Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 198 Domkreuzgang 1532

Beschreibung

Sechs Tafelgemälde eines Flügelaltars, davon eines mit Stifterinschrift des Stiftskanonikers Michael Piscator (Fischer), fünf mit Bildunterschriften. Im Landshuter Saal und im Depot. Ursprünglich in der Kollegiatstiftskirche St. Andreas, wohl schon vor der Säkularisation veräußert1). 1855 im Privatbesitz von Joachim Sighart2), 1857 der Kunstsammlung des Klerikalseminars einverleibt, 1974 in das Diözesanmuseum überführt. Öl auf Nadelholz. Vom Altar acht einheitlich gestaltete Tafeln erhalten (Inv.-Nr. P 300-307). Darstellungen von Heiligen, jeweils unter goldenen Laubwerkbögen mit roten Zwickelflächen auf blauem Grund, davon sechs Tafeln mit Beischriften unter den Bilddarstellungen. Restaurierungen 1905, 1973 und 1989, dabei die Textergänzungen der Stifterinschrift (II) auf der Michaelstafel (B) entfernt.

Im Einzelnen:

A (Inv.-Nr. P 300): Der hl. Georg als Ritter, in seiner Linken die Siegesfahne, mit seiner Rechten auf den unter ihm liegenden Drachen verweisend, unten ein schmales Feld mit Beischrift (I).

B (Inv.-Nr. P 301): Der hl. Erzengel Michael, in seiner erhobenen Rechten ein Schwert, in seiner Linken eine Waage, links zu seinen Füßen verkleinerte Darstellung des Stifters Michael Fischer kniend im Chorrock mit Almucia, die Hände zum Gebet gefaltet, unten ein schmales Feld mit der Stifterinschrift (II).

C (Inv.-Nr. P 302): Die hll. Simon und Judas Thaddäus nebeneinander stehend, der hl. Simon mit der Säge in seiner Linken, mit seiner Rechten auf diese weisend, hinter ihm der hl. Judas Thaddäus im Profil nach links gewendet, unten ein schmales Feld mit Beischrift (III).

D (Inv.-Nr. P 303): Christus im Garten Getsemani, rechts von ihm Judas Ischariot, der seine linke Hand auf den linken Arm Christi legt, dabei dessen Rechte mit abwehrendem Gestus. Ohne Inschrift.

E (Inv.-Nr. P 304): Die hl. Maria Aegyptiaca, mit ihrer Rechten unterhalb ihrer Brust drei Brote haltend, unten ein schmales Feld mit Beischrift (IV).

F (Inv.-Nr. P 305): Die hl. Maria Magdalena mit dem Salbtopf in ihrer Linken, mit der Rechten auf diesen deutend, unten ein schmales Feld mit Beischrift (V).

G (Inv.-Nr. P 306): Der hl. Jakobus Maior, in seiner Rechten der Pilgerstab, unten ein schmales Feld mit Beischrift (VI).

H (Inv.-Nr. P 307): Die hl. Maria als Mater Dolorosa im Garten vor einer Tempelarchitektur, hinter ihr zwei weitere trauernde Frauen. Ohne Inschrift.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

Maße:
A: H. 124 cm, B. 38 cm., Bu. 2 cm (I).
B: H. 126 cm, B. 42,5 cm, Bu. 1,3 cm (II).
C: H. 126 cm, B. 39,3 cm, Bu. 2,5 cm (III).
D: H. 125 cm, B. 38 cm.
E: H. 128 cm, B. 31 cm, Bu. 2,5 cm (IV).
F: H. 123 cm, B. 30 cm, Bu. 2,5 cm (V).
G: H. 130 cm, B. 42 cm, Bu. 2,7 cm (VI).
H: H. 125 cm, B. 43 cm.

Schriftart(en):
Gotische Minuskel mit Versalien.
Gotische Minuskel mit Versalien.
Gotische Minuskel mit Versalien.
Ohne Inschrift.
Gotische Minuskel mit Versalien.
Gotische Minuskel mit Versalien.
Gotische Minuskel mit Versalien.
Ohne Inschrift.

  1. I.

    [·] S · Geori(us)a) [·]

  2. II.

    [v]en(erabilis)b) vir michael pistatorisa) canonicus / [eccl(es)ie sanctib)] Andree posuit · 1532c) ·

  3. III.

    [·] S [·] Simonis / [·] S [·] Juda [·]

  4. IV.

    · S · Maria Egiptiatad) [·]

  5. V.

    · S · Maria magdalena ·

  6. VI.

    · S · Jacob(us)e) ·

Übersetzung:

Der ehrwürdige Mann Michael Fischer, Kanoniker der Kirche St. Andreas, errichtete dies 1532. (II)

Kommentar

Das Entstehungsdatum der Tafeln, die das letzte Freisinger Zeugnis einer Altarstiftung in mittelalterlicher Tradition darstellen3), ist insofern unsicher, als die Jahreszahl 1532 auf dem Stiftergemälde (II) offenbar stark überarbeitet wurde, kenntlich an dem für das frühe 16. Jahrhundert unüblichen runden Kopf der Ziffer 2. Ebenso nennt Sighart einmal die Jahreszahl 15344), einmal 15325).

Die Tafelgemälde werden dem Umkreis des Malers Mair von Landshut zugeschrieben, der einige Werke in Freising und Umgebung geschaffen hat, bevor er nach Landshut zog6), vgl. Nr. 141, 142.

Zu Michael Fischer, der mehrere Stiftungen veranlaßte, vgl. Nr. 208, 212†.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. In eckigen Klammern die 1989 wieder entfernten späteren Textergänzungen.
  3. Ziffer 2 modern gestaltet.
  4. Hoffmann liest 1907: S. Elisabetha.
  5. Worttrennzeichen quadrangelförmig.

Anmerkungen

  1. Die Tafelgemälde sind nicht im 1803 erstellten Versteigerungsinventar von St. Andreas enthalten, vgl. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 1; Schlecht, Inventar.
  2. Sighart, Mittelalterliche Kunst 218.
  3. AK Freising 1989, 293 Nr. III.28.
  4. Sighart, Mittelalterliche Kunst 218.
  5. Sighart, Künste 580.
  6. Zum Vergleich s. die Legendentafeln in der Pfarrkirche von Neufahrn bei Freising, Lkr. Freising; vgl. AK Freising 1989, 293.

Nachweise

  1. Hoffmann, Kunstaltertümer 305 bzw. 97 (Sonderdr.) Nr. 300-307; AK Freising 1989, 292f., Nr. III.28.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 198 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0019803.