Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 61 Domkreuzgang 1403

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Domherrn Hiltprand Taufkircher zu Taufkirchen. Im Ostflügel im zweiten Joch an der Ostwand. Ursprünglich in der Benediktuskirche1) vermutlich im Boden, seit 1716 am heutigen Standort. Dunkelgrauer Sandstein. Umschrift, nach innen gerichtet, auf etwas erhöhter Randleiste. Im Mittelfeld reliefierte Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, in der linken Hand ein Buch, die Rechte segnend erhoben; unter ihm eine spitz zulaufende Konsole, daran sein Wappenschild. Mit Ausnahme der reliefierten Figur die Platte in sehr schlechtem Zustand: In der Mitte der rechten Schriftleiste und bei der rechten oberen Ecke große Ausbrüche, die linke untere Ecke abgebrochen, die Schrift oben links sowie im rechten unteren Viertel abgetreten, die linke Schriftleiste in der Mitte beschädigt, außerdem zahlreiche kleinere Ausbrüche und Fehlstellen. Die im Hochrelief ausgeführte Darstellung des Verstorbenen wohl erst 1716 hinzugefügt, das Mittelfeld ursprünglich sicher nur mit einer Ritzzeichnung gefüllt.

Ergänzung nach BSB Cgm 1716.

Maße: H. 186 cm, B. 91 cm, Bu. 7,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. [Anno d(omi)]nj mill[esimoa) / qu]adringent[esimo tertio] feriab) quinta [ante domini/camc) tertiam oculi obiit / hi]lprandus taufk[irch]er cano(n)ic(us) ecc(les)ie frys(ingensis)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1403 am Donnerstag vor dem dritten (Fasten-)Sonntag Oculi starb Hiltprand Taufkircher, Kanoniker der Freisinger Kirche.

Datum: 1403 März 18.

Wappen:
Taufkircher2).

Kommentar

Der Bildaufbau im Mittelfeld – die Ganzfigur des Verstorbenen auf einer spitz zulaufenden Konsole mit Wappenschild – wird auf mehreren Grabplatten als Typus verwendet, s. die Platten für Franz von Preysing († 1395, Nr. 531), Nikolaus Mänzinger († 1400, Nr. 59), Wilhelm von Preysing († 1413, Nr. 64), Wilhelm Greuter († 1458, Nr. 102), Ulrich Kemnater († 1474, Nr. 113). Von den meisten dieser Beispiele unterscheidet sich die Platte des Hiltprand Taufkircher – soweit erkennbar – durch den fehlenden Kleeblattbogen. Vergleichbar rustikal wirkende Überarbeitungen bei Nr. 22 und Nr. 64.

Hiltprand Taufkircher entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht. Sein Vater war Hiltprand Taufkircher zu Taufkirchen, seine Mutter eine geb. von Weichs3). 1379 wurde er Domherr, 1398 Domkapitular4). Von ihm ist eine Jahrtagsmesse in die Domkirche belegt5).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach kopialer Überlieferung rekonstruiert wird: HILPRANDVS TAVFKIRCHER CAN(ONICVS) O(BIIT) / A(NN)O 1403. 21 MARTIJ6).

Außerdem gab es in der Benediktuskirche unter den Arkaden zwischen dem nördlichen Seitenschiff und dem Mittelschiff eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: Hilpr(andus) a Taufkirch(en). Can(onicus) O(biit) 1403. 21. Mar(tii)7). Diese Platte ging spätestens im Zuge der Bodenerneuerung 1830 verloren.

Textkritischer Apparat

  1. Form der Kürzung von millesimo unsicher.
  2. Von feria nur die unteren Schaftenden vorhanden.
  3. Genaue Stelle des Zeilenumbruchs innerhalb dominicam unsicher.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 2268 V fol. 24r; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 60v.
  2. BayA1 186 (Tafel 189).
  3. BSB Cgm 2268 V fol. 23v.
  4. BSB Cgm 2268 V fol. 23v; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 60v.
  5. BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 11, 53; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 30v.
  6. Vgl. AEM H 482a p. 943; BSB Cgm 1718 1 nach p. 471; AEM H 64 p. 609; AEM H 465 fol. 253r.
  7. BSB Oefeleana 10 IV p. 115, 202, 207; AEM H 76 p. 297, 321.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2268 V fol. 24r; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 60v; BSB Cgm 1724 p. 252 Nr. 14; BSB Cgm 1717 p. 914; BSB Cgm 2290 XXV fol. 117v; AEM H 482a p. 943, 946; BSB Cgm 1718 1 nach p. 471, 472; AEM 76 p. 330; AEM H 61 p. 192; AEM H 465 fol. 253r, 253v; AEM H 466; Schlecht, Inschriften III 70 Nr. 35.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 61 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0006104.