Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 46 Göttingen, St. Marienkirche 1464

Beschreibung

Glocke im Turm. A) Einzeilige Schulterinschrift zwischen glatten Stegen, B) auf der Flanke unter A. Der untere Steg ist mit einem Blätterkranz verziert. Auf der Flanke zwei Reliefs mit gleichem Motiv: Christus am Kreuz, darunter Maria und Johannes. Kronenbügel.

Maße: H. 125, Du. 153, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel, erhaben.

Werner Arnold [1/1]

  1. A)

    anno · domini · millesimo · cccc · sexagesimo ·quarto · laudo · deum · verum · plebe[m]a) ·vocob) · congrego · clerum · defvnctor · ploro ·hostem · fugo · festa · decoro ·

  2. B)

    maria

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1464. Ich lobe den wahren Gott, rufe das Volk, versammle die Geistlichkeit, beklage die Toten, schlage den Feind in die Flucht, schmücke die Feste.

Versmaß: Inschrift A) besteht aus zwei leoninischen Hexametern (laudo . . . decoro).

Kommentar

Bereits 1440 wurde der Turm der Marienkirche 32 Fuß erhöht, um Glocken dort aufhängen zu können.1) Zum Jahr 1463/64 findet sich im städtischen Rechnungsbuch die Eintragung, daß den provisores der Marienkirche 3 Mark zum Guß einer neuen Glocke gegeben wurden, da die alte Glocke eingeschmolzen und zu Büchsen umgegossen worden war.2) Bei der neuen Glocke dürfte es sich um die hier beschriebene handeln.

Vor anno ist eine Münze oder ein Pilgerzeichen angebracht.

Textkritischer Apparat

  1. m durch das folgende v verdeckt.
  2. oco Spangenberg, Beiträge.

Anmerkungen

  1. UB Göttingen II, Nr. 195, S. 161.
  2. Ebd. S. 161, Anm. 1: ‚3 m(ark) dedimus provisoribus B. Virginis in nostra Nova civitate ad novam campanam in recompensam campane antique, destructe per nos tempore drabantorum ad pixides.‘

Nachweise

  1. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung, Zeichnung neben 115.
  2. Spangenberg, Beiträge 454f.
  3. Baring, Die Göttinger Kirchenglocken 92 (teilt die Inschrift unvollständig in deutscher Übersetzung mit, gibt als Glockennamen Martha an).
  4. Bielefeld, Göttinger Glockenkunde (Ms.).

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 46 (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0004609.