Inschriftenkatalog: Gandersheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 2: Kanonissenstift Gandersheim (2011)

Nr. 26 Bad Gandersheim, Stiftskirche 1513

Für eine aktualisierte Fassung dieser Katalognummer, siehe DI96 G1 Nr. 26.

Beschreibung

Glocke „Nikolaus“. Sie hängt im Glockenhaus zwischen den beiden Westtürmen. Die Inschrift verläuft im oberen Bereich der Flanke zwischen Riemenstegen und mehrgliedrigen Ornamentbändern. Die Buchstaben sind erhaben gegossen, als Worttrenner stehen Rosetten.

Maße: H.: 46 cm (ohne Krone), 56,5 cm (mit Krone); Dm.: 55,5 cm; Bu.: 2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Inga Finck [1/3]

  1. xvc · xiii · nyckklaus · wyl · yck · heten · hynrycka) · menten · dede · mich · geten ·

Übersetzung:

1513 Nikolaus will ich heißen, Heinrich Mente hat mich gegossen.

Versmaß: Deutscher Reimvers.

Kommentar

y ist mit langem linken und kurzem rechten Schaft ausgeführt, der linke Schaft ist auf der Grundlinie nach rechts umgebogen.

Heinrich Mente gehörte zu der in Braunschweig und Hildesheim ansässigen Glocken- und Stückgießerfamilie Mente.1) Bei dem auf der Gandersheimer Glocke genannten Gießer dürfte es sich um Heinrich Mente den Jüngeren handeln, Sohn des um 1460 in Braunschweig ansässigen gleichnamigen Vaters Heinrichs des Älteren. Heinrich der Jüngere erhielt 1519 in Braunschweig das Bürgerrecht und starb 1531. Im Jahr 1512 hatte er bereits eine Schlagglocke für die Katharinenkirche in Braunschweig gegossen.2) Seine frühesten Werke dürften das Taufbecken in Tangermünde (Landkreis Stendal, Sachsen-Anhalt) von 1508 sein und eine Totenglocke in Peine aus demselben Jahr.3) Weiterhin sind Glockengüsse von ihm für folgende Orte nachgewiesen: Klein-Winnigstedt (Landkreis Wolfenbüttel) von 15094), St. Ludgeri in Helmstedt von 15115), St. Marien in Päse (Landkreis Gifhorn) von 15126), Vordorf (Landkreis Gifhorn) von 15147), Altencelle (Landkreis Celle) von 15158) und Schmedenstedt (Landkreis Peine) aus demselben Jahr9). Außerdem goß er 1510 ein Taufbecken für die St. Sixti-Kirche in Northeim.10)

Textkritischer Apparat

  1. hynryck] Oberlänge des h wahrscheinlich ausgebrochen; über dem zweiten y ein Querstrich.

Anmerkungen

  1. Thieme/Becker, Bd. 24, S. 398.
  2. Vgl. DI 35 (Stadt Braunschweig I) Nr. 347. Vgl. auch Hans Pfeifer, Die Kirchenglocken der Stadt Braunschweig III. In: Zeitschrift der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 31 (1926), S. 53–72, hier S. 54. Die Zuschreibung der 1512 entstandenen Glocke in der Braunschweiger St. Katharinenkirche an Heinrich d. Ä. von Paul Jonas Meier in Thieme/Becker (wie Anm. 1) ist aufgrund der Lebensdaten von Vater und Sohn zu korrigieren.
  3. Thieme/Becker, Bd. 24, S. 3; ADW Göttingen, Inschriftenkommission, Nds. Inschriftenarchiv Landkreis Peine, Glocke von 1508 im Heimatmuseum.
  4. ADW Göttingen, Inschriftenkommission, Inschriftenarchiv Stadt u. Landkreis Wolfenbüttel, Glocke von 1509.
  5. DI 61 (Stadt Helmstedt) Nr. 43. Die Glocke befindet sich heute im Braunschweigischen Landesmuseum.
  6. ADW Göttingen, Inschriftenkommission, Nds. Inschriftenarchiv Landkreis Gifhorn, Glocke in Päse von 1512.
  7. ADW Göttingen, Inschriftenkommission, Nds. Inschriftenarchiv Landkreis Gifhorn, Glocke in Vordorf von 1514.
  8. ADW Göttingen, Inschriftenkommission, Nds. Inschriftenarchiv Landkreis Celle, Glocke in Altencelle von 1515.
  9. ADW Göttingen, Inschriftenkommission, Nds. Inschriftenarchiv Landkreis Peine, Glocke in Schmedenstedt von 1515; s. a. Walter, Glockenkunde 2, S. 820.
  10. ADW Göttingen, Inschriftenkommission, Nds. Inschriftenarchiv Landkreis Northeim, Taufbecken in Northeim, St. Sixti von 1510.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 155.

Zitierhinweis:
DIO 2, Kanonissenstift Gandersheim, Nr. 26 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio002g001k0002606.