Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 285† Weihenstephan, Klosterk. St. Stephan (abgegangen) 1573

Beschreibung

Gemälde-Epitaph für den Abt Caspar Fras. Innen am ersten südlichen Pfeiler von Westen, nahe dem Annenaltar1). Bereits zu Ende des 18. Jahrhunderts beschädigt, spätestens bei Abbruch der Klosterkirche 1810 abgegangen2). Im Bildfeld Darstellung des Gekreuzigten; rechts davon der Verstorbene als Orant, auf einem Fußschemel kniend, über ihm ein Schriftband (I), hinter dem Abt sieben Konventualen auf dem Boden kniend; links des Gekreuzigten fünf Verwandte des Caspar Fras, jede dieser Personen mit einer Beischrift bezeichnet (II-VI). Die Grabinschrift unten auf einer separaten Tafel (VII).

Standort, Beschreibung und Text nach BSB Clm 27154.

  1. I.

    Domine JHESU suscipe Spiritum meum

  2. II.

    Balthasar Fras, Parensa)

  3. III.

    Melchior frater verus

  4. IV.

    Joannes Magister, frater meus collateralis

  5. V.

    Felicitas mater vera

  6. VI.

    Barbara noverca

  7. VII.

    Frater Caspar Frasius hujus Coenobii Abbasb) ad suos Fratres Conventualesc).Casparus Fras, qui vester Confrater et AbbasSarcophagum hic fieri, corporis opto mei.Nond) quod magnifico luxu monumenta requiram,Vos sed ut inde mei sic meminisse velim.Cum vocor a Vobis, non vos, mea viscera, Linquo Vna erimus sum(m)o, credite, Turba Polo.Profuerintq(ue) meae Vobis si munia, curaeLaetor, id acceptum, non mihi, ferte Deo.Vivite Concordes, precibus me, quaeso, juvate;Reddam et pro vobis mutua Vota Deo.M : D : L : XXIIIe) :

Übersetzung:

Herr Jesus, nimm meinen Geist auf. (I) Balthasar Fras, Vater. (II) Melchior Fras, wahrer Bruder. (III) Johannes Magister, mein vertrauter Bruder. (IV) Felicitas, wahre Mutter. (V) Barbara, Stiefmutter. (VI) Bruder Caspar Fras, Abt dieses Klosters, an seine klösterlichen Brüder: Ich, Caspar Fras, der ich euer Mitbruder und Abt bin, wünschte, daß hier der Sarg für meinen Körper stehe. Nicht weil ich ein Denkmal von herrlicher Pracht verlange, sondern weil ich will, daß ihr euch an mich auf diese Weise erinnert. Wenn ich von euch beim Namen genannt werde, verlasse ich euch, meine Kinder, nicht. Glaubt mir, wir werden eine Schar im hohen Himmel sein. Wenn die Leistungen meiner Sorge euch genützt haben, freue ich mich. Bringt das Empfangene nicht mir, sondern Gott dar. Lebt einträchtig und helft mir, bitte, durch Gebete, und ich werde für euch wechselseitig Gebete an Gott richten. 1573. (VII)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Act 7,58. (I)

Versmaß: Distichen. (VII ab Casparus Fras bis Vota Deo)

Kommentar

Caspar Fras, Sohn des Pfaffenhofener Kastners Balthasar Fras3), stammte aus Aichach4). 1549 trat er ins Benediktinerkloster Weihenstephan ein5), legte am 31. Dezember 1550 die Ordensgelübde ab6) und feierte dort 1551 Primiz7). Nach einem 1559 in Ingolstadt aufgenommenen Studium8) versah er bis 1563 das Amt eines Kellermeisters und die Klosterpfarrei St. Jakob9). Am 8. Mai 1563 wurde Caspar Fras einstimmig zum Nachfolger des verstorbenen Abtes Christoph II. Karner gewählt. Während seiner Amtszeit veranlaßte er den Bau einer Wasserleitung aus Bleirohren, daneben ließ er Kloster und Kirche mit zahlreichen Gemälden und Plastiken ausstatten, beschaffte eine neue Orgel und erbaute ein Sommerhaus. Auch förderte er die Entstehung einer Klosterchronik, die Georg Amersee verfaßte10). Caspar Fras starb am 12. April 1576 und erhielt eine Jahrtagsmesse in seiner Klosterkirche11).

Textkritischer Apparat

  1. Bei BSB Oefeleana 10 von den Bildbeischriften I bis VI nur II zitiert, die übrigen für Oefele unlesbar.
  2. BSB Oefeleana 10: Abbas fehlt.
  3. Nachfolgender Text von den ersten beiden Zeilen durch horizontale Trennlinie geschieden.
  4. BSB Oefeleana 10: irrig Num.
  5. Datierung zentrisch gesetzt; vor L und nach dem letzten Doppelpunkt Trennzeichen in Form von , nicht bei BSB Oefeleana 10 und AEM B 1499; BSB Oefeleana 10: 1574; diese Datierung indirekt bestätigt durch BSB Cgm 2268 I fol. 264r, vgl. Anm. 11.

Anmerkungen

  1. Prey gibt 1740 als Standort den Schwibbogen nächst der Kanzel an und verweist auf ein nebenstehendes Wappen (auf der Tafel selbst?) von Abt Caspar Fras (Oberhalber Hund mit Geflügelschenkel im Maul), s. BSB Cgm 2290 IX fol. 169v.
  2. Licklederer fand das Epitaph 1792 in zwei Fragmenten vor, der Bildteil war von der Gedenkinschrift getrennt worden. Wegen des schlechten Erhaltungszustandes konnte Oefele nicht mehr alle Beischriften lesen, s. BSB Oefeleana 10 IV p. 503. Eine kurze Beschreibung des Epitaphs auch in AEM KB 122 p. 79.
  3. BSB Cgm 2268 I fol. 264r; Pfaffenhofen a. d. Ilm, Lkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm.
  4. Gentner, Weihenstephan 120; Aichach, Lkr. Aichach-Friedberg, Schw.
  5. Landersdorfer, Visitation 185.
  6. Gentner, Weihenstephan 120.
  7. Landersdorfer, Visitation 185.
  8. Landersdorfer, Visitation 185; nicht bei Matrikel LMU I.
  9. Gentner, Weihenstephan 120; Landersdorfer, Bistum 185.
  10. Gentner, Weihenstephan 121f.; Uhl, Weihenstephan 148; Gleixner, Rekonstruktion 103 (mit älterer Literatur).
  11. BSB Clm 1026 fol. 33v; Gentner, Weihenstephan 123. Nach Eckher in BSB Cgm 2268 I fol. 264r starb Caspar Fras 1574. Dieses Datum bezieht sich jedoch irrig auf die Datierung des Gemälde-Epitaphs, das Eckher ebenfalls erwähnt.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 503; AEM B 1499 p. 239f.; BSB Clm 27154 p. 144; Gentner, Weihenstephan 123; Gleixner, Rekonstruktion 114.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 285† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0028502.