Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 318† Dom Mariä Geburt und St. Korbinian 1585

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Stiftspropst Joachim von Wemding. Im äußeren südlichen Seitenschiff nahe dem Heilig-Geist-Altar. Zu unbekanntem Zeitpunkt abgegangen1). Umschrift. Im Mittelfeld unter einem Kleeblattbogen Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia und Birett, in den zum Gebet gefalteten Händen eine Gebetszählschnur (sog. Zehner), in den Bogenzwickeln Blattwerk. In den Ecken der Platte die vierfache Ahnenprobe.

Standort nach BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum, Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. A(nn)oa) D(omi)ni . 1585 . den 14. Junyb) / starb . der . Ehrwürdig . und . Edl . herr . Joachimb . von . Wembding . / first(licher) . Rath . und . Thumherrc) . / Zu . frisingd) . auch . Probst . zu . S. Johan(n)e) . alhie . begraben . dem . Gott . genad .

Wappen:
Wemding2)Giech3)
Seckendorf4)Liechtenstein5)

Kommentar

Joachim von Wemding entstammte einer schwäbischen Adelsfamilie. Seine Eltern waren Wolf von Wemding, Pfleger zu Hollenburg, und Margarete, geb. von Giech6). 1548 erhielt er durch Altersdispens ein Kanonikat am Freisinger Domstift, wurde 1555 Domkapitular und 1570 Propst der Kollegiatstiftskirche St. Johannes Baptist7). Ein von ihm gestiftetes Bildfenster hat sich in der Pfarrkirche St. Georg erhalten (Nr. 302/III). Für seinen Vetter Nikodemus ließ er ein Epitaph anfertigen (Nr. 282).

Offenbar handelt es sich bei Preys Nachzeichnung vom Epitaph für Joachim von Wemding um eine Verwechslung mit dem Epitaph für Nikodemus von Wemding: Zwar weist die Nachzeichnung die Grabinschrift des Joachim auf, die bildliche Darstellung als auch der Bibeltext, der den auferstandenen Christus umgibt, stammen jedoch vom Epitaph des Nikodemus8).

Die Beischrift Wembding oberhalb der Nachzeichnung des linken oberen Wappens bei HVO Ms. 318 war auf dem Original vermutlich nicht vorhanden.

Außer der Grabplatte gab es wohl nahe dem Heilig-Geist-Altar noch eine Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit folgender Inschrift: IOACHIM / DE WEMBDING / CAN(ONICVS) O(BIIT) A(NN)o 1585. / 14. JUNY9). Die Platte wurde wohl im Zuge der Bodenerneuerung 1842 in die untere Domsakristei versetzt.

Textkritischer Apparat

  1. o hochgestellt.
  2. AEM H 76: Anno D(omi)ni MDLXXXV. den 14. Juni.
  3. BSB Cgm 1717, BSB Cgm 2290 XXX: Dombherr.
  4. Sic! Alle anderen Kopialen ohne diesen offensichtlichen Schreibfehler.
  5. AEM H 58: Nachfolgender Text fehlt; BSB Cgm 1716 Praepositi St. Johannis: Text endet nachfolgend mit (etc.), gekürzt p.

Anmerkungen

  1. Sollte es sich um eine in den Boden eingelassene Platte gehandelt haben, dürfte sie im Zuge der Erneuerung des Pflasters 1842 abgegangen sein.
  2. BayA1 61 (Tafel 62).
  3. Bay 11 (Tafel 5).
  4. Bay 22 (Tafel 15).
  5. Bay 45 (Tafel 44).
  6. Hundt, Stammenbuch II 363f.; Schrenck-Notzing, Hochstift 224; Hollenburg, Gem. Krems an der Donau, Niederösterreich, Österreich.
  7. Vgl. BSB Cgm 1716 Praepositi S. Johannis Baptistae Frisingae fol. 27r; AEM FS 118 p. 72; Schlecht, Inschriften VI 84.
  8. BSB Cgm 1717 p. 1017; s. auch BSB Cgm 1724 p. 279.
  9. BSB Oefeleana 10 IV p. 49; AEM H 76 p. 339; Schlecht, Inschriften II 51 Nr. 128.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Praepositi S. Johannis Baptistae Frisingae fol. 27r, Catalogus Canonicorum fol. 68v; BayHStA HL Freising Nr. 648 p. 88 Nr. 24; BSB Cgm 1724 p. 279 Nr. 48; AEM H 58 p. 172 (P); BSB Cgm 1717 p. 1017; BSB Cgm 2290 XXX fol. 480r; AEM H 482a p. 1034; BSB Cgm 1718 p. 521f.; AEM H 76 p. 326; HVO Ms. 318 fol. 80r; AEM H 477 p. 760; AEM H 61 p. 214; AEM H 465 fol. 274v; AEM H 466; HVF U XI 11 p. 17 Nr. 123; Schlecht, Inschriften II 51 Nr. 129; Glaser, Grabsteinbuch 367 Nr. 186.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 318† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0031803.