Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 427† Kollegiatstiftsk. St. Andreas (abgegangen) (1629)

Beschreibung

Grabinschrift für den Weihbischof Bartholomäus Scholl. In der Johanneskapelle. Wohl zum Jahresende 1803 ausgebaut, im Februar 1804 zusammen mit anderen Grabdenkmälern von Steinmetz Max Einsele zur Weiterverarbeitung ersteigert. Genaues Aussehen nicht bekannt.

Standort nach AEM H 118, Text nach BayHStA KL Freising - St. Andreas Nr. 161.

  1. Ich barthlme Schol Lig da im hol Es thuat miers wol Gott meiner gnaden soldein Endt |: o Mensch :| offt erholSei nit so frech vnnd tol So wirst der demueth VolWie Vnser barthlmee Schol

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Die Datierung der Inschrift erschließt sich aus der Grabinschrift des Gemälde-Epitaphs (Nr. 327†).

Bartholomäus Scholl kam am 6. September 1550 in Hohenwart als Sohn von Wilhelm Scholl und seiner Frau Anna, geb. Forster, zur Welt1). Seine Erziehung erhielt er durch seinen Onkel Hieronymus Scholl, der 1549 in Ingolstadt studiert hatte, später Prediger in Kaufbeuren und zuletzt Pfarrer in Schwaz gewesen war2). Nachdem sich Bartholomäus Scholl den „studia humanitatis“ bei den Jesuiten in Innsbruck und 1568 in München unterzogen hatte, immatrikulierte er sich 1570 an der Universität Ingolstadt3), erwarb dort die akademischen Grade eines Magisters der Philosophie sowie eines Lizentiaten der Theologie und erhielt 1575 die Priesterweihe. Seit 1580 war er stellvertretender Rektor, seit 1581 Rektor der Universität Ingolstadt4) und zugleich auch Pfarrer zu Unserer Lieben Frau. Scholl erhielt darüberhinaus mehrere diplomatische Aufträge, u. a. vom polnischen König Sigismund III. Im Anschluß an die mehrjährige Verwaltung der Pfarrei Eitting5) und die Übernahme der Dompredigerstelle in Freising berief ihn 1581 Bischof Ernst zum Weihbischof mit dem Titularbistum Daria6). Seit 1582 war er Kanoniker von St. Andreas in Freising7). Scholl bildete zusammen mit Generalvikar Ludwig Schrenck von Notzing die Freisinger Delegation bei den Verhandlungen um das bayerische Konkordat 15838). Er starb am 29. Januar 1629. Jahrtagsmessen sind für St. Andreas9), Weihenstephan10) und an die Domkirche11) belegt, außerdem vermachte er eine Meßstiftung an die Freisinger Bruderhauskapelle in Höhe von 100 fl.12). Ein Porträt des Verstorbenen war der von Franciscus Aempherle verfassten Leichenpredigt beigegeben13).

Anmerkungen

  1. Zu seiner Biographie s. BayHStA KL Freising St. Andreas Nr. 164 p. 150-152; Heckenstaller, Weihbischöfe 152f.; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 590; Staber, Domprediger 131-134; Glaser, Grabsteinbuch 380f. Nr. 219; wohl Hohenwart, Lkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm.
  2. Kaufbeuren, Schw.; Schwaz, Pol. Bez. Schwaz, Tirol, Österreich.
  3. Matrikel LMU I Sp. 950 Z. 16, 8. Juli 1570.
  4. Matrikel LMU I Sp. 1087, Oktober 1580; Z. 2, Sp. 1093 Z. 1, April 1581.
  5. Eitting, Lkr. Erding.
  6. Heckenstaller, Weihbischöfe 152; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 590 Nr. 34; Daria (Dara-Anastasiupolis), heute Oğuz, Tükei.
  7. BayHStA Br. Pr. Freising Nr. 45 fol. 2v, 26. Juni 1581, fol. 44v, 31. Dezember 1582; BayHStA KL Freising St. Andreas Nr. 162 p. 51; AEM FS 118 p. 50; Prechtl, St. Andreas 118; Hartig, Fugger 419.
  8. Dalham, Concilia Salisburgensia 599; Wimmer, Bibliographie 207.
  9. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 163a fol. 16v, 26v, 28v; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 161 fol. 365r, 365v; AEM H 484 p. 392 Nr. 57.
  10. BSB Clm 1026 fol. 11v.
  11. AEM H 80 p. 17.
  12. Prechtl, Wohlthätigkeitsanstalten 97.
  13. Aempherle, Weegweiser; Benker, Dombibliothek 420 Nr. VI.28.

Nachweise

  1. Aempherle, Weegweiser 10; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 161 fol. 229r; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 164 p. 152; AEM H 272; HVF U XI 10 St. Andreas p. 69; Prechtl, St. Andreas 17.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 427† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0042708.