Inschriftenkatalog: Stadt Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 19: Stadt Göttingen (1980)

Nr. 22 Göttingen, St. Johanniskirche um 1400

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Inschriften: A) auf den Rotuln des Nodus, B) Evangelistensymbole (Adler, geflügelter Stier) mit Schriftbändern, auf den Fuß gelötet; C) Umschrift auf dem Fuß.

Maße: H. 20,9, Du. Kuppa 13, Du. Fuß 16,5, Bu. A) 0,7, B) 0,2–0,3, C) 0,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A), gotische Minuskel (B, C), alle erhaben.

Jennifer Moos [1/7]

  1. A)

    IHESVS

  2. B)

    i[o]han(n)esa) s(anctus) lvcas

  3. C)

    Johan(n)es · de · wake(n) · et · coneghu(n)d(is)b) · vxor · eius · feceru(n)tc) · ist(um) · kalice(m) · (christo)d)

Übersetzung:

Johannes von Waake und seine Frau Kunigunde haben diesen Kelch für Christus anfertigen lassen.

Kommentar

Darstellungen oberhalb des Nodus am Schaft: Löwe, der seine Jungen zum Leben erweckt; Pelikan mit geöffneter Brust, der seine Jungen sein Blut trinken läßt; Phönix, als ausschlüpfender Vogel dargestellt; Adler mit seinen Jungen im Nest; Adam und Eva. Unterhalb des Nodus: Geburt und Anbetung.

Die Rotuln sind mit schwarzer und roter Emaille ausgegossen. Zwischen den Plättchen Christusköpfe. Die beiden fehlenden Evangelistensymbole auf dem Fuß sind durch zwei Kreuze ersetzt.

Die Familie von Waake war seit 1272 in Göttingen ratsfähig.1) Die Urkunden nennen mehrere Familienmitglieder mit dem Namen ‚Hans‘. Stifter des Kelchs war Hans v. Waake d. Ä., Ratsherr 1356–1374.2) Er besaß einen Hof vor dem Albanitor.3) Nach der Eintragung in einem Kopialbuch der Johanniskirche gab er im Jahre 1400 der Kirche 30 Mark; von diesem Geld wurden ein Meßbuch und ein Kelch gekauft.4)

Textkritischer Apparat

  1. o nicht ausgeführt, da eine Klaue des Adlers an dieser Stelle das Schriftband verdeckt.
  2. Über dem u kein Nasalstrich. coneghud Saathoff, ohne Kürzungszeichen.
  3. fecernt Spangenberg, Beiträge.
  4. x Spangenberg, Beiträge.

Anmerkungen

  1. Ritter, Ratsherrn 59.
  2. UB Göttingen I S. 426ff.
  3. UB Göttingen I Nr. 260, S. 257.
  4. Stadtkirchenarchiv Göttingen, Pfarrarchiv St. Johannis: ‚Extract auß dem alten buch‘: Amtbücher Nr. 4 (S. 4).

Nachweise

  1. Spangenberg, Geschichte und Beschreibung 84 (A und C).
  2. Spangenberg, Beiträge 436 (nur C).
  3. Kdm. II 73 (A und C).
  4. Saathoff, Kirchengeschichte 14 (nur C).

Zitierhinweis:
DI 19, Stadt Göttingen, Nr. 22 (Werner Arnold), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di019g001k0002203.