Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 66 Domkreuzgang 1418

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Dompropst Eglolph von Hornpeck zu Hornbach. Im Nordflügel im neunten Joch an der Nordwand. Ursprünglich in der Benediktuskirche im Chor1), seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Umschrift, nach innen gerichtet, die linke Längsseite zur Gänze freilassend. Im Mittelfeld Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, in seiner Linken ein Kelch, die Rechte darüber segnend erhoben, zu seinen Füßen sein Wappenschild. Um die Figur Linienrahmen, oben rundbogig, mit Maßwerkreliefs in den Zwickeln. Der Körper in Ritzzeichnung, Kopf und Wappenschild in Flachrelief. Randbereiche beschädigt.

Maße: H. 240 cm, B. 123,5 cm, Bu. 12 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Annoa) · d(o)m(in)i · mo b) · cccco · xviiio / · obiit · Eglolffvs · harenpek · p(re)positvs · Eccl(es)ie · frising(ensis) / · In · die · S · alexiic) · (con)fessor(is)d) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1418 starb Eglolph Hornpeck, Propst der Freisinger Kirche, am Tage des hl. Bekenners Alexius.

Datum: 1418 Juli 17.

Wappen:
Hornpeck2).

Kommentar

Schriftgestaltung und Detailformen der figuralen Darstellung zeigen deutliche Übereinstimmungen mit der qualitativ höherstehenden Grabplatte für Hiltprand Kammer († 1426, Nr. 73), so etwa im Zeichen zu Textbeginn – Blüte mit quadratischem Umriß – als auch im Aufbau der Versalien (A bei Anno, S bei Sancti) und in den Minuskelbuchstaben (a, d, e, g, s); im Figuralen bestehen Parallelen in der Physiognomie, in der Darstellung des Kelches, sowie im Faltenstil der Gewandung; vgl. das Einleitungskapitel XCVIII.

Eglolph Hornpeck zu Hornbach entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht, das 1460 erlosch3). Seine Eltern waren Eberhard Hornpeck zu Horneck und Wiltraud, geb. von Eglofsheim4). Er war seit 1370 Domherr in Freising, von 1378 bis 1390 Domdekan und seit 1391 Dompropst5). Seiner Stiftung ist das zentrale Bildfenster im Chor der Benediktuskirche (Nr. 63) zu verdanken6). Neben Meßstiftungen nach St. Andreas7), St. Veit8), St. Georg9) und an die Domkirche10) veranlaßte er auch die Errichtung des Mariä-Heimsuchungs-Altars in der Apsis des nördlichen Seitenschiffs im Dom, verbunden mit einem Benefizium11).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach kopialer Überlieferung erneuert wird: EGLOLFFVS DE HORNBACH PRAEPOS(ITVS) / FRIS(INGENSIS) O(BIIT) A(NN)O 1418. 17 IVLII.12).

Außerdem gab es in der Benediktuskirche im Mittelschiff eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: Eglolph Hornpeckh, Can(onicus) Praepos(itus) ob(iit) XVII J(u)ny MCCCCXVIII13). Diese Platte ging spätestens im Zuge der Bodenerneuerung 1830 verloren.

Textkritischer Apparat

  1. Zeichen zu Beginn der Inschrift wohl eine Blüte mit quadratischem Umriss.
  2. Hochgestelltes o später ergänzt.
  3. Worttrennzeichen quadrangelförmig.
  4. Kürzungszeichen nicht erkennbar.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 2268 II fol. 546v.
  2. BayA1 76 (Tafel 75).
  3. BayA1 76.
  4. BSB Cgm 2268 II fol. 545v, 546r.
  5. BSB Cgm 1716 Catalogus Praepositorum Frisingensium Ecclesiae Cathedralis fol. Dv, 5r, Decani Frisingensis Ecclesiae Maioris ad fol. 7 p. 3, fol. 12r, Catalogus Canonicorum fol. 17v; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 602 Nr. 34. Nicht nachweisbar ist das Amt des Stiftspropstes von St. Johannes Baptist, s. wohl irrig Prechtl, St. Andreas 18.
  6. Schlecht, Inschriften IV 104.
  7. BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 62 fol. 25r; BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 9 p. 171; BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 63 fol. 27r.
  8. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 163a fol. 15r, 29r.
  9. Prechtl, St. Georg 10 Nr. 87, 18.
  10. BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 22, 54; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 31r; BayHStA HL Freising Nr. 573; AEM H 80 p. 5, 24, 27, 29, 32, 38, 45, 49.
  11. BayHStA Freising Urkunde 1401 Mai 28; HVO Geissiana 486; vgl. Weinhart, Renovation 14; Schlecht, Altäre 46.
  12. Vgl. AEM H 482a p. 176; BSB Cgm 1718 5 nach p. 181; AEM H 64 p. 601; AEM H 465 fol. 109v. Bei der in AEM H 482a genannten Namensform EGLOFFVS dürfte es sich um eine Verschreibung aus EGLOLFFVS handeln, vgl. die korrekte Form in der Grabinschrift und AEM H 64 p. 601.
  13. BSB Oefeleana 10 IV p. 19, 208; AEM H 61 p. 11; AEM H 76 p. 297, 321; Gandershofer, Denkwürdigkeiten 9 (nur Erwähnung).

Nachweise

  1. BSB Cgm 2268 II fol. 546v; BSB Cgm 1716 Catalogus Praepositorum Frisingensium Ecclesiae Cathedralis fol. 5r; BayHStA HL Freising Nr. 648 p. 12 Nr. 31; AEM H 58 p. 18 (P); BSB Cgm 1717 p. 337; BSB Cgm 2290 XIV fol. 423v; AEM H 602 p. 109; AEM H 482a p. 176, 409; BSB Cgm 1718 p. 181, 5 nach p. 181; AEM H 76 p. 318; HVO Ms. 318 fol. 52r; AEM H 477 p. 743; AEM H 61 p. 11; AEM H 465 fol. 109r, 109v; HVO Geissiana 454 p. 5 Nr. 33; HVF U XI 11 p. 4 Nr. 34; Schlecht, Inschriften V 19 Nr. 29; Alckens, Freising 57; Glaser, Grabsteinbuch 332 Nr. 87.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 66 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0006604.