Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 194 Domkreuzgang 1528

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Generalvikar Stephan von Sunderndorf auf Anzing und Ibm. Im Südflügel zwischen dem achten und neunten Joch an der Nordwand. Ursprünglich wohl ebenfalls im Südflügel nahe der Grabstätte, seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. In den oberen zwei Dritteln der Platte die erhaben gearbeitete Schrift zwischen erhabenen Trennleisten1). Im unteren Drittel Feld mit pilastergestützter flacher Segmentbogenarkade, in den Zwickeln Blattwerk; unter der Arkade großer Wappenschild des Verstorbenen, mit einer Kette am Bogenscheitel befestigt. Die gesamte Oberfläche durch Ausbrüche und abbröckelnde Stellen beschädigt.

Maße: H. 138 cm, B. 76 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturversalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Hie · ligt · begraben · de(r) · edl · hoch/gelert · doctor · Stefan · von · Sun/derndorf · zu · anczing · vnd · Jbdn / Der · zeit . tumher · und · vicary · / zu · freysing · Starb · an · liecht/mestag · Annoa) (et)c(etera)b) · 1·5·28 · iar / · dem · got · genad · amenc)

Datum: 1528 Februar 02.

Wappen:
Sunderndorf2).

Kommentar

Bei der Platte handelt es sich möglicherweise um eine Werkstattarbeit von Stephan Rottaler. Zu den Schriftformen s. Einleitung CVI.

Stephan von Sunderndorf auf Anzing und Ibm entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht3). Seine Eltern waren Hans von Sunderndorf und Barbara, geb. Schrenck4). Nach Studien in Ingolstadt 14865) und 15076) wurde er an der Universität Pavia zum Doktor beider Rechte promoviert7). Seit 1506 ist er als Kanzler des Freisinger Bischofs Philipp, Pfalzgraf bei Rhein (1498–1541; Nr. 210) belegt8). 1520 erhielt er ein Kanonikat in Freising9). 1521 wurde er zum Generalvikar ernannt und 1523 zum Domkapitular gewählt10). 1524 veranlaßte er eine Visitation im Bistum Freising sowie die Anlage von Bistumsmatrikeln, die, nach Dekanaten gegliedert, über die Rechte und Einkünfte aller Pfarreien und die Titel der Nebenkirchen informieren11).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach Befund und kopialer Überlieferung erneuert wird: STEPHANVS DE SONDERSTORFF CAN(ONICVS) / VICARIVS O(BIIT) A(NN)O 1528. 2 FEB(RVARII)12).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrennzeichen quadrangelförmig.
  2. Kaum erkennbar, vgl. Kürzung in derselben Form bei Nr. 205 Z. 3.
  3. Worttrennzeichen der letzten Zeile blütenförmig.

Anmerkungen

  1. Eine Kurzfassung der Inschrift in HVO Geissiana 454 p. 12 Nr. 92.
  2. BayA1 181 (Tafel 185).
  3. Hundt, Stammenbuch III 651f.; Anzing, Lkr. Ebersberg; Schloss Ibm, Gem. Eggelsberg, Pol. Bez. Braunau a. Inn, Oberösterreich, Österreich.
  4. BSB Cgm 2268 IV fol. 441r.
  5. Matrikel LMU I Sp. 161 Z. 18, 23. Mai 1486.
  6. Matrikel LMU I Sp. 317 Z. 38, 29. Mai 1507.
  7. BSB Cgm 2268 IV fol. 441r; Deutinger, Matrikeln I X Anm. **.
  8. Deutinger, Matrikeln I X Anm. **; Schlecht, Inschriften III 81; Geiß, Beamte 58, führt ihn ab 1510 bis 1520 als Kanzler.
  9. BSB Cgm 2268 IV fol. 441r; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 55v.
  10. Bugniet, Versuch 80f.; AEM Nachlaß Boegl Nr. 34 (Domherren 4).
  11. Deutinger, Matrikeln III 237-433.
  12. Vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 7; AEM H 482a p. 898; BSB Cgm 1718 1 nach p. 443; AEM H 64 p. 611; AEM H 465 fol. 240v.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2268 IV fol. 441r; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 55v; BSB Cgm 1724 p. 235f. Nr. 80; BSB Oefeleana 10 IV p. 7; BSB Cgm 1717 p. 848; BSB Cgm 2290 XXIV fol. 645v; AEM H 482a p. 896, 898; BSB Cgm 1718 p. 443, 1 nach p. 443; AEM H 76 p. 334; Bugniet, Versuch 80f.; HVO Ms. 318 fol. 69r; AEM H 477 p. 752; AEM H 59 p. 52; AEM H 60 p. 106; AEM H 465 fol. 240r, 240v; AEM H 466; HVF U XI 11 p. 11 Nr. 93; Schlecht, Inschriften III 81 Nr. 50; Glaser, Grabsteinbuch 352 Nr. 145.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 194 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0019407.