Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 143† Göttingen, St. Jakobikirche 1601 (?)

Beschreibung

Epitaph des Johannes Fischer. Standort in der Kirche ist unbekannt.

Inschrift nach Dransfeld.

  1. I(N) MEMORIA[M]a) MAGNIFICI AMPLISSIMI CONSULTISSIMI AC OPTUMI VIRI DOMINI JOHANNIS FISCHERI J(URIS) U(TRIUSQUE) D(OCTORIS) QUINQUE ILLUSTRISSIMORUM PRINCIPUM D(OMINORUM) D(OMINORUM) LUDOVICI ET GREGORII LANGRAV(IORUM) HASSIAE ET D(OMINORUM) D(OMINORUM) D(OMINORUM) ERICI JULII ET HENRICI JULII DUCUM BRUNS(VICENSIS) ET LUN(AEBURGENSIS) ET QUONDAM SUPR(A) DICASTERIORUM MARBURG(ENSIS) MUND(ENSIS) ET WOLFERB(UTELENSIS) ASSESSORIS AC PRAESIDIS, ITEM CANCELLARII AC DENIQUE CONSILIARII FIDELISS(IMI) ANNO AETATIS LXVIII. CHRISTI MDC[I]b) DIE JUNII XIX HORA IV. POMER(IDIANA) PIE DEFUNCTI MARITI PARENTIS AC SOCERI DESIDERATISSIMI MOESTI POSUERUNT HAEREDES.

Übersetzung:

Zum Gedenken an den hochherzigen, sehr bedeutenden, grundgelehrten und hervorragenden Mann, Herrn Johannes Fischer, Doktor beider Rechte und einst Assessor und Vorsitzender der Gerichte in Marburg, Münden und Wolfenbüttel, auch Kanzler und schließlich allertreuester Rat bei fünf erlauchten Fürsten, den Herren Ludwig1) und Georg2), Landgrafen von Hessen, und den Herren Erich3), Julius4) und Heinrich Julius5), Herzögen von Braunschweig und Lüneburg, haben die trauernden Erben des Gatten, Vaters und teuersten Schwiegervaters für den im Jahre Christi 1601 (?) am 19. Juni um vier Uhr nachmittags im Alter von 68 Jahren fromm Verstorbenen (dieses Denkmal) gesetzt.

Kommentar

Johannes Fischer aus Münden studierte 1555 in Marburg Jura6) und wurde 1566 von Johannes Oldendorf promoviert.7) Er war Assessor und Rat am Marburger Hofgericht, später Richter in Münden und seit 1579 Kanzler Herzog Erichs d. J.8) Unter Herzog Julius übernahm Fischer für kurze Zeit das Amt des Calenberger Großvogts.9) Welche Dienste er Herzog Heinrich Julius geleistet hat, läßt sich nicht feststellen. Vielleicht war er bereits vor dessen Regierungsantritt aus dem Dienst ausgeschieden, denn bei der Aufzählung der Würdenträger, die 1589 an der Beisetzung Herzog Julius’ teilnahmen, wird er nicht erwähnt.10)

Das von Dransfeld genannte Todesjahr 1650 (vgl. Anm. b) beruht auf einem Überlieferungsfehler. Fischer ist bereits 1601 oder kurz danach gestorben.11) Vermutlich hat Dransfeld die Zehnerziffer L statt I verlesen.

Textkritischer Apparat

  1. MEMORIAE Dransfeld.
  2. MDCL Dransfeld.

Anmerkungen

  1. Ludwig d. Ä., Lg. von Hessen-Marburg (1567–1604).
  2. Georg I., Lg. von Hessen-Darmstadt (1567–1596).
  3. Erich d. J., Hz. von Braunschweig-Lüneburg (1540–1584).
  4. Julius, Hz. von Braunschweig-Lüneburg (1568–1589).
  5. Heinrich Julius, Hz. von Braunschweig-Lüneburg (1589–1613).
  6. Jul. Caesar (Hrsg.), Catalogus studiosorum scholae Marpurgensis II, 24.
  7. Ebd.
  8. Samse, Zentralverwaltung 259. F. Gundlach, Die hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Bd. III, Marburg 1930, 67.
  9. Samse, Zentralverwaltung 259.
  10. Rehtmeier, Braunschweig-Lüneburg, Chronik 1076.
  11. Samse, Zentralverwaltung 258.

Nachweise

  1. Dransfeld, Dissertatio (. . .) D. Jacobi 5f.

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 143† (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0014301.