Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 26 Göttingen, St. Marienkirche 14. Jh./A. 17. Jh.

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Kelch mit rundem Fuß, darauf als einziger Schmuck ein Kruzifix. Silber, vergoldet. Inschriften: A) oberhalb des Nodus, B) auf den Rotuln des Nodus, C) unterhalb des Nodus, D) Titulus über dem Kruzifix auf dem Fuß, E) Platte unter dem Fuß.

Maße: H. 17,5, Du. Kuppa 11,5, Du. Fuß 12,2, Bu. A) 0,5, B) 0,8, C) 0,5, D) 0,2, E) 0,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A–D, A–C erhaben), Renaissance-Kapitalis (E).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/12]

  1. A)

    LVGHART

  2. B)

    CISEa)

  3. C)

    LVGHART

  4. D)

    INRI1)

  5. E)

    R(ELICTA) · HENRICH · HELMOLDT · GEBORNE · SCHRENDISERN ·

Kommentar

 
Wappen über E):
a) Helmoldt (Schrägbalken mit Schrägstrom belegt) b) Schrendeisen (Schild gespalten, oben zwei Lilien, unten Stange gekreuzt mit einem Doppelhaken)

Die Inschriften A) und C) nennen den Künstler oder Stifter des Kelchs.2) Er läßt sich in keiner Quelle nachweisen. Ungeklärt ist die Bedeutung von B). Für diese Inschrift kann keine sinnvolle Auflösung vorgeschlagen werden.

Inschrift E) aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts deutet darauf hin, daß der Kelch zu dieser Zeit auf Kosten der erwähnten Witwe Heinrich Helmoldts erneuert worden ist. Die Urkunden nennen zwei Göttinger Ratsherrn mit Namen ‚Heinrich Helmoldt‘. Der eine von ihnen war Kaufgildemeister und Ratsherr 1611–1626.3) Er heiratete 1613 die Tochter des Hans vom Hagen aus Duderstadt.4) Der andere Heinrich Helmoldt war Ratsherr 1600–1602.5) Die in der Inschrift genannte GEBORNE SCHRENDISERN war vermutlich seine Frau. Die übrigen Quellen geben darüber keine Auskunft. Der Name ‚Schrendeisen‘ läßt sich möglicherweise von mhd. ‚schrinden‘ (= spalten)6) ableiten, worauf der Doppelhaken des Wappenbildes hinweisen könnte.

Textkritischer Apparat

  1. Auf dem Rotulus zwischen C und E zwei gekreuzte Krummstäbe; auf demjenigen zwischen I und S eine Rosette.

Anmerkungen

  1. Joh. 19,19.
  2. Der Name läßt sich in dieser Form nicht nachweisen. Förstemann erwähnt ‚Lunchart‘, vgl. Altdt. Namenbuch I (Personennamen) 1065.
  3. Ritter, Ratsverfassung 8.
  4. Ritter, Ratsherren 54.
  5. Ritter, Ratsverfassung 8.
  6. BMZ II, 2, 217.
Addenda & Corrigenda (Stand: 03. August 2021):

Bei dem Namen LVGHART (A, C) dürfte es sich um eine Form von ‚Luitgard‘ handeln. Ein Diplom (in mittelhochdeutscher Sprache) vom 3. Januar 1399, mit dem Luitgard Rabe von Canstein (Lugkard Rabin vonme Kansteyn), Witwe Albrechts von Bovenden, einen Verkauf beurkundet, belegt eine verwandte Form. Vgl. Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Boventen, bearb. von Josef Dolle, Hannover 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 37,16), hier Nr. 217, S. 194.

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 26 (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0002605.