Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 171† Göttingen, St. Johanniskirche 1636

Beschreibung

Flügelaltar von Ludolph Büsinck. Der Mittelteil zeigte die Kreuzigung mit den Schächern, links waren die Ölbergszene, rechts die Kreuzabnahme und Grablegung dargestellt.1) Die Inschrift stand vermutlich auf der Rahmenleiste.

Inschrift nach ZGB Göttingen.

  1. Anno · 1636 · Ludolph Bunsinga) invenit et pinxit, Münden ·

Übersetzung:

Im Jahr 1636 hat Ludolph Büsinck (den Altar) entworfen und gemalt, Münden.

Kommentar

Ludolph Büsinck (Businck), in den Inschriften seiner anderen Werke wird nur diese Namensform überliefert2), war Maler und Holzschneider. Er wurde vermutlich 1600 in Hann. Münden geboren und läßt sich dort selbst seit 1630 inschriftlich und urkundlich nachweisen.3) Der größte Teil seiner bekannten Werke ist jedoch in Paris entstanden, wo Büsinck sich vermutlich nach 1641 für einige Jahre aufgehalten hat.4) Dort arbeitete er für den Verleger Michel Tavernier. Überliefert sind verschiedene Genredarstellungen und einige Blätter mit religiösen Motiven.5) Später kehrte er nach Hann.-Münden zurück, wo er 1647 die Stelle eines Zollverwalters innegehabt haben soll und 1669 verstorben ist.6)

Der Göttinger Altar ist Büsincks einziges durch Quellen sicher bezeugtes Gemälde.7) Nach der Renovierung der Johanniskirche 1791/92 wurde der Altar nicht wiederaufgestellt8) und ist offenbar damals oder kurz darauf verlorengegangen. Auf keinem anderen Werk hat Büsinck seinen vollen Namen genannt. – Vgl. auch Nr. 187.

Textkritischer Apparat

  1. N. Buesing Müller 12.

Anmerkungen

  1. ZGB Göttingen I 2, S. 70f.
  2. G. K. Nagler, Die Monogrammisten IV 288.
  3. Zwei Holzschnitte sind 1630 in Hann.-Münden angefertigt worden, vgl. Nagler, Monogrammisten IV 288. Zur Urkundenüberlieferung vgl. Stechow, Ludolph Büsinck 7.
  4. Nagler, Monogrammisten IV 287 und Thieme/Becker V 199 geben an, Büsinck habe bereits „nach 1630“ in Paris gelebt und gearbeitet. Das ist kaum glaubhaft, denn 1632, 1635, 1638 und 1641 wurden ihm in Münden vier Kinder geboren (vgl. Stechow, Ludolph Büsinck 7), 1636 hat er zudem den Altar in Göttingen gemalt. Ein offenbar in Paris entstandener Holzschnitt ist 1643 datiert (Nagler, Monogrammisten IV 288). Die Signatur verzeichnet keinen Entstehungsort. Paris kann jedoch als solcher angenommen werden, da das betreffende Motiv (hl. Familie, von Engeln bedient) nach einer Vorlage des Malers Georges Lallemand gestaltet wurde, mit dem Büsinck in Paris zusammenarbeitete. Kurz darauf wird er wieder nach Münden zurückgekehrt sein, denn 1644 wurde ihm dort wieder ein Kind geboren (vgl. Stechow, Ludolph Büsinck 7).
  5. Werkkatalog bei Nagler, Monogrammisten IV 288 und Thieme/Becker V 199 (bei beiden fehlt der Göttinger Altar).
  6. Stechow, Ludolph Büsinck 7f.
  7. Auf einem Holzschnitt steht als Inschrift: ‚L. Büsinck. pinxit et scul: in Münden. 1630.‘. Stechow interpretiert ‚pinxit‘, als habe Büsinck „diesen Holzschnitt nach einem eigenen Gemälde angefertigt“ (Stechow, Ludolph Büsinck 8 und Abb. 5). Es ist aber durchaus zu überlegen, ob ‚pingere‘ in diesem Zusammenhang nicht eher mit ‚(vor)zeichnen‘ zu übersetzen ist.
  8. Saathoff, Kirchengeschichte 208.

Nachweise

  1. ZGB Göttingen I 2, S. 71.
  2. H. Müller, Göttingen 12.
  3. Kdm. II 73.
  4. Saathoff, Kirchengeschichte 208.
  5. W. Stechow, Ludolph Büsinck, Maler von Münden, und sein Hochaltar für die Göttinger Johanniskirche, in: Neues Göttinger Jb. 4 (1933/34) 5–12, hier 5.

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 171† (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0017106.