Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 440† Mariahilfkap. bei der Kollegiatstiftsk. St. Veit (abgegangen) 1634

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Domkapitelrichter Johannes Widmann. An der Außenwand. Wohl im Sommer 1803 ausgebaut und dem Steinmetzen Max Einsele zur Weiterverarbeitung überlassen1). In den oberen zwei Dritteln der Platte die zentriert gesetzte Grabinschrift. Im Feld darunter das Vollwappen in einem Lorbeerkranz, oben und unten von flügelartig ausgreifenden Blattpaaren besetzt; in den Restflächen Vanitassymbole: links unten ein Stundenglas, darüber Sense und Schaufel überkreuzt, rechts unten ein Totenschädel, darüber überkreuzte Knochen.

Standort nach BSB Oefeleana 10, Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. Joan(nes) Widman Erding(ensis) . J(uris) U(triusque) D(octor) Illust(rissimor)uma) / Fris(ingensis) et Ratis(bonensis) Ep(iscop)o(rum) Consil(iarius) R(everendissi)mib) Cath(edralis) Cap(itu)li Fris(ingensis) Sindic(us) / Quo properas Viator? Fugis an quaeris morte(m) / Vanus conat(us) uterq(ue) est / Ne fugeris, quam nusq(uam) effugiesc) / Et cum destinata divinit(us) dies advenerit / Ubi, ubi sis, certo te inveniet / E templo me et ex ipso confessionali / Immisso in pectus saevo anthrace, / Ad tertium diem citavit / Parvi eo confidenti(us): / Quo sanctiore in loco etd) opere deprehe(n)s(us) / Ubi tee) deprehensura sit, / Et cui operi intentumf), / Anno D(omi)ni M D C XXXIVg). Die VII Nove(mbris). / Vivat Deo ·

Übersetzung:

Johannes Widmann aus Erding, Doktor beider Rechte, Rat der durchlauchtigsten Bischöfe von Freising und Regensburg, Syndikus des hochwürdigsten Domkapitels in Freising. Wohin eilst du, Wanderer? Ob du den Tod fliehst oder suchst, beides versuchst du vergeblich. Fliehe nicht vor dem, dem du nirgends entkommen wirst. Und wenn der von Gott bestimmte Tag gekommen ist, findet er dich gewiß, wo auch immer du bist. Aus der Kirche und selbst aus dem Beichtstuhl berief er mich am dritten Tag, nachdem ein heftiger Schmerz in meine Brust eingedrungen war. Ich folgte umso zuversichtlicher, da ich an einem heiligen Ort und bei einem heiligen Werk angetroffen wurde. Wo wird er dich einmal treffen, mit welchem Werk beschäftigt? Im Jahre des Herrn 1634 am siebten Tag des Novembers. Er lebe bei Gott.

Wappen:
Widmann2).

Kommentar

Johannes Widmann aus Erding3), der laut Inschrift später als bischöflicher Rat und Syndikus des Freisinger Domkapitels tätig war, hatte sich 1605 in Ingolstadt immatrikuliert4) und wurde an der dortigen juristischen Fakultät 1615 zum Doktor beider Rechte promoviert5).

Dieser Johannes Widmann ist nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen, 1605 oder 1606 verstorbenen Pfarrer und Dekan von St. Andreas (Nr. B13).

Textkritischer Apparat

  1. Endung um hochgestellt.
  2. Endung mi hochgestellt.
  3. BSB Oefeleana 10 fügt an dieser Stelle ein: ne quaesieris, quae ipsa te quaerit,
  4. et-Ligatur in Form von &.
  5. BSB Oefeleana 10: te te.
  6. BSB Oefeleana 10 fügt an dieser Stelle ein: tu videris.
  7. BSB Oefeleana 10: 1634.

Anmerkungen

  1. Eine Kurzfassung der Grabinschrift im 1803 erstellten Grabschriftenverzeichnis des Kollegiatstifts St. Veit, s. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 3 p. 12 Nr. 71; Feuchtner/Koschade, Kirchen und Grabdenkmäler 154.
  2. Schräggeteilt, oben ein Steinbock, unten ein (Schild-)Bord.
  3. Erding, Lkr. Erding.
  4. Matrikel LMU II,1 Sp. 100 Z. 13, 3. November 1605.
  5. Resch/Buzas, Doktoren 88, 15. Juni 1615.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 454; HVO Ms. 318 fol. 104r; Glaser, Grabsteinbuch 385 Nr. 227.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 440† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0044006.