Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 376† Kollegiatstiftsk. St. Andreas (abgegangen) 1612

Beschreibung

Gemälde-Epitaph für den Stiftsdekan Georg Zauner. Ursprünglicher Standort lt. Inschrift in der Marienkapelle, 1803 im kleinen Glockenhaus, danach in der ehem. bischöflichen Galerie im Marstall, 1812 angeblich als Brennholz verkauft1). Öl auf Holz. Unten querrechteckige Tafel mit bilobiertem Schriftfeld (III), darüber die segmentbogenförmig schließende Bildtafel, oben flacher Sprenggiebel, im Auszug ein Jesus-Monogramm (I), von einem ovalen Strahlenkranz umgeben, in den Gieblefeldern Puttenköpfe; um das Epitaph seitlich und unten schmale Rahmung mit manieristischen Rollwerkelementen. Im Bildfeld Darstellung des Jüngsten Gerichts: In der Wolkenzone, von musizierenden Engeln umgeben, thront Christus als der wiederkehrende Richter auf der Weltkugel mit erhobenen Armen, vom Mund gehen Lilie und Schwert aus, zu seinen Füßen knien Maria und Johannes d. Täufer; darunter verkünden Posaune blasende Engel den Beginn des Jüngsten Gerichts. In der unteren Zone auf der Seite der Seligen der Verstorbene im Chorgewand mit Almucia vor einem Kruzifixus kniend, in den zum Gebet gefalteten Händen ein Rosenkranz, sein Birett am Boden auf einem Buch. Er wird vom hl. Georg geleitet, der mit erhobener Fahne neben ihm steht, hinter diesem ein Gerippe mit in die Höhe gehaltenem Stundenglas, daneben am Boden der Helm des Heiligen. Links neben dem Kruzifixus der hl. Erzengel Michael, seitlich dahinter erheben sich die Toten aus den Gräbern, auf der Seite gegenüber treibt der Teufel die Verdammten in den Höllenrachen. Je ein Wappen in den Bogenzwickeln der Bildtafel, deren Randstreifen mit umlaufender Schrift von links unten nach rechts unten (II).

Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

Schriftart(en): Kapitalis (I).

  1. I.

    IE(SV)Sa)

  2. II.

    Memorare, o homo, no/vissima tuab) // et in aeter/num non peccabis.

  3. III.

    Georgi(us) Zauner Decan(us) ad Divam hui(us) Capellae virgine(m) Mariamc) /Aediculam, pia Virgo, tuam dum mundi(us) orno; /Tecum etia(m) in superis aedib(us) esse velim . /Soliciteq(ue) tu(u)m Andrea dirigo clerum; /Cum clero tecum perpetuo esse velim . /Obiit anno Salutis reparatae. M. DC. XII: Die XXI. Martiid).

Übersetzung:

Gedenke, o Mensch, deines Endes und du wirst in Ewigkeit nicht sündigen. (II) Georg Zauner, Dekan bei dieser der heiligen Jungfrau Maria geweihten Kapelle: Während ich deinen Altar, gütige Jungfrau, zierlicher schmücke, möchte ich mit dir auch oben in der himmlischen Wohnstatt sein. Ich leite sorgfältig deine Geistlichkeit, Andreas. Auf ewig möchte ich gemeinsam mit dieser Geistlichkeit mit dir vereint sein. Er starb im Jahre des wiederhergestellten Heils 1612, am 21. Tag des März (III).

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Nach Sir 7,40. (II)

Versmaß: Distichen. (III Z. 2-5)

Wappen:
Unbekannt2), Unbekannt3).

Kommentar

Das Inventar von 1803 bemerkt zum Gemälde-Epitaph: Copie nach Schwarz4). Als Vorbild für die Darstellung des Jüngsten Gerichts im Bildfeld läßt sich tatsächlich eine weit verbreitete Stichvorlage nach einem 1576 entstandenen Gemälde des Münchner Hofmalers Christoph Schwarz (um 1548–1592) ausmachen5).

Der aus München stammende Georg Zauner immatrikulierte sich 1575 an der Universität Ingolstadt6). Als Prezist Herzog Wilhelms V. (1579–1598), dessen Kaplan er war, erlangte Zauner 1583 ein Kanonikat beim St. Andreasstift7). Dort bekleidete er ab 1586 bis zu seinem Tod das Amt des Stiftsdekans8). Von ihm ist eine Meßstiftung nach St. Andreas dokumentiert9).

Textkritischer Apparat

  1. Gekürzt: IHS. Kreuz auf Balken des H.
  2. Nachfolgende Unterbrechung durch ein Ornament am Bogenscheitel.
  3. Text der ersten Zeile zentriert gesetzt, nachfolgender Text von Aediculam bis velim und von Soliciteq(ue) bis velim in zwei Spalten angeordnet.
  4. Text zentriert gesetzt.

Anmerkungen

  1. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 1 p. 59 Nr. 533; Schlecht, Inventar 30 Nr. 533; vgl. den Vermerk unten bei HVO Ms. 318 fol. 93r; über der Nachzeichnung in HVO Ms. 318 fol. 98r nachträglicher Vermerk in Bleistift: Nicht mehr vorhanden.
  2. In Gold über Schwarz geteilt, unten ein goldener Balken, über allem drei Pfeile nebeneinander in verwechselten Farben.
  3. Von Gold über Schwarz geteilt, oben ein blauer, schräggestellter Fisch.
  4. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 1 p. 59 Nr. 533; Schlecht, Inventar 30 Nr. 533.
  5. Vgl. Kindlers Malerei Lexikon (H. Geissler, Artikel Christoph Schwarz). Eine in der Staatsgalerie Stuttgart befindliche eigenhändige Federzeichnung von Christoph Schwarz zum selben Thema (1578 [?], Feder in Braun, grau laviert, 49,0 x 39,4 cm) scheidet offenbar als Vorlage aus.
  6. Matrikel LMU I Sp. 1020 Z. 1, 25. August 1576.
  7. BayHStA Br. Pr. Freising Nr. 45 fol. 56r, 7. Juni 1583.
  8. BayHStA Br. Pr. Freising Nr. 46 fol. 1r, 1v, 3. August 1586; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162 p. 45; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 164 p. 60; AEM FS 118 p. 12; Prechtl, St. Andreas 119.
  9. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 163a fol. 28v.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 291; HVO Ms. 318 fol. 98r; Glaser, Grabsteinbuch 383f. Nr. 224.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 376† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0037609.