Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 379† Kollegiatstiftsk. St. Andreas (abgegangen) 1614, 1624

Beschreibung

Gemälde-Epitaph für den Stiftskanoniker Kaspar Goppelzrieder. Ursprünglich nahe dem Wolfgangsaltar, 1803 im kleinen Glockenhaus, danach in der ehem. bischöflichen Galerie im Marstall, 1812 angeblich als Brennholz verkauft1). Öl auf Holz. Im hochrechteckigen Bildfeld Darstellung der Anbetung der Könige: in einer teilweise ruinösen Architektur am rechten Bildrand Maria mit dem Christuskind erhöht sitzend, links hinter ihr Joseph, rechts zwei Engel in Betrachtung des Kindes, über ihnen zwei kleine Engel in einer Wolke; links die Drei Heiligen Könige gebeugt kniend, in den Händen goldene Kultgeräte, hinter ihnen ihr Gefolge; rechts im Vordergrund, dem Bildbetrachter zugewandt, die verkleinerte Gestalt des Verstorbenen im Chorgewand kniend; im Hintergrund eine Landschaftsvedute mit dem Stern von Bethlehem, unten eine Kamelherde. Im Bild eine Namensinschrift (I), vielleicht als Künstlersignatur zu deuten. Unter dem Bildfeld auf einer kleineren querrechteckigen Tafel eine gemalte Gedenkinschrift (II)2).

Standort und Text I nach BSB Oefeleana 10, Beschreibung und Text II nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. I.

    Johann Baptista Baier.

  2. II.

    Ad honorem S(anctissimae)a) Trinitatis . Beatae . V(irginis) Mariae , et sanctoru(m) / trium regu(m) . R(everendus) D(ominus) Caspar(us) Goppelzrieder Canonicus huius Ec-/clesiae S. Andreae Quonda(m) Ser(enissi)morumb) Principu(m) Bavariae Guilielmi etc) / Maximiliani a sacris Epitaphium hoc hic posuit locu(m) sibi quasi / eligendo vivus ubi aliquando requiesceret mortuus Anno / M. DC. XIIII 〈vigesima die decemb(ris) moritus A(nn)o 16[24].d)〉.

Übersetzung:

Zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit, der seligen Jungfrau Maria und der Heiligen Drei Könige setzte der hochwürdige Herr Kaspar Goppelzrieder, Kanoniker dieser Kirche des hl. Andreas, einst in geistlichen Diensten der durchlauchtigsten bayerischen Fürsten Wilhelm und Maximilian, sich im Jahre 1614 hier dieses Epitaph, indem er sich als Lebender gleichsam den Ort auswählte, wo er einmal als Toter ruhen werde. Gestorben am 20. Tag des Dezember im Jahre 1624.

Kommentar

Kaspar Goppelzrieder war der Kaplan des bayerischen Herzogs Wilhelm V. Er erhielt 1603 ein Kanonikat beim Kollegiatstift St. Andreas3). Entgegen dem nachgetragenen Todesdatum auf dem Gemälde-Epitaph starb er am 29. April 16184).

Zu Johann Baptist Baier konnte nichts ermittelt werden5).

Textkritischer Apparat

  1. Gekürzt: S. S.
  2. Endung morum hochgestellt.
  3. et-Ligatur in Form von &.
  4. Datierungszeile in BSB Oefeleana: an(n)o 1614. 20. die decembris. Moritur a(nn)o 16.. Nach Oefele die 24 per Hand nachgetragen, wohl zur Ergänzung einer Fehlstelle.

Anmerkungen

  1. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 1 p. 59 Nr. 531; Schlecht, Inventar 30 Nr. 531; vgl. den Vermerk unten bei HVO Ms. 318 fol. 93r; über der Nachzeichnung in HVO Ms. 318 fol. 96r nachträglicher Vermerk in Bleistift: Nicht mehr vorhanden.
  2. Der Kopist Ignaz Alois Frey verwechselte die Texte der Schrifttafeln von Kaspar Goppelzrieder († 1624) und Wilhelm Frank († 1663), s. HVO Ms. 318 fol. 94r, 96r, bzw. Glaser, Grabsteinbuch 381 Nr. 220 und 383 Nr. 222.
  3. BayHStA Br. Pr. Nr. 56 fol. 62r, 9. Juni 1603; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162 p. 52; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 164 p. 24; AEM FS 118 p. 52; Prechtl, St. Andreas 114.
  4. BayHStA Br. Pr. Nr. 68, 1618, fol. 16r, 30. April 1618; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 164 p. 101.
  5. Einen Maler dieses Namens enthält weder das Thieme/Becker-Künstlerlexikon, noch Dehio Obb oder Brenninger, Freisinger Künstler. Auch handelt es sich nicht um einen Kanoniker des St. Andreasstifts, vgl. AEM FS 118 p. 15-66.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 286; HVO Ms. 318 fol. 94r; Glaser, Grabsteinbuch 381, 382-383 Nr. 220, 222.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 379† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0037905.