Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 231(†) Diözesanmuseum 1552

Beschreibung

Gemälde-Epitaph für den Domherrn Balthasar Eysenreich. Öl auf Fichtenholz. Ursprünglich im Dom über dem Portal, das von der Kepserischen oder Hochwürdigisten Guts Kapelle linker Hand zur Thür hinaus führt1). Der Bildteil seit 1907 in der Kunstsammlung des Klerikalseminars nachgewiesen, 1974 in das Diözesanmuseum überführt (Inv.-Nr. P 310), der Textteil wohl im Zuge der Säkularisation, in jedem Falle aber vor 1824 abgegangen2). Die Bildtafel in spitzbogiger Form mit Darstellung der Auferstehung Christi: Oberhalb des geschlossenen Steinsarges der in einer Wolkenglorie schwebende Christus, die Linke zum Segensgestus erhoben, in der Rechten eine Siegesfahne haltend. Um den Sarg vier bewaffnete Soldaten mit Renaissance-Rüstungen lagernd, davon drei im Schlaf versunken, einer am linken Bildrand in Betrachtung des Geschehens; rechts im Hintergrund eine Flußlandschaft mit idealer Stadtvedute Jerusalems, davor die herannahenden drei Frauen. Der verlorene untere Teil mit dreiteiliger Gliederung: In der Mitte Feld mit der Grabinschrift, links in einer Arkadenarchitektur Darstellung des knienden Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, in den Händen ein Buch, vor ihm sein Vollwappen; rechts ebenfalls in einer Arkadenarchitektur ein weiteres Vollwappen.

Beschreibung des verlorenen unteren Teils und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

Maße: H. 215,2 cm, B. 207,4 cm (Bildteil).

  1. Balthasar · horrendis · persolvit · debita · fatisa) · /Diuitisb) · et ferri · nobile · nomen · habens, / qui · quondam · exiguo · Cathedralis · tempore · templi · / hui(us) · adhuc · iuuenis · pars · quotacunq(ue) · fuit · / hoc · monumentu(m) · igit(ur) · moestic) · posuered) · parentes · / defuncti · ate) · tell(us) · exterea · corp(us) · habet · / O(biit) · Vienae · Austriae · Vf) · die · mensisg) · July · / Anno · Salutis · M : D : L · II.

Übersetzung:

Balthasar hat dem schaudervollen Geschick die Schuld eingelöst – er, der den edlen Namen „reich“ und „Eisen“ trug, der einstmals noch als junger Mann für kurze Zeit Teil, ein wie geringer auch immer, dieser Domkirche war. Dieses Denkmal also setzten die trauernden Verwandten, die Erde aber birgt den Leib. Er starb in Wien in Österreich am fünften Tage des Monats Juli im Jahre des Heils 1552.

Versmaß: Distichen. (Z. 1-6)

Wappen:
Eysenreich3), Geymann4).

Kommentar

Balthasar Eysenreich entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht. Seine Eltern waren Ambrosius Eysenreich und Anna, geb. Geymann5). 1546 erhielt er ein Kanonikat am Domstift Freising. Noch in jungen Jahren starb er 1552 als Domizellar während eines Aufenthaltes in Wien6). Der Inschrift nach zu schließen, ermöglichten die Angehörigen seine Rückführung nach Freising und ein Begräbnis im Domkreuzgang.

Textkritischer Apparat

  1. Die in HVO Ms. 318 aus Platzgründen vorgenommenen Umbrüche vor Zeilenende hier nicht berücksichtigt. AEM H 76: Textanfang von Balthasar bis fatis fehlend.
  2. Hoffmann: Debitis.
  3. BSB Cgm 1717, AEM H 482a: nostri.
  4. BSB Cgm 1717: poscere.
  5. BSB Cgm 1717, AEM H 482a: ac; AEM H 477: et; AEM H 64: atq(ue); AEM H 61: at fehlt.
  6. BSB Cgm 1717, AEM H 482a: Vto. Mensis.
  7. AEM H 64: Mense.

Anmerkungen

  1. AEM H 76 p. 318; AEM H 61 p. 208.
  2. In einem Brief von Georg Maurus Gandershofer an Joseph Heckenstaller vom 10. Juni 1824 erwähnt dieser, bei dem im Vorhaus der Kepser-Kapelle aufgehängten Eysenreich-Bild fehle bereits die Schrifttafel, s. AEM H 64 p. 669.
  3. BayA1 35 (Tafel 34).
  4. NÖ1 123 (Tafel 61), hier abweichend mit fünf Eichenblättern.
  5. BSB Cgm 2290 VI fol. 306r, 307r; Hundt, Stammenbuch III 305; Schrenck-Notzing, Hochstift 224.
  6. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 10v; BSB Cgm 2290 VI fol. 307r.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 147f.; BSB Cgm 1717 p. 175; AEM H 482a p. 236; BSB Cgm 1718 p. 93; AEM H 76 p. 318; AEM H 64 p. 600; HVO Ms. 318 fol. 73r; AEM H 477 p. 754; AEM H 61 p. 208; AEM H 465 fol. 60v; HVF U XI 11 p. 12 Nr. 100; Hoffmann, Kunstaltertümer 307 bzw. 99 (Sonderdr.) Nr. 310; AK Freising 1989, 356 Nr. V.29; Glaser, Grabsteinbuch 356f. Nr. 160.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 231(†) (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0023105.