Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 436† Kollegiatstiftsk. St. Andreas (abgegangen) 1633

Beschreibung

Grabinschrift für den Kanzler Johann Georg Plebst. Genauer Standort und Aussehen nicht bekannt. Wohl zum Jahresende 1803 ausgebaut, im Februar 1804 zusammen mit anderen Grabdenkmälern von Steinmetz Max Einsele zur Weiterverarbeitung ersteigert.

Text nach AEM H 118 p. 418, Wappennachzeichnung in BSB Oefeleana 10.

  1. Annus M. DCXXXIII. Majusa) Die XIII Huic terrae meb) terram iniecit. Sed quidemc) resurgam egod) J(ohannes) Georg(ius) Plebst J(uris) . U(triusque) . D(octor) . Cons(iliarius) et: Cancellarius frisingens(is)

Übersetzung:

Das Jahr 1633, der Mai legte am 13. Tag mich als Erde in diese Erde hinein. Aber gewiß werde ich, Johann Georg Plebst, Doktor beider Rechte, Freisinger Rat und Kanzler, auferstehen.

Wappen:
Plebst1).

Kommentar

Der aus Günzburg stammende Johann Georg Plebst hatte ab 1608 an der Universität in Ingolstadt studiert2). In seine Amtszeit als Freisinger Kanzler ab ca. 16263) fallen die dramatischen Ereignisse des Kriegsjahres 1632: Nachdem Bischof Veit Adam zur Flucht hatte überredet werden müssen, sollten Plebst und der Stadtrichter Johann Gundacker Auerbach als hochrangige fürstliche Beamte in der Stadt verbleiben. Beim Anmarsch der Schweden entsandten sie – anstatt selbst tätig zu werden – zwei untergeordnete Emissäre ins feindliche Lager, um über eine Schutzgeldzahlung zu verhandeln. Zwar betrugen die ausgehandelten 30000 fl. nur ein Drittel der zunächst geforderten Summe, doch gewährte die schwedische Seite nur wenige Tage als Zahlungsziel. Da dieser Betrag in so kurzer Zeit nicht zu beschaffen war, kam es zu Aufruhr und Panik in der Stadt, infolgedessen Plebst und Gundacker zum großen Ärgernis von Bischof Veit Adam die Flucht ergriffen. Von Innichen aus organisierte der sich dort aufhaltende Bischof die noch fehlenden 6000 fl., wodurch die unmittelbare Gefahr der Zerstörung von Freising abgewendet wurde und die gestellten acht Geiseln zurückkehren konnten4). Offenbar führte Plebsts Verhalten sogar zu seiner zeitweiligen Inhaftierung5).

Textkritischer Apparat

  1. BSB Oefeleana 10: May.
  2. BSB Oefeleana 10: in me.
  3. BSB Oefeleana 10: quid.
  4. BSB Oefeleana 10: eo.

Anmerkungen

  1. Bg6 52 (Tafel 54).
  2. Matrikel LMU II,1 Sp. 162 Z. 14, 10. Juni 1608; Günzburg, Lkr. Günzburg, Schw.
  3. Bei Geiß, Beamte 58, besteht eine Lücke zwischen dem bis 1626 amtierenden Kanzler Johannes Fländerl und dem Amtsantritt von Dr. Laidsper 1640, in die u. a. Johann Georg Plebst einzufügen ist.
  4. Weber, Veit Adam 97, 99f., 102f., 109; Weber, Reform 263-265; Innichen (San Candido), Südtirol, Italien.
  5. Weber, Veit Adam 112.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 296; AEM H 118 p. 374 Nr. 6, p. 418, p. 458 Nr. 6.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 436† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0043607.