Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 320 Domkreuzgang 1585

Beschreibung

Epitaph für den Domdekan Adam von Berwang. Im Nordflügel im neunten Joch an der Südwand. Ursprünglich in der Benediktuskirche an einer der Chorwände1), wohl seit 1716 am heutigen Standort. Heller Kalkstein. Im Bildfeld Darstellung eines Innenraums. Auf der linken Seite der von einer Vorhangdraperie überfangene Verstorbene im Chorgewand mit Almucia auf einem Podest kniend, in den zum Gebet gefalteten Händen eine Gebetszählschnur (sog. Fünfer); seitlich neben ihm ein Betpult mit aufliegendem Buch, an der Schmalseite des Pultes ein Engelskopf mit vertikal abgespreizten Flügeln. Vor ihm ein Altar, darauf ein volutengesockelter Kruzifixus oben mit Schriftband, darauf sicher der heute unkenntliche Titulus (I); vor dem Sockel ein Knochen, der zugehörige Totenschädel heute fehlend; frontseitig am Altarblock das Vollwappen des Verstorbenen; hinter dem Altar Fensteröffnung mit Ausblick auf eine Hügellandschaft unter bewölktem Himmel. Unter dem Bildfeld querformatiges Feld mit Grabinschrift (II), flankiert von den mit Blattrosetten besetzten Postamenten einer Ädikularahmung. Seitlich des Bildfeldes Pilaster mit je zwei vertikal verbundenen Wappenkartuschen der vierfachen Ahnenprobe, darüber ein Segmentbogen. Schlechter Erhaltungszustand, der Gekreuzigte völlig zerstört, die Wappen der Ahnenprobe und die Schrifttafel mit beträchtlichen Schäden.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

Maße: H. 43,5 cm, B. 25 cm, Bu. 0,7 cm (II).

Schriftart(en): Fraktur.

I. Ergänzt nach dem üblichen Formular.

  1. INRI

II.

  1. An(n)o Do(mi)ni · 1585 · den · 2 · tag Novemberis / Ist der Ehrwierdig in Gott Edl vnd vesst / Herr Adam von Berwang des Fürstl(ichen) [H]och/stiffts [F]reising Thumdechand[t] vnd Stadt/hald[ter a]llda [A]us diser welt Abgeschaiden / Deme vnd all[en] Gott genedig sein w(elle) / Amena)

     
Wappen:
Berwang2).
Berwang2) Widerspach3)
Hausen4) Landtsidler5)

Kommentar

Adam von Berwang gehörte einer in Friedberg ansässigen Adelsfamilie an6). Seine Eltern waren Jodokus von Berwang, Pfleger zu Schongau, und Ottilia, geb. Hausner von Riedheim7). 1562 immatrikulierte er sich an der Universität in Dillingen8). 1565 erhielt er ein Kanonikat in Freising, nachdem Zweifel an seiner Stiftsmäßigkeit zerstreut werden konnten. Seit 1571 Kapitular9), studierte er 1575 in Siena10) und wurde 1584 zum Domdekan gewählt11). Er stiftete für die Pfarrkirche St. Georg ein Fenster mit Inschrift und seinem Wappen, s. Nr. 302/III. Außer dem Epitaph gab es im Mittelschiff der Benediktuskirche noch eine Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit folgender Inschrift: Adamus de Berwang. Can(onicus) O(biit) A(nn)o 1585. 2. Nov(embris)12). Die Bodenplatte ging vermutlich erst bei der Neupflasterung von Kreuzgang und Benediktuskirche 1830 verloren.

Textkritischer Apparat

  1. Die letzte Zeile zentriert gesetzt.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 2268 I fol. 99v; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 5r.
  2. BayA1 9 (Tafel 6).
  3. BayA1 6 (Tafel 4), Zuweisung aufgrund der Angabe bei Prey, s. BSB Cgm 2290 III fol. 179r.
  4. BayA1 43 (Tafel 44).
  5. Zerstört. BayA1 18 (Tafel 15), Zuweisung aufgrund der Angabe bei Prey, s. BSB Cgm 2290 III fol. 179r. Nach Prey müßte hier jedoch korrekt das Wappen der Stattner von Haldermannstetten stehen.
  6. Friedberg, Lkr. Aichach-Friedberg, Schw.
  7. BSB Cgm 2268 I fol. 99v; Hundt, Stammenbuch III 251; Schrenck-Notzing, Hochstift 226; Schongau, Lkr. Weilheim-Schongau.
  8. Matrikel Dillingen I 36, 1562 Nr. 41.
  9. BSB Cgm 2268 I fol. 99v; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 5r.
  10. Matrikel Siena I 52 Nr. 289.
  11. BSB Cgm 2268 I fol. 99v; BSB Cgm 1716 Decani Frisingensis Ecclesiae Maioris ad fol. 7 p. 5, fol. 14r, Catalogus Canonicorum fol. 5r; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 607 Nr. 48.
  12. BSB Oefeleana 10 IV p. 209; AEM H 76 p. 297, 323; außerdem Erwähnung der Platte in BayHStA HL 3 Fasz. 155/15.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2268 I fol. 99v; BSB Cgm 1716 Decani Frisingensis Ecclesiae Maioris fol. 14r; BSB Cgm 1724, loses Blatt nach p. 288; BSB Oefeleana 10 IV p. 145; BSB Cgm 1717 p. 81; BSB Cgm 2290 III fol. 178v, 179r; BSB Cgm 2291 II fol. 120v; AEM H 64 p. 615; AEM H 482a p. 115, 122; BSB Cgm 1718 3 nach p. 31, p. 33, 39; AEM H 76 p. 327; AEM H 64 p. 22; HVO Ms. 318 fol. 80r; AEM H 477 p. 760; AEM H 61 p. 66; AEM H 58 p. 60 (-);AEM H 465 fol. 28r, 29v, 33r; AEM H 466; HVF U XI 11 p. 17 Nr. 124; Schlecht, Inschriften V 25 Nr. 37; Alckens, Freising 58; Glaser, Grabsteinbuch 367f. Nr. 187.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 320 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0032006.