Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 271† Domkreuzgang 1566

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Domherrn und Generalvikar Jobst Münch zu Münchhausen. Genauer Standort nicht bekannt. Vermutlich erst bei der Neupflasterung von Kreuzgang und Benediktuskirche 1830 abgegangen. Nach Eckher vf der erdten ein khleines grabsteindl, darin sein schiltl1), nach Heckenstaller der Stein in quadratischem Format2). Im oberen Drittel ein vierzeiliger Text, in der unteren Hälfte das Wappen des Verstorbenen im Kreis.

Beschreibung nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318, Text nach BSB Cgm 1716.

  1. Herr Jobst Mynicha) Thumbherrb) vnd vicaryc) starb den 5.d) January im 66 Jahr vnd ligt alda begrabene).

Wappen:
Münch zu Münchhausen3).

Kommentar

Zu dieser Platte existiert eine offensichtlich abweichende Nachzeichnung von Prey4). Ihr liegt jedoch irrtümlich die Wappenplatte für Hans Münch von Münchhausen (Nr. 237) zugrunde, in die der oben wiedergegebene Text der Wappengrabplatte für Jobst Münch eingetragen wurde, wobei sich Prey der Transkription Eckhers in BSB Cgm 1716 bediente und sie zudem fehlerhaft übernahm5). Auf jenen irrigen Angaben Preys basieren die späteren Inschrifteneditionen dieses Steins durch Bugniet des Croisettes6).

Jobst Münch zu Münchhausen war der Sohn des Hans Münch zu Münchhausen und der Anna, geb. von Haushaim7). 1512 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt8). Als Pfarrer war er in Grünthal im Bistum Salzburg tätig, bevor er 1527 auf Empfehlung des Salzburger Erzbischofs Matthäus Lang ein Kanonikat am Freisinger Domstift erlangte9). 1530 rückte er ins Domkapitel auf. 1554 ist er als Pfarrer in Aubing genannt10). Seit 1560 übte er das Amt des Generalvikars im Bistum Freising aus11). Sein Epitaph hat sich im Domkreuzgang erhalten, s. Nr. 270.

Außerdem gibt es im Nordflügel des Domkreuzgangs eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit folgender Inschrift: + / IOBST / MÜNICH DE / MÜNCHHAUSEN. / CAN(ONICUS) ET VICARIUS / O(BIIT) 5. IAN[…] / 156612).

Während sich die Grabstätte seines Neffen Hans Münch ebenfalls im Domkreuzgang befindet (s. Nr. 237), liegen sein Bruder Gregor Münch zu Münchhausen und dessen Frau Barbara in der Kollegiatstiftskirche St. Johannes Baptist begraben (s. Nr. 322).

Textkritischer Apparat

  1. BSB Cgm 1724, BSB Cgm 1717, AEM H 482a: Münch.
  2. BSB Cgm 1717 p. 52 r. Sp.: Dombherr, l. Sp. (Nachz.): Domher.
  3. AEM H 482a: vicary generalis.
  4. AEM H 477: 5te.
  5. BSB Cgm 1717 ergänzt irrig und dazu mit falscher Jahreszahl: starb Anno 1516, s. Kommentar.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 2268 II p. 883; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 30v.
  2. AEM H 60 p. 123b.
  3. BayA1 165 (Tafel 171).
  4. BSB Cgm 1717 p. 528.
  5. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 30v mit Zusatz starb anno 1566, von Prey irrtümlich zur Inschrift gezogen, überdies mit falscher Jahreszahl 1516, s. BSB Cgm 1717 p. 528.
  6. AEM H 59 p. 53; Bugniet, Versuch 85.
  7. BSB Cgm 2268 II p. 883; Hundt, Stammenbuch III 478.
  8. Matrikel LMU I Sp. 352 Z. 37, 21. Mai 1512.
  9. Schlecht, Inschriften V 26; AEM Nachlaß Boegl Nr. 34 (Domherren 4); Grünthal, Gde. Unterreit, Lkr. Mühldorf am Inn.
  10. AEM Nachlaß Boegl Nr. 34 (Domherren 4); Aubing, Stadt München.
  11. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 30v.
  12. Vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 138.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2268 II p. 883; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 30v; BSB Cgm 1724 p. 146 Nr. 48; BSB Cgm 1717 p. 528; AEM H 482a p. 576; BSB Cgm 1718 p. 264; Bugniet, Versuch 85; HVO Ms. 318 fol. 77r; AEM H 477 p. 758; AEM H 59 p. 53; AEM H 60 p. 123a (H); AEM H 465 fol. 155r; AEM H 466; Schlecht, Inschriften V 26 Nr. 38a; Glaser, Grabsteinbuch 363 Nr. 176.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 271† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0027103.