Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 344† Weihenstephan, Klosterk. St. Stephan (abgegangen) 1599

Beschreibung

Grabplatte für Abt Benedikt II. Kiener. An der nördlichen Langhauswand beim Benediktaltar1). Vermutlich vor dem Abbruch der Kirche 1810 ausgebaut und weiterverarbeitet. Genaues Aussehen nicht bekannt, nach Oefele zwei Wappen auf dem Inschriftenträger2). Der Text zentriert gesetzt.

Standort und Text nach AEM B 1499, Wappennachzeichnung in BSB Oefeleana 10.

  1. Ad omnipotentis Dei honorem / et / Sanctissimae Virginis Deiparae, / Naturae debitum solventis perpetuam / Memoriam / Reverendus Pater et Dominus Benedictus / Kienner, cum jam viginti annisa) Abbasb) / huius loci ageret, / Monumentum hoc erigi fecit. / 1599.

Übersetzung:

Zu Ehren des allmächtigen Gottes und der heiligsten Jungfrau, der Gottesgebärerin, hat der hochwürdige Vater und Herr Benedikt Kiener, als er schon 20 Jahre Abt dieses Klosters war, da er das der Natur Geschuldete bezahlte, dieses Denkmal zum ewigen Gedächtnis errichten lassen. 1599.

Wappen:
Weihenstephan3), Kiener4).

Kommentar

Abt Benedikt II. Kiener stammte aus Wasserburg a. Inn5), seine Eltern waren Gottfried Kiener und dessen Frau Anna. 1563 legte er Profeß im Benediktinerkloster Weihenstephan ab, bekleidete später das Amt des Priors und wurde am 8. Juni 1579 zum Abt gewählt. Die spätere Amtszeit von Abt Benedikt II. war überschattet von einem Zerwürfnis mit dem bayerischen Herzog Wilhelm V., da er versucht hatte, einer vom Herzog allenfalls angedachten Klosteraufhebung Weihenstephans mit diplomatisch unangemessenen Mitteln zu begegnen, woraufhin sich der Herzog vor seinem Bruder, Bischof Ernst, und dem Papst brüskiert sah. Zu den von ihm angeordneten Baumaßnahmen gehört die Neupflasterung des Kirchenbodens mit weißen Kalksteinplatten aus Kelheim6). Dabei ließ er zu Beginn der Bauarbeiten in der Benediktskapelle neben dem Altar eine mit der Datierung 1594 und seinem Wappen versehene Bodenplatte einfügen und zum Abschluß der Arbeiten eine ebensolche Platte bei der Kirchentür mit der Datierung 15957). Abt Benedikt II. Kiener starb am 5. Dezember 15998). Für ihn ist eine Jahrtagsmesse in seiner Klosterkirche nachgewiesen9).

Textkritischer Apparat

  1. BSB Oefeleana 10: cum XX. iam annis.
  2. BSB Clm 27154, BSB Oefeleana 10: Abbatem.

Anmerkungen

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 500: Pone in Columna, gemeint ist wohl derselbe Ort; Gleixner, Rekonstruktion 111.
  2. BSB Oefeleana 10 IV p. 500.
  3. Klö 88 (Tafel 101).
  4. Im Feld ein Joch, darüber zwei gekreuzte Pfeile.
  5. Wasserburg a. Inn, Lkr. Rosenheim.
  6. BSB Clm 27154 p. 148.
  7. AEM Klosterkollektaneen Weihenstephan KB 122 p. 80; AEM B 1499 p. 247; Gleixner, Rekonstruktion 103, 110f. Da nicht bekannt ist, ob diese Datierungen mit römischen Zahlzeichen oder arabischen Ziffern ausgeführt wurden und ob ihnen Initialen oder Wappen beigegeben waren, mußte eine katalogmäßige Aufnahme unterbleiben.
  8. Die biographischen Angaben nach Gentner, Weihenstephan 125-136.
  9. BSB Clm 1026 fol. 102v.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 500; AEM B 1499 p. 248; BSB Clm 27154 p. 149; Gleixner, Rekonstruktion 111.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 344† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0034402.