Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 120† Göttingen, St. Johanniskirche 1573

Beschreibung

Trauerfahne des Hans Weckenesel. Ernst Spangenberg schreibt dazu: „In der 1792 abgebrochenen Sacristei1) stand damals eine zerrissene Fahne von gruener und gelber Seide, welche in Rautenform abwechselte, ueber welche auf jeder Seite ein brauner Streif weglief, mit diesen goldenen Buchstaben (. . .). In der Mitte der Fahne laß man die Jahreszahl: 1573. – Ich habe sie nachher noch in Privathaenden gesehen.“2) Die fahne war zwei Ellen lang und zwei Ellen breit, sie wurde 1792 verkauft.3)

Inschrift nach Spangenberg, Geschichte und Beschreibung.

  1. A)

    [H]ANS · WECKENESEL · DER · IN GOT · ENTSLAFEN IST · IST · AUCH [. . . . . . . . . . . . . . . . ./. . . . . . . .] SWEDEN SIN · F[EN]RICH · GEW[E]S[E]N ·· 15 · · 73 ·

  2. B)

    [HANS · WECKENESEL ·] DER IN GOTT ENTSLAFEN · IST · ISTa) · AUCH · IST · ER · DES KWNI/GES AV[. . . . . . . . . . . . . . . . .] FENRICH GEWE/SEN ·· 15 · · 73 ·

Kommentar

Trauerfahnen scheinen seit dem 16. Jahrhundert zur Totenehrung verwendet worden zu sein. Eine größere Zahl von Beispielen ist allerdings erst aus dem 17. Jahrhundert überliefert.4)

Die Weckenesel zählten im 16./17. Jahrhundert zu den Göttinger Ratsfamilien.5) Sie waren Kaufleute und entsprechend begütert.6) Ein Hans Weckenesel, über den nichts Näheres bakannt ist, wird jedoch lediglich 1553 als Zeuge einer Eidesleistung genannt.7)

Man könnte vermuten, das Todesjahr sei falsch überliefert, und Hans Weckenesel habe erst im Dreißigjährigen Krieg im schwedischen Heer gedient. Für eine solche Annahme fehlen jedoch beweisende Gründe.

Textkritischer Apparat

  1. Wiederholung von Spangenberg (?)

Anmerkungen

  1. Der Umbau erfolgte 1791/92. Die abgerissene Sakristei befand sich an der Nordseite der Kirche. Die neue Sakristei wurde in den Chor eingebaut, vgl. Saatgoff, Kirchengeschichte 208.
  2. Spangenberg, Beiträge 438.
  3. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 82.
  4. Art. ‚Fahne‘ in: RDK VI, 1060–1168, zur ‚Trauerfahne‘ 1128ff. (O. Neubecker). Die dort genannten Beispiele sind zu ergänzen durch die drei in Naumburg/Saale literarisch überlieferten Trauerfahnen aus den Jahren 1632, 1639 und 1642, die – wie auch die Göttinger Fahne – für Soldaten der schwedischen Armee aufgestellt wurden, vgl. E. Schubert, Die Inschriften der Stadt Naumburg a. d. Saale (DI VII), Nr. 317; 326; 329.
  5. Ratsherren: Martin Weckenesel (1515–1530), vgl. Urkunden der Stadt Göttingen aus dem 16. Jh., S. 401ff. Er wurde 1514 Gildemeister der Kaufleute, vgl. ebd. S. 401, Anm. 12. – Heinrich W. (1611–1621), vgl. Ritter, Ratsverfassung 13. – Heinrich W. (1633–1676), vgl. ebd. 14.
  6. Ritter, Ratsherren 50; 52.
  7. Kelterborn, Die Göttinger Bürgeraufnahmen I, 191.

Nachweise

  1. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 82 (Zeichnung).
  2. Spangenberg, Beiträge 438.

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 120† (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0012003.