Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 283 Domkreuzgang 1573

Beschreibung

Epitaph für den Stiftsdekan Michael Knab-Eck. Im Südflügel zwischen dem vierten und fünften Joch an der Nordwand. Ursprünglich wohl ebenfalls im Südflügel1), seit 1716 am heutigen Standort. Sandstein, roter Kalkstein. Im quadratischen Bildfeld rechts ein Kruzifixus mit Titulus (I), unten am Kreuzstamm ein Totenschädel; links der Verstorbene im Chorgewand mit Almucia inmitten einer Heiligengruppe kniend, die Hände zum Gebet gefaltet; ganz links die hl. Barbara, hinter ihm die hl. Maria, die ihn umfaßt, rechts vor ihm der hl. Andreas, der seine Hand an den Arm des Oranten legt; im Hintergrund Hügellandschaft mit Stadtvedute, der Himmel mit Wolkenband. Um das Bildfeld Rahmung mit manieristischer Ornamentik: In den Orthogonalen seitlich gerundete Spiegel, bestehend aus stark vorgewölbten Einlagen in rotem Kalkstein, in den Ecken im Grundriß quadratische, pyramidenförmig vortretende Einlagen ebenfalls in rotem Kalkstein, die Restflächen mit Beschlagwerkornamentik gefüllt. Oben stark vorkragende Giebelverdachung, darauf konkav einziehender, geohrter Auszug, im Feld ein querelliptisches Medaillon mit Relief Gottvaters im Wolkenhimmel mit geflügelten Puttenköpfen, die Linke segnend erhoben, das Haupt bekrönt, die Linke auf eine Weltkugel gestützt, darunter die Heilig-Geist-Taube; in den Restflächen links und rechts je eine bärtige Figur mit einem Holzfaß als Bekleidung, Stäbe mit Fruchtgebinden emporhaltend. Unter dem Bildfeld eine stabgerahmte Tafel mit der Grabinschrift (II), seitlich Anschwünge mit Löwenmaskaronen. Unter dem Epitaph ein Medaillon mit dem Wappen des Verstorbenen. Fehlstellen an den Giebelgesimsen und im Bereich der unteren Schrifttafel, die linke Rahmenleiste stark abgewittert.

Ergänzt nach AEM H 482a.

Maße: H. 166 cm, B. 85 cm, Bu. 0,8 cm (I), Bu. 1,5 cm (II Z. 1-8), 1,0 cm (II Z. 9).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

  1. I.

    INRI

  2. II.

    [SI]STE VIATORa) / H[IC] CONDITVS EST R(EVEREN)D(VS) D(OMINVS) MICHAEL KNAB ECKIVS QVI / CVM SVB AVVNCVLO SVO IO(HANNES) ECKIO THEOLOGO CELEBERR(IMO) / TANTVM PROFECISSET VT NON MODO PVBLICAM INGOLSTAD(II)b) / PH(ILOSOPH)IAE PROFESSIONEM SED ET LAVREAM THEOLOGICAM MERERETVR / HVC VOCATVS PRIMO DECANATVM AD S. ANDREAM, DEINDE IN CATHE[=]/DRALI ECCLESIAb) CANONICATVMb) CONSECVTVS EST, QVIBVS MVNERI=/[B]VS AD [SENIVM VS]Q(VE) CVM LAVDE ADMINISTRATIS PIE IN DOMINO OBDORMI/[VIT . A(NNO) D(OMI)NI M D LXX]III MENSE IANVAR(II) · DIE XVIII ABI MORITVREc)

Übersetzung:

Bleib stehen, Wanderer! Hier ist der hochwürdige Herr Michael Knab-Eck begraben, der, als er unter seinem Onkel Johannes Eck, dem berühmten Theologen, so große Fortschritte gemacht hatte, daß er nicht nur die öffentliche philosophische Professur in Ingolstadt, sondern auch die theologische Laurea verdiente, hierher berufen zuerst das Dekanat zu St. Andreas, dann ein Kanonikat in der Domkirche erhielt. Nachdem er diese Ämter löblich bis in das Greisenalter verwaltet hatte, entschlief er fromm im Herrn im Jahre des Herrn 1573 am 18. Tag des Monats Januar. Geh hin, der du bestimmt bist zu sterben. (II)

Wappen:
Eck2).

Kommentar

Zu den Schriftformen s. Einleitung CXIV.

Michael Knab-Eck stammte aus Egg an der Günz3). Nach seinem Studium in Ingolstadt 15134) promovierte Eck 1517 zum artistischen Bakkalar und im Januar 1519 zum Magister5). Anschließend hielt er sich u. a. in Leipzig auf, wo er Sekretärsdienste für seinen berühmten Onkel Dr. Johannes Eck, Theologe und Gegner Martin Luthers, leistete6). Seit 1524 – zu Ende diesen Jahres hatte er auch durch Vermittlung seines Onkels ein Kanonikat bei St. Andreas in Freising erhalten7) – wirkte er im Lehrkörper der Artistenfakultät Ingolstadt, deren Dekan er auch war, außerdem versah er das Amt des Fakultätskämmerers8). 1531 beendete er unvermittelt seine Lehrtätigkeit in Ingolstadt, die Gründe dafür sind unbekannt. 1549 wurde er Dekan von St. Andreas9). Nachdem er 1561 dieses Amt resigniert hatte, erhielt er auf päpstlichen Vorschlag ein Kanonikat am Domstift10). Im selben Jahr wurde er von der theologischen Fakultät zur Sentenzenvorlesung zugelassen, die er in Freising abhielt11). Wohl unmittelbar nach seiner Wahl zum Domkapitular 156312) resignierte er das Amt des Dekans bei St. Andreas13), später promovierte er zum Doktor der Theologie. Von Knab sind Jahrtagsstiftungen nach St. Andreas14) und Weihenstephan15) dokumentiert, darüberhinaus bestiftete er die Oktavfeier des Festes Mariä Himmelfahrt im Dom16).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach Befund und kopialer Überlieferung erneuert wird: MICHAEL KNAB ECKI(VS) D(OCTO)R CAN(ONICVS) O(BIIT) / A(NN)O 1573. 18 IAN(VARII)17).

Textkritischer Apparat

  1. Erste Zeile zentriert gesetzt.
  2. Vergrößerter Versal.
  3. Letzte Zeile verkleinert und zentriert gesetzt.

Anmerkungen

  1. Vgl. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 22v. Bei Prechtl, St. Andreas 120, irrtümlich unter den Grabplatten der Kollegiatstiftskirche St. Andreas aufgeführt.
  2. BayA1 33 (Tafel 33).
  3. AEM DK 169; Egg an der Günz, Lkr. Unterallgäu, Schw.
  4. Matrikel LMU I Sp. 357 Z. 38, 21. Februar 1513.
  5. Biographisches Lexikon LMU I 219.
  6. Vgl. Pollet, Julius Pflug 5/2 45-47; u. a. besorgte er den Druck der Leichenrede von Johannes Eck auf den Augsburger Bischof Heinrich von Lichtenau, s. Wiedemann, Johannes Eck 429.
  7. Birkner, Reformation Nr. 2, 2 bzw. 13 (Sonderdr.).
  8. Biographisches Lexikon LMU I 219.
  9. AEM FS 118 p. 11; Prechtl, St. Andreas 85.
  10. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 22v; Prechtl, St. Andreas 86f.
  11. Biographisches Lexikon LMU I 219f.
  12. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 22v.
  13. AEM FS 118 p. 11.
  14. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 163a fol. 17v, 26v, 28v; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 161 fol. 366r; Prechtl, St. Andreas 53.
  15. BSB Clm 1026 fol. 8v.
  16. Schlecht, Inschriften III 87.
  17. Vgl. AEM H 482a p. 440; BSB Cgm 1718 1 nach p. 198; AEM H 465 fol. 120r.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 107; BSB Cgm 1717 p. 414; AEM H 482a p. 440f.; BSB Cgm 1718 p. 198, 1 nach p. 198; AEM H 76 p. 334; AEM H 64 p. 619; HVO Ms. 318 fol. 78r; AEM H 477 p. 758; AEM H 465 fol. 119r, 120r; AEM H 61 p. 213; HVF U XI 11 p. 15f. Nr. 116; Prechtl, St. Andreas 120; Schlecht, Inschriften III 86 Nr. 57; Glaser, Grabsteinbuch 364 Nr. 179.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 283 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0028306.