Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 21 Hannover-Herrenhausen, Mausoleum E. 14. Jh.

Beschreibung

Grabstein Herzog Brunos von Braunschweig-Lüneburg. Hellgrauer Sandstein. Bruno († 1306) lag in der Göttinger Franziskanerkirche begraben, wo der Stein an der Chornordwand in der Nähe des Altars anstoßend an den Sarkophag der Herzogin Elisabeth (Nr. 13) in den Boden eingelassen war.1) Nach Abbruch dieser Kirche wurde der Grabstein nach Hannover zunächst in die Gruft unter dem Leineschloß gebracht, seit 1957 befindet er sich im Mausoleum in Herrenhausen.2)

Maße: H. 192, B. 84, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (sehr gut ausgeführt). Inschrift umlaufend, Beginn rechts unten.

Heino Kuhlmann [1/1]

  1. · anno · d(omi)ni · m° · ccc° · ui°a) · in · uigilia o(mn)iv(m) s(an)c(t)o(rum)b) obiit · illustr(is) · princeps · domicellus · brunoc) · dux · i(n) · brunswichd)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1306 am Tag vor Allerheiligen starb der vornehme Fürst Junker Bruno, Herzog in Braunschweig.

Wappen:
a) auf der unteren Hälfte der Platte: Braunschweig (2 Leoparden), Helmzier: springendes Pferd;b–e) in den vier Ecken: Braunschweig (springendes Pferd und Löwe abwechselnd)

Kommentar

Der Grabstein ist später als 1306 entstanden. Nach G. Schnaths Untersuchungen ist das springende Pferd im Braunschweiger Wappen nicht vor 1362 sicher beglaubigt.3) Die Verwendung der gotischen Minuskel, in Göttingen mit einiger Glaubhaftigkeit zuerst 1342 überliefert (Nr5), verweist auf die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts. G. Schnath hat mit guten Gründen eine Datierung um 1390 vorgeschlagen, wobei er von der Vermutung ausging, Brunos Grabstein sei im Zusammenhang mit der Bestattung Herzogin Elisabeths erneuert worden.4)

Bruno war der dritte Sohn Herzog Albrechts des Feisten (1279–1318). Nach dem Wortlaut der Inschrift (domicellus) ist er im jugendlichen Alter gestorben.

Textkritischer Apparat

  1. m ccc iii Bünting; Rehtmeier; ZGB Göttingen I 1 und II 3; v. Praun; Steffens; Spangenberg, Geschichte und Beschreibung; Vaterländ. Archiv 3; Halliday; Neues vaterl. Archiv 1; Kdm. II; Zimmermann; Lehmann.
  2. Sctor. v. Praun.
  3. Brunsv. v. Praun.
  4. obiit Bruno, illustris Princeps Domicellus in Brunsvic ZGB Göttingen II 3; Kdm. II.

Anmerkungen

  1. Staatsarchiv Hannover: Hann. 93, 45 Göttingen Nr. 35, Bl. 2/3. Neues vaterl. Archiv 1, 325.
  2. Schnath 23.
  3. Ebd.
  4. Ebd. 23f.

Nachweise

  1. H. Bünting, Newe/ Volstendige/ Braunschweigische vnd Lunebürgische Chronica, S. 480.
  2. Rehtmeier, Br.-Lüneburg. Chronik 598.
  3. ZGB Göttingen I 1, S. 69f.
  4. ZGB Göttingen II 3, S. 114.
  5. v. Praun, Siegel-Cabinet Nr. 115.
  6. J. H. Steffens, Auszug aus der Geschichte des durchleuchtigsten Gesammthauses Braunschweig-Lüneburg, Hannover 1785, 254 (unvollständig).
  7. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 118.
  8. Vaterländisches Archiv 3 (1820) 335.
  9. Halliday, A general history 337.
  10. Neues vaterl. Archiv 1 (1822) 325.
  11. Kdm. II 77.
  12. Zimmermann, Grabstätten der Welfen 196.
  13. Lehmann, Einige Nachrichten über die Grabdenkmäler des Herzogs Bruno v. Braunschweig († 1303) und der Herzogin Elisabeth († 1390) in der ehemaligen Barfüßerkirche zu Göttingen, in: Protokolle 1899/1900, 56–63, Kupferstich (N. Seeländer) neben 103.
  14. G. Schnath, Das Sachsenroß 86, A. 38, Abb. T. VIII, Nr. 28.

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 21 (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0002105.