Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 153† Göttingen, Rathaus 1613

Beschreibung

Porträt Herzog Friedrich Ulrichs von Braunschweig-Lüneburg. Es hing in der „Rahts-Stube“ und war Anfang des 18. Jahrhunderts noch vorhanden.1) Der spätere Verbleib ist ungewiß. Die Inschrift stand unter dem Bild.

Inschrift nach ZGB Göttingen.

  1. Chronographicuma)continens diem mensem et annum, quo Illustrissimoac potentissimo Principi huic ac Domino, D(omi)n(o)FRIDERICO VLRICO Duci Bruns(vicensi) et Luneb(urgensi)in tutelam Civitas Gottingensis sese pie achumiliter submisit.ECCe haeC seXta foret LVX LVnaM sCorpIo VeXansQVa GottIngensIs pLebs sVa Vota parat.In gratiam Amplissimorum PrudentissimorumqueReip(ublicae) Gottingensis Consulum ac SenatorumDominorum ac Fautorum suorum colendorum pinxitac cecinit, Senatus deditiss(imus) paratissimusque CliensFridericus a Nebra pictor

Übersetzung:

Chronographicum, das den Tag, den Monat und das Jahr enthält, in dem die Stadt Göttingen sich pflichtgetreu und demütig unter den Schutz des hochberühmten und sehr mächtigen Fürsten und Herrn, Herrn Friedrich Ulrich, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, gestellt hat.

Siehe, es wird der sechste Tag sein, wenn (ehe?) der Skorpion den Mond verletzt, an dem die Göttinger Einwohnerschaft ihre Gelübde ablegt.

Zum Gefallen der erlauchten und verständigsten Konsuln und Senatorenb) der Stadt Göttingen, seiner zu verehrenden Herren und Gönner, hat (das Bild) gemalt und (die Inschrift) verfaßt des Senats ergebenster und bereitwilligster Untertan Friedrich von Nebra, Maler.

Kommentar

Die Huldigung der Stadt Göttingen vor Herzog Friedrich Ulrich (1613–1634) fand am 6. November 1613 statt.2) Bei dieser Zeremonie soll das Bild überreicht worden sein.3)

Das betreffende Jahr ist in einem Chronodistichon in der Mitte des Textes enthalten. In diesem Chronodistichon ist auch versucht, den Huldigungstag mit Hilfe einer astronomischen Berechnung anzugeben. Vermutlich wollte der Verfasser lediglich auf den Tierkreismonat des Skorpions hinweisen, in den der 6. November fällt. Im übrigen ist die Berechnung nicht korrekt, oder zumindest im Text der Inschrift nicht eindeutig ausgedrückt. Der Mond trat im Jahr 1613 am 11. November in das Tierkreiszeichen des Skorpions. Dieses Datum ist wegen der ungenauen Extrapolation um ± zwei Tage unsicher.4) Damit kann, wenn die Angabe des Chronodistichons richtig werden soll, der 11. November nicht der Anfangstag sein, zu dem der sechste Tag (seXta . . . LVX) addiert wird, um den Huldigungstag zu errechnen, sondern vom 11. November ist umgekehrt der sechste Tag zurückzurechnen (einschließlich des 11. November), um als Ergebnis den 6. November zu erhalten.

Alle et als Ligatur geschrieben.

Textkritischer Apparat

  1. Chorographicum Spangenberg, Geschichte und Beschreibung.
  2. Ratsherren und Bürgermeister? Seit dem 17. Jh. steht ‚consul‘ für Bürgermeister, vgl. Mohnhaupt, Die Göttinger Ratsverfassung vom 16. bis 19. Jh., S. 3, Anm. 4.

Anmerkungen

  1. ZGB Göttingen I 1, S. 174.
  2. StA Göttingen: Landesherrschaft-Hoheits- und Huldigungssachen Nr. 7 (1613): Gedruckte Aufforderung des Herzogs an die Stadt, sich am 6.11.1613 frühmorgens zur Huldigung einzufinden. – ZGB Göttingen I 1, S. 174 nennt den 6. Oktober.
  3. ZGB Göttingen I 1, S. 174.
  4. Herr Professor Dr. Hans-Heinrich Voigt (Universitäts-Sternwarte Göttingen) berechnete alle Tage, an denen der Mond im Jahr 1613 in das Zeichen des Skorpions eintrat. Ihm sei an dieser Stelle für seine Hilfe und sein freundliches Interesse besonders gedankt.

Nachweise

  1. ZGB Göttingen I 1, S. 174.
  2. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung, auf einem besonderen Blatt neben 125.

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 153† (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0015308.