Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 266† Dom Mariä Geburt St. Korbinian 1563

Beschreibung

Glocke, sog. „Einserin“, mit Gedenk- und Stifterinschrift. Ursprünglich auf dem Nordturm. Bronze. 1563 Guß mit sieben anderen Glocken (Nr. 259265) durch Wolfgang Steger, München. 1583 umgegossen und dabei umgestaltet (Nr. 267). Wohl analog zu den anderen Glocken an der Schulter zwischen einem Kordelsteg und einem einfachen Steg umlaufende Inschrift (I), darunter vermutlich ein gotischer Maßwerkbogenfries, sowie auf der Flanke Wappen des Bischofs Moritz von Sandizell, darunter eine Schrifttafel mit dem Text von Haberstock (II). Auf dem Schlagring eine weitere Inschrift (III).

Text nach BayHStA HL 3 Fasz. 155/13.

Maße: Gew. ca. 168 kg1).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I.

    VVLCANO PEREO FERVE(N)TE, RENASCOR EODEM.

  2. II.

    ANNO D(OMI)NI M D LXIII /CAMPANAS OCTO SAEVVS CO(N)SVMPSERAT IGNIS /MAVRITIVS PRAESVL REPARARI HOC TE(M)PORE FECIT.

  3. III.

    EXIGVV(M) QVA(M) VIS TENEA(N)T MEA CORPORA MOTVMVRBE TAME(N) TOTA VOX MEA PVLSA SONAT.

Übersetzung:

Durch das glühende Feuer gehe ich zugrunde und enstehe durch dasselbe von neuem. (I)

Im Jahre des Herrn 1563 hatte wildes Feuer acht Glocken zerstört. Bischof Moritz ließ sie zu dieser Zeit wiederherstellen. (II)

Mag mein Körper eine noch so geringe Bewegung ausführen, dennoch ertönt meine angestoßene Stimme in der ganzen Stadt. (III)

Versmaß: Hexameter. (I, II Z. 2-3)  Distichon. (III)

Kommentar

Die Glocke wurde gemeinsam mit sieben weiteren Glocken im Auftrag des Bischofs Moritz von Sandizell (1559–1566, Nr. 274) für den Freisinger Nordturm angefertigt, s. auch Nr. 259265. Der Umguß war offenbar durch einen Gußfehler nötig geworden.

Die in Haberstocks Konzept unter VII (in seiner Abfolge die „Zweierin“) und VIII (in seiner Abfolge die „Einserin“) vorgesehenen Inschriften wurden in der Ausführung wohl bei der jeweils anderen Glocke angebracht (jeweils als Text II), s. Nr. 265. Analog zur Textvertauschung bei den Glocken III („Sechserin“) und VI („Dreierin“) ist daher davon auszugehen, daß die für die Glocke VII („Zweierin“) vorgesehene Inschrift tatsächlich bei Glocke VIII („Einserin“) ausgeführt wurde.

Anmerkungen

  1. Das Gewicht der Glocke nach BSB Clm 1294 p. 404: 3 Zentner 36 Pfd.

Nachweise

  1. BayHStA HL 3 Fasz. 155/13.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 266† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0026606.