Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 161† Göttingen, St. Jakobikirche 1620

Beschreibung

Namen des Pfarrers und der Diakone auf einem Brett an der Orgel. Die Inschrift war „mit goldenen Buchstaben“ gemalt.1) Die Kirche erhielt bei der Renovierung gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts eine neue Orgel.2) Über den Verbleib der Inschrift ist nichts bekannt.

Inschrift nach ZGB Göttingen.

  1. Jn honorem S(anctae) Trinitatis hoc opus Anno Christi 1617. per Joannem Sieborg civem inceptum, et Anno 1620. completum est, Pastore D(omi)no M(agistro) Christophoro Lossio atque diaconis D(omino) Ludolpho Henckel M(edicinae) D(octore) D(omino) Henrico Helmold. Sen(ioribus) D(iaconis) et Nicolao Bachmann et D(omino) Justo Ludolphi qui omnes in hoc opere perficiendo summopere occupati fuerunt.

Übersetzung:

Zur Ehre der hl. Dreieinigkeit ist dieses Werk im Jahre Christi 1617 durch den Bürger Johannes Sieburg begonnen und im Jahre 1620 durch den Pfarrer, Herrn Magister Christoph Losse, und die Diakone Herrn Ludolph Henckel, Doktor der Medizin, Herrn Heinrich Helmoldt, Seniordiakone, und Nikolaus Bachmann sowie Herrn Justus Ludolph vollendet worden, die alle mit der Ausführung dieses Werkes umfassend beschäftigt waren.

Kommentar

Johannes Sieburg war Organist.3) Christoph Losse bekleidete von 1610 bis 1626 das Pfarramt an St. Jakobi.4) Ludolph Henckel hatte in Herborn und Padua Medizin studiert5), Bachmann wurde 1579 und Helmoldt 1584 in Helmstedt immatrikuliert.6) Ihre Studienfächer sind unbekannt. Justus Ludolph war Weinschenk.7) Alle vier wurden 1611 in den Rat gewählt. Helmoldt, der Meister der Kaufgilde war, und Henckel gehörten einflußreichen Göttinger Familien an.8)

Die Diakone (‚Kastenmeister‘) waren für die Verteilung der Mittel zur Armenfürsorge zuständig. Jedes Jahr wurden zwei Diakone von Pfarrer und Gemeinde neu gewählt, während die beiden anderen im Amt blieben (‚Seniordiakone‘).9)

Anmerkungen

  1. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 88f.
  2. Saathoff, Kirchengeschichte 239.
  3. Gieseke/Kahle, Die Matrikel des Pädagogiums zu Göttingen 2, Anm. 18.
  4. Saathoff, Kirchengeschichte 254.
  5. Matrikel der Hohen Schule und des Pädagogiums zu Herborn 9, Nr. 127. Gieseke/Kahle, Die Matrikel des Pädagogiums zu Göttingen 1, Anm. 3. Ritter, Ratsherren 55. – Zwei Gedichte auf ihn bei G. A. Fabricius, Horae succisivae 103f., Nr. 12; 104, Nr. 13.
  6. Alb. Acad. Helmstad. 20, Nr. 76; 47, Nr. 111.
  7. Ritter, Ratsherren 125.
  8. Ritter, Ratsverfassung 5; 8; 10.
  9. Visitationsinstruktion von 1542 für Calenberg-Göttingen, in: Die evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts, hrsg. von E. Sehling, Bd. VI, Niedersachsen I 2; Tübingen 1957, 857. Zum Amt des ‚Kastenmeisters‘ und zur Wahl vgl. die Göttinger Kirchenordnung von 1531, ebd. 913f.

Nachweise

  1. ZGB Göttingen I 2, S. 80.
  2. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 88f.

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 161† (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0016109.