Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 89 Domkreuzgang 1448

Beschreibung

Figurale Grabplatte für Stiftspropst Dionysius Abtesmüller. Im Südflügel im fünften Joch an der Südwand. Ursprünglich im Kreuzgang1), seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Umschrift, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld unter einem Kleeblattbogen aus Maßwerk Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, auf dem Kopf ein Birett, in seiner Linken ein Kelch, die Rechte segnend erhoben; zu seinen Füßen sein Wappenschild, die Schriftleiste unterbrechend. Maßwerkbogen, Kopf, Figur und Wappenschild in Flachrelief, die Gewandung mit eingeritzter Binnenzeichnung. Links neben dem Kopf ein wohl nachträglich eingeritztes griechisches Kreuz.

Maße: H. 191 cm, B. 90,5 cm, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Annoa) · d(omi)nib) · Mo c) · cccco · xlviijo d) / · obijt · v(e)n(erabi)lise) · et · dec(r)etor(vm) · licen(cia)t(vs)f) · M(a)g(iste)r · Dyonisi(vs)g) · Abtesmvll(er)n · / Cano(n)ic(vs)h) · eti) // S · Joh(ann)is / · Baptisteb) · mo(n)tisb) · Fris(ingensis)b) · eccl(es)iar(vm)b) · p(re)p(osi)t(v)s · f(er)iab) · t(er)ciab) · p(o)st · M(a)rg(a)retek)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1448 starb der ehrwürdige Magister Dionysius Abtesmüller, sowohl Lizentiat des Kirchenrechts als auch Kanoniker und Propst der Kirche St. Johannes Baptist auf dem Freisinger Berg, am Dienstag nach Margarete.

Datum: 1448 Juli 16.

Wappen:
Abtesmüller2).

Kommentar

Zu den Schriftformen vgl. Einleitung XCVIII.

Dionysius Abtesmüller war seit spätestens 1431 Chorherr zu Augsburg3) und seit 1444 Domkapitular in Freising4). 1433 ist er als Kaplan zu Unserer Lieben Frau in München5), 1446 als Chorrichter, Generalvikar und Propst der Kollegiatstiftskirche St. Johannes Baptist belegt6).

In die Freisinger Domkirche stiftete er eine Jahrtagsmesse7).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach Befund und kopialer Überlieferung erneuert wird: DIONIJSI(VS) ABTESMVLER D(OCTO)R CAN(ONICVS) ET / PRAEP(OSITVS) S: IOANNIS O(BIIT) A(NN)O 1448. 2 IVLII.8).

Textkritischer Apparat

  1. Am Textbeginn eine Blüte im Quadrat.
  2. Punkt über dem Schaft des i später ergänzt.
  3. Hochgestellte o später ergänzt.
  4. Punkt über den Schäften von i und j später ergänzt.
  5. lis hochgestellt.
  6. t(us) hochgestellt; Punkt über dem Schaft des i später ergänzt.
  7. Punkte über den Schäften des y und über dem Schaft der i später ergänzt.
  8. c(vs) hochgestellt; Punkt über dem Schaft des i später ergänzt.
  9. Nachfolgend Unterbrechung durch den Wappenschild.
  10. Worttrennzeichen quadrangelförmig.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 2r.
  2. Hahnenkopf.
  3. Repertorium Germanicum I 308 Nr. 1904. Es war nicht zu ermitteln, bei welchem Stift Abtesmüller ein Kanonikat besaß, zumindest gehörte er nicht dem Domstift Augsburg an (nicht in Haemmerle, Canoniker verzeichnet).
  4. Monumenta Boica XVIII 434.
  5. Glasschröder, Vierkirchen 148.
  6. BSB Cgm 1716 Praepositi S. Johannis Baptistae Frisingae fol. 26r, Catalogus Canonicorum fol. 2r; Bugniet, Versuch 74; AEM FS 118 p. 70.
  7. BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 26, 54f.; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 31r; BayHStA HL Freising Nr. 573; AEM H 80 p. 29; MGH Necrologia III Liber Oblagiorum 92.
  8. Vgl. AEM H 482a p. 7; BSB Cgm 1718 1 vor p. 4; AEM H 64 p. 614; AEM H 464 fol. 8v.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 2r; BSB Cgm 1724 p. 4f. Nr. 17; BSB Oefeleana 10 IV p. 97f.; BSB Cgm 1717 p. 17; AEM H 482a p. 7, 9; BSB Cgm 1718 p. 2, 1 vor p. 4; AEM H 76 p. 331; AEM H 59 p. 50; AEM H 60 p. 93; Bugniet, Versuch 74f.; HVO Ms. 318 fol. 56r; AEM H 477 p. 745; AEM H 465 fol. 6v, 8v; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 7 Nr. 47; HVF U XI 11 p. 6 Nr. 48; Schlecht, Inschriften III 57 Nr. 16; Glaser, Grabsteinbuch 337 Nr. 101.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 89 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0008904.