Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 311 Dom Mariä Geburt und St. Korbinian 1580

Beschreibung

Wappenplatte für den Domdekan Johannes von Adelzhausen zu Weikertshofen. Im äußeren nördlichen Seitenschiff in der Michaelskapelle, an der Stirnseite des südwestlichen Wandpfeilers. Ursprünglich vermutlich im äußeren nördlichen Seitenschiff in der Georgskapelle1), wohl seit 1723–1724 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Die obere Hälfte der Platte unterteilt in ein Schriftfeld im oberen Drittel, darin zwei Bibeltexte (I), im Feld darunter kreisrundes gerahmtes Medaillon mit Vollwappen des Verstorbenen, in den Restflächen die vierfache Ahnenprobe mit übergestellten Wappenbeischriften (II). In der unteren Hälfte der Platte die Grabinschrift (III). Vor allem in der unteren Plattenhälfte einige kleine Ausbrüche.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

Maße: H. 163 cm, B. 82 cm, Bu. ca. 4 cm (I), 3,5 cm (II, III).

Schriftart(en): Kapitalis (I), Fraktur (II, III).

I.

  1. OMNES MORIMVR ET QVASI AQVAE DILABI=/MVR IN TERRAM 14: REGVM. / VTINAM SAPER(E)NT, ET INTELLIGERE(N)T, / AC NOVISSIMA PROVIDERENT. DEVT(ERONOMIVM) 32

Übersetzung:

Wir sind alle sterblich und werden gleichsam wie Wasser in der Erde versickern. Regum 14. Wenn sie doch klug wären, und es begriffen und für die letzten Dinge vorsorgten. Deuteronomium 32.

II. Wappenbeischriften.

  1. Adeltzhausen2)  Roth3) 
    hausen4)  späth5) 

III.

  1. Hie Ligt Begraben Der hochehrwyrdig / Vnd Edl herr herr Johann von Adeltzhausen / zue weichertzhouen Tumbdechant dises F(ürstlichen) / Hochstiffcs auch F(ürstlicher) Rath alhie welcher / gestorben ist den 〈– – –〉 A(nn)oa) 158〈0〉 / dessen seelen gott genedig v(n)d Barmherczig / sein v(n)d neben andern Christglaubigen selen ein / Fröliche Aufersehungb) verleichen welle A(men) ·

    Bibel- und Schriftstellerzitat(e): 2 Rg 14,14; Dt 32,29. (I)

Kommentar

Zur Schriftgestaltung der Gotichen Minuskel s. Einleitung CVIII.

Johannes von Adelzhausen zu Weikertshofen6) war der Sohn des resignierten Domherrn Johannes von Adelzhausen und der Ursula, geb. Roth7). Seit 1531 gehörte er als Kanoniker dem Domstift Freising an8). 1537 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt9). Seit 1554 Domkapitular, wurde er 1562 zum Domdekan gewählt10). Daneben besaß er Kanonikate in Eichstätt und – von 1559 bis 1565 – in Augsburg11). 1569 hielt er sich zusammen mit Bischof Ernst auf dem Salzburger Provinzialkonzil auf12). Angeblich hatte er auch die Pfarrpfründe von Peterskirchen inne13). Johannes von Adelzhausen stiftete für die Pfarrkirche St. Georg drei Bildfenster, s. Nr. 288, 289, 303 – –/III. Er starb am 18. August 158014). Im Freisinger Dom wurde für ihn eine zu Lebzeiten gestiftete Jahrtagsmesse gefeiert15).

Außer der Wappengrabplatte gab es in der Georgskapelle des Doms noch eine Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: Joannes / de Adelzhausen / Decanus / O(biit) A(nn)o 1580. 18 Aug(usti)16). Die Platte ging spätestens im Zuge der Bodenerneuerung 1842 verloren.

Textkritischer Apparat

  1. o hochgestellt.
  2. Sic!

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 2268 I p. 8.
  2. BayA1 7 (Tafel 5).
  3. BayA3 50 (Tafel 31).
  4. BayA1 43 (Tafel 44).
  5. Wü 12 (Tafel 14).
  6. Unterweikertshofen, Gde. Erdweg, Lkr. Dachau.
  7. Hundt, Stammenbuch III 190f., vgl. Nr. 322.
  8. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 3r.
  9. Matrikel LMU I Sp. 538 Z. 17, 30. März 1537; AEM H 64 p. 674.
  10. BSB Cgm 1716 Decani Frisingensis Ecclesiae Maioris ad fol. 7 p. 5, fol. 14r, Catalogus Canonicorum fol. 3r; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 607 Nr. 46.
  11. Haemmerle, Canoniker 3 Nr. 8; nach Khamm, Hierarchia Augustana I 618 bestand das Kanonikat bereits seit 1541.
  12. Dalham, Concilia Salisburgensia 548.
  13. AEM H 482a p. 26, hier als verus pastor bezeichnet; nicht bei Geiß, Trostberg 251; Peterskirchen, Pol. Bez. Ried im Innkreis, Oberösterreich, Österreich.
  14. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 3r.
  15. BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 35r.
  16. BSB Oefeleana 10 IV p. 33; AEM H 76 p. 316f.; AEM H 61 p. 67; AEM H 58 p. 57 (-); Schlecht, Inschriften II 10 Nr. 77.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2268 I p. 8; BSB Cgm 2290 I fol. 138r; BSB Cgm 2291 I fol. 65v; AEM H 58 p. 57 (-), 59 (P); BSB Oefeleana 10 IV p. 35; BSB Cgm 1717 p. 35f.; AEM H 602 p. 155; AEM H 482a p. 19, 21; BSB Cgm 1718 1 vor p. 2, p. 5; AEM H 76 p. 315f. Nr. 43, p. 317; HVO Ms. 318 fol. 79r; AEM H 477 p. 759; AEM H 61 p. 67; AEM H 465 fol. 6r, 9v, 10r; HVF U XI 11 p. 16 Nr. 119; Schlecht, Inschriften II 10 Nr. 76; Glaser, Grabsteinbuch 365 Nr. 182.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 311 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0031107.