Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 191 Domkreuzgang 1527

Beschreibung

Epitaph für den Domherrn Ulrich Höchstetter. Im Nordflügel im neunten Joch an der Südwand. Ursprünglich wohl ebenfalls im Nordflügel, vermutlich seit 1716 am heutigen Standort. Grauer Kalkstein. Tabula ansata, an den dreieckigen Haltegriffen von je einem nackten Mann gestützt, in den Griffen je ein geneigter Wappenschild.

Maße: H. 39,5 cm, B. 122 cm, Bu. 2,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO)a) / HOC · DEPOSITV(M) · VIVE(N)S · FIERI · IVSSI · VT / QVA(N)DO · EGO · ME · ESSE · DESIERO · PARITER / CV(M) · CANO(N)ICISb) · POTIAR · V(DALRICVS) · HECHSTETER / AVGVSTA(N)VS · REDDITVS · EST · MATRI / A(NNO) · M · D · 〈XXVII · CAL(ENDIS) · DEC(EMBRIS)a) · 〉 / CAPIT · OM(N)IA · TELLVSc)

Übersetzung:

Dem besten und größten Gott. Diese Grabstätte ließ ich zu Lebzeiten anfertigen, damit, wenn ich aufgehört habe zu sein, ich sie gleich mit den Kanonikern bekäme. Der Augsburger Ulrich Höchstetter wurde der Mutter zurückgegeben im Jahre 1527 an den Kalenden des Dezember. Alles nimmt die Erde auf.

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Lucan, Pharsalia (De bello civili) VII 818. (Z. 7)

Datum: 1527 Dezember 01.

Wappen:
Höchstetter1), Peutinger2).

Kommentar

Zu den Schriftformen s. Einleitung CXI.

Ulrich Höchstetter ließ laut Inschrift das Epitaph bereits zu Lebzeiten anfertigen. Entsprechend läßt sich beim Sterbevermerk ein leicht abweichender Duktus konstatieren, der ihn als Nachtrag ausweist.

Das Epitaph wurde in den Umkreis des Augsburger Bildhauers Hans Daucher gerückt3). Die Ausführung der Schrift und die Gestaltung der bildlichen Elemente sind eher von mittelmäßiger Qualität. Der Einfluß des Augsburger Kunstkreises auf dieses Epitaph ist offensichtlich, doch sind qualitative Schwächen gegenüber den Meisterwerken der großen Werkstätten unübersehbar4).

Ulrich Höchstetter entstammte einer Augsburger Patrizierfamilie. Er wurde 1450 als drittes Kind des Kaufherrn Ulrich V. Höchstetter und seiner Frau Barbara, geb. Peutinger, geboren5). Seit 1491 Domherr in Freising, wurde er 1495 Kapitular und Pfarrer zu Einsbach6). Diese Pfarrei resignierte er jedoch 1499 auf Bitten von Bischof Philipp, da die Einkünfte der Verbesserung des Unterhalts der Freisinger Choralisten dienen sollten7). 1523 ist er als Propst des Kollegiatstifts St. Johannes Baptist in Freising nachweisbar8). Von Höchstetter sind Meßstiftungen nach St. Veit9) und an die Domkirche belegt10).

Für Ulrich Höchstetter existierte auch eine Grabplatte, s. Nr. 192†.

Textkritischer Apparat

  1. Zeile zentriert gesetzt.
  2. O(N)IC über das Wort gestellt.
  3. Zeile zentriert gesetzt; Worttrennzeichen in Form kleiner Dreiecke.

Anmerkungen

  1. BayA1 75 (Tafel 75).
  2. BayA1 84 (Tafel 82).
  3. Dehio Obb 313.
  4. Vgl. auch Eser, Hans Daucher, mit einer grundlegenden Untersuchung über die Augsburger Kleinplastik der Renaissance, aber ohne Berücksichtigung des Freisinger Epitaphs.
  5. Hoechstetter, Stammtafel 2.
  6. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 18r; Einsbach, Lkr. Dachau.
  7. Glasschröder, Domchoralisten 118.
  8. BSB Cgm 1716 Praepositi S. Johannis Baptistae Frisingae fol. 26v, Catalogus Canonicorum fol. 18r; AEM FS 118 p. 72: 1517.
  9. BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 62 fol. 22r; BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 9 p. 204; BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 63 fol. 41r.
  10. BayHStA HL Freising Nr. 573.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 146; BSB Cgm 1717 p. 349; AEM H 482a p. 400, 403; BSB Cgm 1718 1 nach p. 177, p. 178; AEM H 76 p. 327; HVO Ms. 318 fol. 70r; AEM H 477 p. 752f.; AEM H 61 p. 206; AEM H 465 fol. 106r, 107r; HVF U XI 11 p. 11 Nr. 95; Schlecht, Inschriften V 26f. Nr. 39; Alckens, Freising 58; Hoechstetter, Stammtafel IX; Glaser, Grabsteinbuch 352f. Nr. 148.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 191 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0019100.