Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 19 Göttingen, Kreuzkirche 2. H. 14. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Der Kelch wurde der Kreuzkirche 1962 von der Johanniskirche überlassen. Inschriften: A) am Schaft oberhalb des Nodus, B) an den Rotuln des Nodus, C) am Schaft unterhalb des Nodus, D) Titulus über dem Kruzifix auf dem Fuß, E) Umschrift auf dem Fuß.

Maße: H. 18, Du. Kuppa 12,5, Du. Fuß 14,5, Bu. 0,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel, erhaben.

Heino Kuhlmann [1/1]

  1. A)

    · ave · caro · cristi ·

  2. B)

    + ihesvs

  3. C)

    · ave · veruma) · mariab)

  4. D)

    i(esus) n(azarenus) r(ex) i(udaeorum)1)

  5. E)

    · heyso · de · esbeke · etc) · alheydis · vxor · eivs · fecervnt · calicem · istvm ·

Übersetzung:

Sei gegrüßt, Fleisch Christi. (A) Sei wahrhaft gegrüßt, Maria. (C) Heiso von Esebeck und seine Frau Adelheid haben diesen Kelch anfertigen lassen. (E)

Kommentar

Inschriften A, B und C verweisen auf die Eucharistie. – Bei E) sind als Trennzeichen Rhomben und Rosetten verwendet worden. Auf dem Fuß des Kelchs ist mit Metallstiften ein Kruzifix befestigt. Unter dem Kruzifix stehen Maria und Johannes.

Heiso von Esebeck besaß ein Haus an der Weender Straße „zwischen Anselm von Andernach und Tile Keyser“2). Er wird 1386 als verstorben erwähnt. Seine Witwe Adelheid vermachte im gleichen Jahr dem Rat eine ansehnliche Spende, wofür dieser als Gegenleistung den Dominikanern und Franziskanern wöchentlich ein bestimmtes Quantum Wein aus dem Ratskeller liefern mußte.3) Auch stiftete sie um diese Zeit (zwischen 1386 und 1402) der Johanniskirche einen Kelch – vielleicht den hier beschriebenen? – sowie ein Meßgewand; beide Gegenstände sollten, wie die Älterleute der Kirche bestätigten, bei ihrem Tod auf ihren Sarg gesetzt bzw. gelegt werden. Adelheid von Esebeck verstarb am 3. März 1402.4) Die Familie Esebeck gehörte vermutlich zu den Handwerkern. Einen Ratsherrn stellte sie erst im 15. Jahrhundert.5)

Textkritischer Apparat

  1. verbum Spangenberg.
  2. uinum Kdm.; Saathoff.
  3. In den Rand des Kelchs neben der Schriftleiste graviert.

Anmerkungen

  1. Joh. 19,19.
  2. UB Göttingen I Nr. 314 S. 343f.
  3. Ebd. S. 343 A. 1.
  4. Nach einem undatierten Urkundenentwurf aus dem Göttinger Stadtkirchenarchiv, Pfarrarchiv St. Johannis (unsigniert).
  5. Ritter, Ratsherrn 49. Hermann v. Esebeck, Ratsherr 1467–1483: UB Göttingen II, S. 439f.

Nachweise

  1. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 82f.
  2. Spangenberg, Beiträge 435.
  3. Kdm. II 73.
  4. Saathoff, Kirchengeschichte 13f. (D fehlt in allen genannten Veröffentlichungen).

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 19 (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0001904.