Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 470 Dom Mariä Geburt und St. Korbinian 1651

Beschreibung

Wappenplatte für den Bischof Veit Adam von Gepeckh. Im äußeren südlichen Seitenschiff in der Elisabeth- bzw. Fürstenkapelle an der Westwand. Dies wohl auch der ursprüngliche Standort. Adneter Kalkstein. Im oberen Abschnitt der Platte, der etwas weniger als die Hälfte einnimmt, eine Tafel mit der erhaben gearbeiteten, zentriert gesetzten Grabinschrift, umgeben von einem mit Rollwerk, Akanthusblättern, Fruchtgehängen und geflügelten Puttenköpfen gefüllten Rahmen. Im unteren Feld das bischöfliche Vollwappen im hochovalen Schuppenrahmen, dieser in den Orthogonalen von spangenförmigen Akanthusvolten gehalten; in den Zwickeln Vanitassymbole: links oben überkreuzte Gebeine, rechts oben Sense und Schaufel überkreuzt, links unten Totenschädel und Wurm, rechts unten Stundenglas und Lilie.

Maße: H. 229 cm, B. 97 cm, Bu. 5 cm (Z. 1), 3,5-3,0 cm (Z. 2-15), 2 cm (Z. 16-17).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. VITVS ADAMVS / FRISINGENSIS QVONDA(M) EPISCOPVS / POST LONGAS 〈XXXIV〉 ANNORVM / IN MVNERE EPISCOPALI VIGILIAS / HOC IN LECTVLO / QVEM SIBI MEMOR MORTIS / VIVVS STRAVERAT, / LONGVM DORMIT / NON NISI / VLTIMA ILLA TVBA / AD RECIPIENDVM A PIISSIMO / PATRE FAMILIAS PROMISSVM / DENARIVM, EXCITANDVS. / VIXIT ANNOS LX〈VIII.〉 / MORTVVS EST A(NNO) C(HRISTI) MDC〈LI. / DIE. VIII. / DECEMB(RIS)a)

Übersetzung:

Veit Adam, einst Bischof von Freising, schläft nach 34 Jahre langer Wachsamkeit im bischöflichen Amt in diesem Ruhebett, das er sich eingedenk des Todes bei Lebzeiten zurecht gemacht hatte, einen langen Schlaf, bis ihn jene letzte Posaune auferweckt, um von dem getreuen Hausvater den versprochenen Denar zu erhalten. Er lebte 68 Jahre und starb im Jahre 1651 am 8. Dezember.

Wappen:
Bischof Veit Adam von Gepeckh1).

Kommentar

Zu den Schriftformen s. Einleitung CXVI.

Der in der Grabinschrift angesprochene Lohn in Höhe von einem Denar, den Bischof Veit Adam von dem getreuen Hausvater erhalten werde, beruht auf dem Gleichnis der Arbeiter im Weinberg in Mt 20, 1-16.

Veit Adam von Gepeckh entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht, das seit 1430 die bayerische Landstandschaft besaß und seit 1529 seinen Stammsitz in Arnbach2) hatte. Er wurde am 10. April 1584 als Sohn des Klosterrichters und Dachauer Pflegers Adam von Gepeckh und der Sybilla, geb. Murher von Frabertsham, geboren3). Nachdem er das Frühmeß-Benefizium in Partenkirchen versehen hatte4), trat er 1596 ein Kanonikat am Domstift Freising an5). 1599 immatrikulierte er sich an der Universität Dillingen6), 1602 in Ingolstadt7). Wie schon 1612 setzte sich das Domkapitel auch bei der Neuwahl des Nachfolgers für den frühverstorbenen Bischof Stephan von Seiboltsdorf gegen die massive Einmischung des bayerischen Herzogs Maximilian durch und kürte aus seinen Reihen am 12. Februar 1618 Veit Adam zum Bischof; dessen Konsekration am 24. Juni 1618 erfolgte8). Die Regierung von Bischof Veit Adam zeichnete sich durch umsichtiges Wirtschaften – besonders in Form zahlreicher Gütertauschgeschäfte zum Vorteil des Hochstifts – und Verringerung der Schuldenlast aus. Nicht zuletzt dadurch wurde eine ökonomische Grundlage für die 1621 begonnene Erneuerung des Freisinger Doms gemäß den Forderungen des Konzils von Trient geschaffen: Neben der Modernisierung der Raumschale und der Beseitigung des Lettners waren besonders die Einrichtung einer großen Domorgel (Nr. 404), die Neuerrichtung zahlreicher Altäre (Nr. 407, 410[†], 412[†], 413, 425), die Anfertigung einer Kanzel und der Bau des mächtigen Hochaltars mit dem Altarblatt des Peter Paul Rubens von Bedeutung, ebenso die aufwendige Fassung der byzantinischen Marienikone in Silber (Nr. 423). In der Residenz ließ Veit Adam eine Kapelle einbauen (Nr. 426) und mit einem Schnitzaltar versehen (Nr. 398) sowie mehrere Räume mit Stuckdekoration ausstatten (Nr. 396). Durch gezielte Förderung der in Freising ansässigen Franziskaner kam es 1621 zur Errichtung eines Konvents, dessen Kirche Veit Adam 1630 erweitern ließ. Die gesunde finanzielle Basis, die sich auch in der Erneuerung des Münzrechts und im Bau des sog. Freisingerhofes in Wien dokumentiert, erlitt durch wiederholte Plünderungen und Brandschatzungen in den Jahren 1630, 1634 und 1646 vornehmlich schwedischer, sächsischer und französischer Truppen eine erhebliche Schwächung, anders als in weiten Teilen Bayerns kam es jedoch nicht zum Ausbruch der Pest. Bereits 1639 hatte Veit Adam den bayerischen Herzog Albert Sigismund zu seinem Koadjutor bestimmt. Nach seiner Resignation am 8. Oktober 16519) starb Veit Adam am 8. Dezember desselben Jahres. Für den Bischof bestand eine Jahrtagsmesse in Weihenstephan10).

Außer der Grabplatte gab es in der Elisabeth- bzw. Fürstenkapelle auch eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: VITUS ADAMUS / DE GEEPECK EP(ISCOPUS) / LIII. FRIS(INGENSIS) O (BIIT) A(NNO) 1651. / 8. DECEMB(RIS)11). Die Platte wurde wohl im Zuge der Neupflasterung 1842 in die untere Domsakristei versetzt.

Textkritischer Apparat

  1. DIE. VIII. DECEMB(RIS) zweizeilig in vertiefter und verkleinerter Schrift neben MDLCI. in die Ecke des Schriftfeldes gesetzt.

Anmerkungen

  1. Quadriert, 1/4. Hochstift Freising, Bi 46 (Tafel 76), 2/3. Gepeckh (Bay 35f., Tafel 32f.) unter dem Namen „Geböckh“. Oberwappen: Zwei Helme (Freising und Gepeckh) und Mitra, hinterlegt mit Vortragekreuz und Bischofsstab.
  2. Arnbach, Gde. Schwabhausen b. Dachau.
  3. BSB Cgm 2268 I p. 303; Boegl, Herkunft 1f.; Schrenck-Notzing, Hochstift 230, 233; vgl. Kis, Obing 169f.
  4. Meichelbeck, Chronica 290; Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 363; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 205.
  5. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 16r; BSB Cgm 2268 I p. 303.
  6. Matrikel Dillingen I 257, 1599 Nr. 154.
  7. AEM H 64 p. 675.
  8. Meichelbeck, Chronica 290; BSB Cgm 2268 I p. 303.
  9. BSB Cgm 2268 I p. 303.
  10. BSB Clm 1026 fol. 103r.
  11. Die Inschrift auch in BSB Oefeleana 10 IV p. 11; AEM H 76 p. 339; AEM H 15 p. 5; Schlecht, Inschriften II 40 Nr. 118a.

Nachweise

  1. AEM H 57 p. 212; Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 400; BSB Oefeleana 10 IV p. 9; BSB Cgm 1717 p. 311; AEM H 482a p. 315; BSB Cgm 1718 1 nach p. 130; AEM H 8a p. 50; AEM H 15 p. 5; AEM H 464 fol. 20v; HVO Ms. 318 fol. 30r; AEM H 465 fol. 83v; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 213; Schlecht, Inschriften II 39f. Nr. 118; Glaser, Grabsteinbuch 319 Nr. 50.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 470 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0047007.