Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 164† Göttingen, St. Johanniskirche 1626

Beschreibung

Grabstein des Justus Großcurd. Über den Verbleib ist nichts bekannt, möglicherweise bei der Renovierung der Kirche 1791/92 abhanden gekommen.

Inschrift nach Croll.

  1. C(HRISTO) I(ESU) S(ACRUM) M(AGISTER) JUSTUS GROSCORDUS SVPERINTENDENS GENERALIS PASTOR PRIMARIUS ET PAEDAGOGII PROFESSOR DIGNISSIMUS MERITISSIMUS VIR HEROICO PLANE SPIRITV ET GRAVISSIMO ELOQUIO INSIGNIS IN VERA PIETATE ET ORTHODOXA RELIGIONE PROPAGANDA STRENVVS AC INDEFESSVS IMMATVRA MORTE SUBLATVS ANNO M DCXXVI. XVI KAL(ENDAS) SEXTILIS1) DURANTE OBSIDIONE URBIS HUIUS CVM IN HIS TERRIS VIXISSET ANNOS XL MENSES III HORAS IV.PRAEFUISSET ECCLESIAE AD B(EATAM) VIRGINEMa) III. USLARIENSI IIX. HUIC AD D(IVUM) JOHANNEM IV.Qui transis saxum hoc lector ne saxeus estoNostrae dic ingens hic jacet urbis honos.

Übersetzung:

Jesus Christus geweiht. Magister Justus Großcurd, ein sehr würdiger, hochverdienter Generalsuperintendent, Pastor primarius und Professor des Pädagogiums, ein Mann, ausgezeichnet durch geradezu heldenhafte Gesinnung und durchdringendste Beredsamkeit, tatkräftig und unermüdlich in der Verbreitung der wahren Frömmigkeit und rechtgläubigen Religion, wurde durch einen zu frühen Tod im Jahr 1626, am 16. Tag vor den Kalenden des August während der Belagerung dieser Stadt hinweggerafft, als er 40 Jahre, 3 Monate (und) 4 Stunden auf dieser Welt gelebt hatte.

Er stand der Kirche zur heiligen Jungfrau2) drei (Jahre) vor, derjenigen in Uslar acht, der zum heiligen Johannes vier.

Leser, der du an diesem Stein vorübergehst, sei nicht aus Stein, verkünde, daß hier die überragende Zierde unserer Stadt liegt.

Datum: 17. Juli

Kommentar

Justus Großcurd wurde am 17. April 1586 in Alfeld geboren.3) Er besuchte zunächst die Schule in Höxter, später war er Stipendiat in Amelungsborn, Riddagshausen und Marienthal, seit 1604 studierte er Theologie und Philosophie in Helmstedt.4) Nach dem Studium übernahm er zunächst bei verschiedenen Familien Hauslehrerstellen, bis er 1612 die Pfarrstelle an der Göttinger Marienkirche erhielt.5) Im Jahr 1615 ging Großcurd als Superintendent nach Uslar6), wurde jedoch 1622 gegen den Einspruch des Rats, der ihn angeblich nicht als qualifiziert genug für den Unterricht am Pädagogium erachtete, als Generalsuperintendent nach Göttingen zurückberufen.7)

Großcurd starb an der Pest, die während der Belagerung der Stadt durch Tilly im Sommer 1626 eine große Zahl an Opfern forderte.8) Sein Todestag ist vermutlich entgegen dem Inschrifttext der 16. Juli, am 19. Juli wurde er in der Johanniskirche bestattet.9) Georg Andreas Fabricius (vgl. über ihn Nr. 182) verfaßte die Inschrift10), deren letzte zwei Zeilen ein Distichon bilden.

Textkritischer Apparat

  1. VIRGINIS Dransfeld.

Anmerkungen

  1. SEXTILIS ist der sechste Monat des römischen Jahres, das vom März an rechnet, der August nach heutiger Zählung.
  2. Marienkirche in Göttingen.
  3. Croll, Leichenpredigt für. J. Großcurd (20).
  4. Ebd. (21f.)
  5. Ebd. (22). Saathoff, Kirchengeschichte 172, schreibt, Großcurd habe bereits 1610 dieses Amt eingenommen.
  6. Croll, Leichenpredigt für. J. Großcurd (23).
  7. Saathoff, Kirchengeschichte 172.
  8. Croll, Leichenpredigt für J. Großcurd (3, 24ff.). – Zur Belagerung Göttingens vgl. Saathoff, Geschichte der Stadt Göttingen I 242ff.
  9. Croll, Leichenpredigt für J. Großcurd, Titelblatt.
  10. Ebd. (28).

Nachweise

  1. Croll, Leichenpredigt für J. Großcurd (28).
  2. Dransfeld, Prodromus 39.
  3. J. H. Stuss, Memoria beati Theodori Berckelmanni 337f.
  4. Steinmetz, Generalsuperintendenten 138.

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 164† (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0016403.