Inschriftenkatalog: Gandersheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DIO 2: Kanonissenstift Gandersheim (2011)
Nr. 68 Bad Gandersheim, Stiftskirche 17. Jh.
Für eine aktualisierte Fassung dieser Katalognummer, siehe DI96 G1 Nr. 68.
Beschreibung
Reliquiendose.1) Blei. Die Dose wurde im Archivschrank (vgl. Nr. 62) in der Schublade mit der Bezeichnung 1 // ReLiQvi
Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Kapitalis-Versalien.
De vestimen/to (et) De Ligno / Domini
Übersetzung:
Von der Kleidung und vom (Kreuzes)holz des Herrn.
Anmerkungen
- Inv. Nr. 79i. – Die Wiedergabe der Inschrift erfolgt nach einem Photo, da die Dose zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht zugänglich war.
- Vgl. Heilmann, Aus Heiltum wird Geschichte, S. 93.
Nachweise
- Brakebusch, Inventar 1892, S. 20.
Zitierhinweis:
DIO 2, Kanonissenstift Gandersheim, Nr. 68 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio002g001k0006806.
Kommentar
Der Versuch einer Datierung der Inschrift nach Schriftkriterien kann nur sehr ungefähr erfolgen. Die humanistische Minuskel wird etwa ab der Mitte des 16. Jahrhunderts in Inschriften verwendet. Die Minuskel der Gandersheimer Inschrift ist nicht nach rechts geneigt wie die um und nach 1700 entstandenen, datierten humanistischen Minuskeln in Helmstedt. Dies deutet auf eine Entstehung vor 1700 hin. Die Inschrift weist Versalien in Kapitalis auf, was wiederum eher für eine spätere Entstehung als 1550 spricht. Sofern diese Überlegungen zutreffen, wäre die Dose in nachreformatorischer Zeit beschriftet und mit der Inschrift die Kenntnis des Reliquieninhalts bewahrt worden. Denkbar ist, daß die Dose im Zusammenhang mit der Anfertigung des Archivschranks im Jahr 1682 (vgl. Nr. 61) durch Anastasius Büttner und der damit verbundenen Neuordnung des Stiftsarchivs entstanden ist. Folglich gäbe auch diese Inschrift Zeugnis für den Wandel in der Wertschätzung von einstmals hochrangigen Reliquien zu nunmehr bedeutenden historischen Zeugnissen der Stiftsgeschichte.