Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 19: Stadt Göttingen (1980)
Nr. 150 Göttingen, Städtisches Museum 1608
Beschreibung
Widmungsbild aus der Nikolaikirche, jetzt im Bildermagazin des Städtischen Museums. Auf Holz gemalt. Inschriften: A) auf der oberen Rahmenleiste (Hinweis auf die Darstellung), B) auf der unteren Rahmenleiste.
Maße: H. 113,5, B. 97,5, Bu. (n) 6 cm.
Schriftart(en): A) Renaissance-Kapitalis, B) Inschriftenfraktur, einzelne Buchstaben Kapitalis.
Julia Zech [1/1]
- A)
JUDICUM AM · II ·
- B)
H(err) · Thomas Grothen · B · H 1 · 60 · 8
Anmerkungen
- Ritter, Ratsverfassung 8.
- Ritter, Ratsherren 60.
- Kirschbaum, Lexikon der christl. Ikonographie II 385f. (E. Dinkler/v. Schubert).
- Pigler, Barockthemen I 114f.
- F. Lubecus, Chronik von Northeim, S. 289 (Nds. Landesbibliothek Hannover, Ms. XXIII, 781c).
- K. Gödeke, Johannes Römoldt. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen dramatischen Literatur des XVI. Jahrhunderts, in: Zs. d. Hist. Vereins f. Niedersachsen Jg. 1852, Hannover 1855, 293–409, hier 369f.
Nachweise
- Ritter, Ratsherren 60 (nur B).
Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 150 (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0015004.
Kommentar
Das I in JUDICUM mit Punkt. Die Initialen B · H lassen sich nicht auflösen.
Thomas Grote ist 1598–1611 und 1626–1636 als Ratsherr in Göttingen bezeugt.1) Er besaß ein Haus in der Groner Straße.2)
Das Bild zeigt die Begegnung Jephthas mit seiner Tochter (Jud. 11,34). Wenn danach die in A) enthaltene Stellenangabe nicht falsch sein soll, so muß man die vermeintlich römischen als arabische Ziffern lesen.
Das betreffende Motiv wurde in Mittelalter und früher Neuzeit häufig dargestellt. Aus dem Mittelalter ist die Erzählung vor allem in Zyklenform überliefert, die Hauptszene bildet dabei die Opferung der Tochter.3) Erst die Barockzeit rückte die Begegnung Jephthas mit seiner Tochter in den Vordergrund.4) Das gleiche Thema wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts auch als Schauspiel bearbeitet. Franciscus Lubecus schreibt, daß 1575 in Northeim die „Tragoedia aus dem Buche Judicum als Jephta seine Tochter dahin geben wollen weil sie ihm am ersten begegnet“ aufgeführt worden sei.5) Dabei hat es sich vermutlich um eine deutsche Übersetzung des von dem Schotten Georg Buchanan (1506–1582) in Latein verfaßten Dramas ‚Jephthes sive Votum tragoedia‘ (Paris 1557) gehandelt.6)