Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 375† Dom Mariä Geburt und St. Korbinian 1612

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Dompropst Alexander Secundus Fugger. Im äußeren nördlichen Seitenschiff in der Mariä-Heimsuchungs- bzw. Fugger-Kapelle1) im Boden. Wohl bei der Erneuerung des Bodens 1842 abgegangen. In der oberen Hälfte (I) sowie im unteren Drittel der unteren Hälfte (II) der Platte Inschriften, dazwischen ein rechteckiges Feld mit kreisförmigem Medaillon, in diesem das Vollwappen des Verstorbenen.

Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. I.

    Regi gloria S(it) / Alexander secund(us) Fugger(us), Barro in / Kirchberg eta) Weißenhorn, huius aedis supra 47b) / annos praepos(itus) / H(ic) S(epultus) E(st) / qui qualis quantusq(ue) vir fuerit quia ho-/mines loquuntur loquentur lapides loqui nil est / necesse tam et si nec lapides silent. / Aretai. Kreiccones / Eici. Moroyc)

  2. II.

    Vix(it) Ann(os) LXV. M(enses) IX. O(biit) A(nno) M: D: CXII / non(is) feb(ruarii) Severin(us) fugger(us) huius aedis / Canonic(us) patruo. B(onae) M(emoriae) ex test(amento)d) P(osuit) / R(equiescat) I(n) P(ace)

Übersetzung:

Ehre sei dem König. Alexander Secundus Fugger, Freiherr in Kirchberg und Weißenhorn, über 47 Jahre Propst dieser Kirche, liegt hier begraben. Da die Menschen erzählen, wer, ein wie beschaffener und wie bedeutender Mann er war, werden die Steine sprechen. So ist es keineswegs notwendig etwas zu sagen, wenn auch die Steine nicht schweigen. Die Tugenden sind stärker als das Schicksal. (I)

Er lebte 65 Jahre und 9 Monate. Er starb im Jahre 1612 an den Nonen des Februar. Severin Fugger, Kanoniker dieser Kirche, errichtete (dies) gemäß dem Testament seinem Onkel seligen Angedenkens. Er möge in Frieden ruhen. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Anthologia Graeca, dem Johannes Ägypticus zugeschrieben2). (I Z. 9-10)

Datum: 1612 Februar 5.

Wappen:
Fugger von Kirchberg und Weißenhorn3).

Kommentar

Alexander Secundus Fugger entstammte einer der vornehmsten Augsburger Patrizierfamilien. Er wurde 1546 als vierter Sohn von Johann Jakob Fugger von Kirchberg und Weissenhorn und Ursula, geb. von Harrach, geboren4). Nach seiner Immatrikulation an der Universität Ingolstadt 15535) studierte er 1556 auch in Dôle und Padua sowie 1562 in Pavia6). 1560 erhielt er ein Kanonikat am Freisinger Domstift und trat 1563 das Amt des Dompropstes nach Resignation durch Veit von Fraunberg an7), daneben war er auch Domherr in Regensburg8). 1585 bis 1589 und 1594 bis 1599 war er Präsident des Geistlichen Rats in Freising9). Vor seinem Tod veranlaßte er zahlreiche Stiftungen an die Freisinger Wohltätigkeitsanstalten und fundierte die Christenlehre bei St. Georg mit 300 fl.10). Fugger setzte sich besonders für die Anlage eines Botanischen Gartens in Freising ein, der allerdings nach seinem Tode aufgegeben wurde11). Ein von ihm geführtes Tagebuch hat sich erhalten12).

Sein Neffe, Severin Fugger, der die Grabplatte in Auftrag gab, war der Sohn des Severin Fugger und der Katharina, Gräfin von Helfenstein13). Er immatrikulierte sich 1575 an der Universität Siena14) und 1598 in Ingolstadt15), kam 1605 als Domherr nach Freising, wurde 1607 Kapitular und starb 162916). Er stiftete jährlich 300 fl. für die Armen der Stadt17).

Außer der Wappengrabplatte gab es für Alexander Secundus Fugger im inneren nördlichen Seitenschiff des Doms noch eine kleine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit folgender Inschrift: Alexander Fugger Baro de Kirchberg praepos(itus) et Canon(icus) Fris(ingensis) O(biit) 1619. III. Febr(uarii)18). Die Platte ging spätestens im Zuge der Bodenerneuerung 1842 verloren.

Zu einem von ihm nach St. Georg gestifteten Bildfenster vgl. Nr. 303/IV.

Textkritischer Apparat

  1. et-Ligatur in Form von &.
  2. AEM H 58, AEM H 61: XLVII.
  3. Griechischer Text αρεταἰ κρείσσονές είςι μόρου in lateinischen Buchstaben, dabei r durch p wiedergegeben. Dieser Textteil fehlt bei AEM H 61.
  4. AEM H 58: irrig gekürzt extr. f.

Anmerkungen

  1. Der Standort der Wappengrabplatte dürfte mit dem Begräbnisort Fuggers, der Capella Virginis Mariae (d. i. der nachmaligen Fugger-Kapelle) übereinstimmen, s. Pinacotheca Fuggerorum Nr. XXIII; Hartig, Alexander Secundus Fugger 404.
  2. Laut frdl. Mitteilung der Kommission für die Herausgabe der griechischen Urkunden der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München.
  3. Bay 11 (Tafel 5).
  4. Khamm, Hierarchia Augustana II 314.
  5. Matrikel LMU I Sp. 698 Z. 2, 3. Januar 1553; Hartig, Alexander Secundus Fugger 406.
  6. AEM Nachlaß Boegl Nr. 34 (Domherren 4); Dôle, Dép. Jura, Frankreich.
  7. Khamm, Hierarchia Augustana II 314; BSB Cgm 1716 Catalogus Praepositorum Frisingensium Ecclesiae Cathedralis fol. Fr, 6v; Hartig, Alexander Secundus Fugger 405. Die von Khamm, Hierarchia Augustana II 314, und der Pinacotheca Fuggerorum Nr. XXIII gemeldete Besetzung der Dompropsteien zu Metz und St. Viktor in Mainz beruht vermutlich auf einer Verwechslung mit seinem Bruder Viktor August.
  8. BZAR Bernclau, Episcopatus Ratisbonensis p. 212.
  9. Hartig, Alexander Secundus Fugger 409.
  10. Prechtl, St. Georg 45; Prechtl, Franziskaner 97.
  11. Hartig, Alexander Secundus Fugger 414-418.
  12. BSB Cgm 3116, mit zahlreichen autobiographischen Angaben.
  13. Lanzinner, Zentralbehörden 343.
  14. Matrikel Siena I 52 Nr. 288, 53 Nr. 316.
  15. AEM H 64 p. 675; Mederer, Annales II 15; Matrikel LMU I 1374 Z. 26, 29. Mai 1598.
  16. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 13ar.
  17. Deutinger, Matrikeln I 73.
  18. BSB Oefeleana 10 IV p. 26.

Nachweise

  1. HVO Ms. 318 fol. 83r; AEM H 477 p. 762; AEM H 58 p. 22 (H); AEM H 61 p. 17; HVF U XI 11 p. 19 Nr. 132; Hartig, Alexander Secundus Fugger 412 Anm. 2; Glaser, Grabsteinbuch 371 Nr. 197.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 375† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0037501.