Inschriftenkatalog: Gandersheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 2: Kanonissenstift Gandersheim (2011)

Nr. 43 Bad Gandersheim, Abtei 1599

Für eine aktualisierte Fassung dieser Katalognummer, siehe DI96 G1 Nr. 43.

Beschreibung

Brüstungstafeln an der westlichen der beiden an der Südseite angebauten Utluchten der Abtei. Stein. Im mittleren Feld ein von fliegenden Engeln an Seilen gehaltener Wappenschild, darunter eine Rollwerk-Kartusche mit der Inschrift A. Im linken Feld ein Vollwappen mit der Beischrift B, im rechten Feld ein weiteres, von Wilden Männern gehaltenes Vollwappen mit der Beischrift C. An der westlichen Schmalseite der Utlucht ein Wappenschild mit der Beischrift D, an der östlichen ein Wappenschild mit Inschrift E. Die Inschriften sind erhaben ausgehauen und schwarz auf hellem Grund gefaßt.

Maße: Bu.: 3,8 cm.

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis (A), Kapitalis (B, D, E), Kapitalis mit Minuskel-h (C).

Christine Wulf [1/3]

  1. A

    DES · STIFTES · GAN/DERSHEIM · WAPEN / ANNO · 1 · 5 · 9 9 ·

  2. B

    WAL · DECK

  3. C

    SCHWARTZBVRGh

  4. D

    HOIAE

  5. E

    HENNEBERG

Wappen:
Stift Gandersheim1)
Waldeck2)Schwarzburg-Rudolstadt3)
Hoya4)Henneberg5)

Kommentar

Anna Erica Gräfin von Waldeck wurde am 17. September 1551 als Tochter des Grafen Wolrad II. von Waldeck-Eisenberg und seiner Ehefrau Anastasia Günthera zu Schwarzburg-Blankenburg-Rudolstadt in Korbach geboren.6) Väterlicherseits war sie die Enkelin der Adalheid von Hoya, ihre Großmutter mütterlicherseits war Katharina, Tochter des Grafen Wilhelm VII. von Henneberg-Schleusingen.7)

Am 23. Juni 1575 wurde Anna Erica dem Kapitel als Kanonisse präsentiert. Am 30. Januar 1577 erhielt sie das Amt der Dekanin und unterstützte Margareta von Chlum (vgl. Nr. 36) in den Auseinandersetzungen um die beiden vom Herzog ernannten evangelischen Gegenäbtissinnen Elisabeth zu Braunschweig-Wolfenbüttel und Margarete von Warberg, obwohl Anna Erica zwischenzeitlich bereits selbst zur evangelischen Konfession übergetreten war.

Am 23. April 1589 wurde sie zur ersten evangelischen Äbtissin gewählt. Nach dem Brand der Abtei im Jahr 1597 initiierte sie deren Wiederaufbau unter Leitung des Baumeisters Heinrich Ovekate (Nr. 44). Im „Großen Vertrag“ von 1593 regelte sie mit Herzog Heinrich Julius zu Braunschweig-Wolfenbüttel das Verhältnis zwischen dem Stift und dem Landesherrn neu.8) Sie starb am 15. Oktober 1611 auf Schloß Arolsen.

Anmerkungen

  1. Wappen Stift Gandersheim (schwarz und gold gespalten).
  2. Wappen Waldeck (achtstrahliger Stern). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 3, Hoher Adel II, Tafel 119.
  3. Wappen Schwarzburg-Rudolstadt (gekrönter, hersehender Löwe). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, 4. Teil, S. 81, Tafel 73.
  4. Wappen Hoya (halbgespalten und geteilt, 1: zwei abgekehrte Bärentatzen, 2: dreimal geteilt, 3: drei Rosetten 2:1). Zum Wappen Hoya vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 2, S. 116, Tafel 117f.
  5. Wappen Henneberg (quadriert, 1 u. 4: Henne; 2 u. 3 gekrönter wachsender Doppeladler, unten neunfach geschacht). Zum Wappen der Familie Henneberg vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 2, S. 121, Tafel 124.
  6. Zu den biographischen Daten vgl. Goetting, Kanonissenstift Gandersheim, S. 345f.
  7. Vgl. Europäische Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge, hrsg. von Detlev Schwennicke. Bd. XVI, Berlin 1995, Tafel 147.
  8. Vgl. Goetting, Kanonissenstift Gandersheim, S. 132.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 174.

Zitierhinweis:
DIO 2, Kanonissenstift Gandersheim, Nr. 43 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio002g001k0004305.