Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 127a† Göttingen, St. Johanniskirche 1595

Beschreibung

Grabplatte des in Göttingen gestorbenen und in der Johanniskirche beigesetzten ehemaligen Hildesheimer Bürgermeisters Johann Brandis. Wahrscheinlich am oberen Rand der Grabplatte Inschrift A. Darunter wohl zwei von dem Kopisten der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts abgezeichnete Wappen, anschließend Inschrift B. In der Abschrift Schrägstriche, die offenbar die Zeilen- und Versenden der Inschrift wiedergeben und daher hier wiedergegeben werden.

Inschriften nach Grabschriften.

  1. A

    Chr(istus) Red(emptor) sa(lvator) tu(us)

  2. B

    Hanc Juris Doctor Joannis Brandisius urnam / Hildesiae Consul Patriciusq(ue) tenet / Bertramides quem post visa extera regna beavit / Patria clara foro cara Gottinga thoro Vir pius human(us) sapiens et candidus expers / Fastus sincerae religionis amans /Exactis nondum lustris bis quatuor anno / Conjugij sexto bis pater astra subit (Obiit) placide A(nno) D(omini) 1595 die 20 Marty Vixit an(n)os 37 m(enses) 11 d(ies) 1

Übersetzung:

Christus, Dein Retter und Erlöser. (A)

Hier liegt begraben der Doktor der Rechte Johann Brandis, Sohn Bertrams, Hildesheimer Bürgermeister und Patrizier, den, nachdem er fremde Reiche gesehen hat, seine berühmte Heimat im öffentlichen Leben beschenkt hat (und) das liebe Göttingen durch ein Ehebett. Nachdem er noch nicht vierzig Jahre (zwei mal vier Lustren) vollendet hatte, ging er im sechsten Jahr der Ehe und als Vater von zwei (Kindern) zu den Sternen. Er starb friedlich im Jahr des Herrn 1595 am 20. März. Er hat gelebt 37 Jahre, 11 Monate und einen Tag. (B)

Versmaß: Elegische Distichen. (B)

Wappen:
Brandis1)Friese2)

Kommentar

Joachim Brandis berichtet in seinem Tagebuch, dass Dr. Johann Brandis in Göttingen am 21. März starb und zwei Tage später begraben worden sei.3) Johann Brandis, der der Inschrift zufolge am 19. April 1557 geboren worden sein müsste, war als junger Mann und ohne Bürger zu sein Anfang 1588 Bürgermeister in Hildesheim geworden.4) Im Oktober desselben Jahres verlobte er sich mit einer Tochter des Göttinger Bürgermeisters (1584–1591) und Magisters Tilemann Friese (Freise);5) die Hochzeit mit Catharina Friese war am 12. Mai 1589.6) Brandis war zuvor nach Göttinger übergesiedelt und hatte am 13. März 1589 das Göttinger Bürgerrecht erworben. Das Paar hatte einen Sohn Johann (um 1590–1660), der später in Göttingen lebte, und eine Tochter.7)

Anmerkungen

  1. Wappen Brandis (geteilt, oben wachsender Hirsch, unten drei Schrägbalken).
  2. Wappen Friese (drei Fische 2:1, aus einem Balken nach oben und unten wachsend). Vgl. Meyermann, Göttinger Hausmarken, Tafel 7 (Nr. 143).
  3. Joachim Brandis’ des Jüngeren Diarium, hgg. von M. Buhlers, Hildesheim 1902, S. 366, Z. 3f.
  4. Ebd., S. 253f.
  5. Ebd., S. 258, Z. 39 (hier: Tile Freise). Zu Tilemann Friese vgl. Franciscus Lubecus, Göttinger Annalen. Von den Anfängen bis zum Jahr 1588, bearb. von Reinhard Vogelsang, Göttingen 1994 (Quellen zur Geschichte der Stadt Göttingen, Bd. 1), S. 473 (1582) u. 485f. (1586).
  6. Joachim Brandis Diarium (wie Anm. 3), S. 266, Z. 15.
  7. Hans Schlotter, Genealogien Hildesheimer Ratsgeschlechter bis 1802, Hannover 1989 (Familienkundliche Kommission für Niedersachsen und Bremen. Forschungsberichte, N. F. Bd. 6), S. 50.

Nachweise

  1. Grabschriften und (schlecht) abgezeichnete Wappen adeliger und anderer Familien in und ausser Landes (17. Jh.); GWLB Hannover MS VIII, 648, f. 131r.