Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 88† Göttingen, Große Mühle (Am Leinekanal 1) 1527/1592/1610

Beschreibung

Drei Bauinschriften. Inschrift A) stand auf einem Eckstein an der Nordseite1); B) läßt sich nicht genau lokalisieren, da der Fundort nur ein „Stein“ angegeben ist2), C) stand auf einem Balken über der Tür.3) Spangenberg zeichnet A) in gotischer Minuskel und C) in Renaissance-Kapitalis4), während sich für B) kein Schrifttyp feststellen läßt.

Inschriften A) und C) nach Spangenberg, Geschichte und Beschreibung, B) nach Spangenberg, Beiträge.

  1. A)

    anno domini[m] ccccc xx viiG

  2. B)

    anno d(omi)ni 1592 ist das muelenwerk mit den grunde wieder erbaut.

  3. C)

    GANNO DOMINI1610

Kommentar

Die in A) fehlende Jahrtausendzahl war vielleicht bereits zu Spangenbergs Zeit zerstört. Ein städtisches Initialwappen, wie es in A) und C) überliefert wird, ist noch heute an der Südseite des Hauses zu sehen. Die Mühlen unterstanden dem Rat, für die Große Mühle wurde 1531 ein Mühlenmeister gestellt.5)

In der älteren Literatur wird berichtet, die Große Mühle sei 1500 erbaut worden, nachdem die vor dem Weender Tor gelegene Weender Mühle 1492 abgerissen worden sei.6) Spangenberg erwähnt – ohne nähere Angaben zur Ausführung – die Jahreszahl ‚1500‘ als entsprechende Inschrift an einem Stein der Großen Mühle.7)

In der Urkundenüberlieferung wird diese Mühle zuerst 1531 erwähnt.8) Ihre Vorgängerin hieß die ‚Stockleffsmühle‘.9) Es läßt sich nicht sicher klären, ob die Große Mühle ein Erweiterungsbau der Stockleffsmühle oder ein völliger Neubau war.10)

Umbauten sind über das Jahr 1610 hinaus noch 1677, 1720 und 1804 bezeugt.11) Die Renovierung von 1804 wird durch eine Inschrift angezeigt, die an der dem Leinekanal zugekehrten Westseite des Hauses in Stein angebracht ist.

Anmerkungen

  1. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 133; Spangenberg, Beiträge 457.
  2. Spangenberg, Beiträge 457.
  3. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 133.
  4. Ebd.
  5. Urkunden der Stadt Göttingen aus dem 16. Jh. Nr. 585, S. 288f.
  6. ZGB Göttingen I 2, S. 50. Die Weender Mühle wurde in der Stadt verlegt, s. Urkunden der Stadt Göttingen aus dem 16. Jh. Nr. 36, S. 32f.
  7. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 73.
  8. Urkunden der Stadt Göttingen aus dem 16. Jh. Nr. 585, S. 288f.
  9. ZGB Göttingen I 2, S. 49.
  10. Schmidt, UB Göttingen II, S. 412, Anm. 8 bemerkt zu dieser Frage lediglich: „Von den im 1. Bande erwähnten Mühlen sind am Ende des 15. Jahrh. nur noch zwei übrig, die Ottilien (= ‚Nodilien‘)Mühle, jetzt die kleine, und die Stockleffsmühle, jetzt die große genannt.
  11. Spangenberg, Beiträge 458, dort ‚1803‘ als letztes Umbaujahr angegeben.

Nachweise

  1. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 133.
  2. Spangenberg, Beiträge, 457f.

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 88† (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0008803.