferung, die das in der Inschrift verzeichnete Todesjahr bestätigt. Fermissen läßt sich zuerst 1511 urkundlich nachweisen3); er wird zum letzten Mal 1531 erwähnt4), während in einer 1532 ‚in vigilia sancti Martini Episcopi‘ (10. November) ausgestellten Urkunde bereits Andreas Mundemann als Propst genannt wird (vgl. auch Nr. 84)5). – Mit dem Neubau der Kirche wurde 1499 begonnen (vgl. Nr. 58).

Textkritischer Apparat

  1. Die beiden vorausgehenden Wörter sind über zwei durchgestrichene Wörter geschrieben, die sich nicht mehr entziffern lassen; vor Venerabilis ist außerdem D(omi)n(us) gestrichen.

Anmerkungen

  1. Die Schreibweise des Namens schwankt. Bei Letzner und in den Urkunden steht Vermissen. Vermutlich bezeichnet der Name den Herkunftsort ‚Varmissen‘ in der Nähe von Dransfeld (LK Göttingen).
  2. Letzner, Chronik (Univers.-Bibl. Göttingen: Cod. Ms. hist. 248, S. 1199; in Cod. Guelf. 49 Extrav., f. 159r findet sich dagegen die mit der Inschrift übereinstimmende Eintragung, Fermissen sei am 9. April 1532 verstorben).
  3. Univers.-Bibl. Göttingen: Cod. Ms. hist. 1 XXXI, f. 78r.
  4. Ebd. f. 82r. Grotefend, Beiträge 174.
  5. Univers.-Bibl. Göttingen: Cod. Ms. hist. 1 XXXI, f. 83r/v.

Nachweise

  1. Lubecus, BL-Chronik I, S. 615.

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 90† (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0009004.