Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 81† Göttingen, St. Jakobikirche 1508

Beschreibung

Epitaph (?) des Georg Giseler. Der genaue Standort ist nicht überliefert. Giseler bestimmte in seinem Testament lediglich: ‚Et primo eligo sepulturam meam in Ecclesia mea sancti Iacobi penes meos Praedecessores‘ (. . .).1)

Inschrift nach ZGB Göttingen.

  1. Georgius Gisler Doctor aegritudinem incidens in D(omi)no defunctus est. AEgritudo tanta fuit vehemens apoplexia [ut]a) etb) sensum et motum aufferret, communi hominum opinione et fama ditissimus reputatus. Habuit enim splendidam et pretiosam tempore vitae suae in scyphis crateribus cantharis argenteis supellectilem atque plures domos fructibus oneratas.Georgius Gisler legum Doctor et Plebanus S(ancti) Iacobi in Gottingen diem suum extremum clausit anno D(omi)ni MDVIII · Februarii vigesimo quarto die.

Übersetzung:

Dr. Georg Giseler, der in eine Krankheit fiel, ist im Herrn verstorben. Die Krankheit war eine so heftige Apoplexie, daß sie (ihm) das Empfindungsvermögen und die Bewegungsfähigkeit raubte. In der öffentlichen Meinung und im Urteil der Menschen wurde er für sehr reich gehalten. Denn er besaß zur Zeit seines Lebens prächtiges und kostbares Hausgerät an Bechern, Kesseln, silbernen Kannen und mehrere Häuser, die mit Korn gefüllt waren. Georg Giseler, der Rechte Doktor und Pfarrer des hl. Jakobus in Göttingen, beschloß seinen letzten Tag im Jahre des Herrn 1508, am 24. Februar.

Kommentar

Es läßt sich nicht eindeutig klären, ob es sich hier um eine Inschrift oder möglicherweise um eine Eintragung aus dem Totenbuch handelt. Guden (ZGB Göttingen) spricht an dieser Stelle von einer „alte(n) Schrifft“.2)

Georg Giseler immatrikulierte sich Ostern 1467 in Erfurt.3) Seit 1479 war er Pfarrer an der Jakobikirche.4) Als Jurist konnte er auch in politischen Angelegenheiten für die Stadt tätig werden. So nahm er 1486 als einer der Vertreter Göttingens an den Friedensverhandlungen zwischen Hildesheim und Herzog Wilhelm d. J. teil.5)

Giselers in der Inschrift angesprochener Reichtum läßt sich deutlich aus seinem Testament ablesen, in dem er Verwandten und Freunden beträchtliche Geldsummen vererbte.6)

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt ZGB Göttingen.
  2. Alle et als Ligatur geschrieben.

Anmerkungen

  1. ZGB Göttingen II 3, S. 138.
  2. Ebd. S. 139.
  3. Akten der Erfurter Universität I, S. 321, Z. 11; ‚Georius Giseler de Gottingen.‘
  4. UB Göttingen II, S. 463 (Register).
  5. UB Göttingen II, Nr. 355, S. 334. – Über den Konflikt vgl. Havemann, Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg I, 729ff.
  6. ZGB Göttingen II 3, S. 137–139.

Nachweise

  1. ZGB Göttingen II 3, S. 139.

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 81† (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0008107.