Inschriftenkatalog: Gandersheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 2: Kanonissenstift Gandersheim (2011)

Nr. 51 Bad Gandersheim, Stiftskirche 1620

Für eine aktualisierte Fassung dieser Katalognummer, siehe DI96 G1 Nr. 51.

Beschreibung

Grabplatte für Amabilia Gräfin von Mansfeld. Stein. Die hochrechteckige Platte ist an der Südost-Wand der Marienkapelle angebracht, das Grab der Verstorbenen befand sich ebenfalls in der Marienkapelle.1) Der Stein zeigt im vertieften Innenfeld im Relief die Verstorbene in faltigem Mantel, mit Halskrause und Buch. In den vier Ecken je ein Wappenschild in einem Kranz. Die Inschrift ist auf dem Rahmen erhaben in vertiefter Zeile ausgehauen. Sie beginnt in zwei Zeilen an der oberen Schmalseite, setzt sich auf der linken Langseite oben beginnend fort, verläuft weiter über die rechte Langseite von oben nach unten und endet an der unteren Schmalseite.

Inschrift ergänzt nach Kdm.

Maße: H.: 233,5 cm; B.: 80,5 cm; Bu.: 5–6,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Inga Finck [1/1]

  1. AMABILIA / CANONISSA / PROGENITA A PHILIPPO DE [MANSFELD ET] HELD(RUNGEN) PATRE / ET AMABILIA DE LEISENITZ MATRE OBDORMIVIT A(NN)Oa) 1620 / DIE 17 SEPT(EMBRIS)

Übersetzung:

Die Kanonisse Amabilia, vom Vater Philipp von Mansfeld und Heldrungen und der Mutter Amabilia von Leisenitz/Leisnig abstammend, ist im Jahr 1620 am 17. Tag des September entschlafen.

Wappen:
Grafen von Mansfeld2)Leisnig?/Leisenitz4)
Querfurt3)?5)

Kommentar

Die Inschrift nennt Amabilia als Tochter des 1546 verstorbenen Grafen Philipp von Mansfeld-Vorderort zu Bornstedt und der 1569 verstorbenen Amabilia, Tochter des Burggrafen Hugo von Leisnig. Amabilia von Mansfeld wurde 1589 im selben Jahr wie Anastasia von Gleichen als Kanonisse berufen. Beide stehen zusammen mit der Dekanin Anna Erica von Waldeck und Amabilia Burggräfin von Kirchberg, die alle aus reichsgräflichen Familien der Umgebung stammten, für den protestantischen Neuanfang des Stifts.6) Amabilia war eine Schwester der Dekanin Barbara von Mansfeld († 15. Dezember 1601) und Tante der seit 1610 in Gandersheim als Dekanin amtierenden Agnes von Mansfeld († 8. April 1647), deren Geschäfte sie von 1611 bis 1613 übernahm.7) Sie starb 1620 als einzige residierende Kanonisse des Stifts.

Die Darstellung der Verstorbenen ähnelt denjenigen auf den Grabplatten von Elisabeth Kale aus dem Jahr 1603 in der Stiftskirche (Nr. 47) und von Georg Schünemann von 1617 in Clus (Nr. 50). Die Inschriften hingegen weisen weder in ihrem Formular noch in der Ausführung der Buchstaben Gemeinsamkeiten auf.

Textkritischer Apparat

  1. O hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Goetting, Kanonissenstift Gandersheim, S. 382.
  2. Wappen Grafen von Mansfeld (quadriert, 1 und 4 nochmals quadriert: 1 und 4: 6 mal quergestreift = Querfurt, 6 Rauten zu je 3 gesetzt; 2 Adler = Arnstein; 3 gekrönter Löwe, überdeckt mit Schrägrechtsbalken), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 6, S. 104, Tafel 67; s. a. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, 4. Teil, Tafel 45.
  3. Wappen Querfurt (achtmal quergestreift). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 6, S. 126, Tafel 83.
  4. Wappen Leisnig?/Leisenitz (gespalten, über die Spaltlinie verläuft ein Schrägbalken, darauf ein Herzschild mit nicht mehr erkennbarem Inhalt). Vgl. im Unterschied dazu Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 6, S. 96, Tafel 62: gespaltener Schild.
  5. Wappen ? (Löwe).
  6. Vgl. Scholz, Reichsstift Gandersheim, S. 187.
  7. Goetting, Kanonissenstift Gandersheim, S. 382 mit Quellennachweisen.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 158.
  2. Schultz, Grabmale, S. 81.

Zitierhinweis:
DIO 2, Kanonissenstift Gandersheim, Nr. 51 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio002g001k0005105.