Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 180 Domkreuzgang 1520

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Domherrn Rupert Auer von Pullach. Im Nordflügel im fünften Joch an der Nordwand. Ursprünglich im Kreuzgang neben der Platte seines Bruders Georg (Nr. 176) an der Wand1), seit 1716 am heutigen Standort. Erhaben gearbeitete Umschrift, nach innen gerichtet, die linke Längsseite nicht ganz ausgefüllt. Im Bildfeld unter einem auf dünnen Säulchen auflagernden profilierten Segmentbogen, dessen Zwickel mit Dreipässen gefüllt sind, Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, ein Birett auf dem Kopf, die Hände zum Gebet gefaltet; zu seinen Füßen sein Wappenschild, das Schriftband unterbrechend.

Maße: H. 220 cm, B. 107 cm, Bu. 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · M · D · xx · die · xviij / · Mensis · decembris · moritur · venerabilis · d(omi)n(u)s · Rwpert(us)a) / · Awerb) // Canonic(us) / Eccl(es)ie · frisingen(sis) · cui(us) · a(n)i(m)a · deo · vivatc) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1520 am 18. Tag des Monats Dezember starb der ehrwürdige Herr Rupert Auer, Kanoniker der Freisinger Kirche. Seine Seele lebe bei Gott.

Datum: 1520 Dezember 18.

Wappen:
Auer von Pullach2).

Kommentar

Die Grabplatte konnte bisher keinem Meister eindeutig zugeordnet werden; Sabine Ryue schlägt Hans Beierlein d. Mittleren vor3). Die Schrift weist folgende Charakteristika auf: Das obere Ende des linken Schaftes des A läuft blattartig aus und ist eingerollt, wobei der schräglinks ausgeführte Mittelbalken am unteren Ende des linken Schaftes ansetzt; das D ist am unteren Schaftende gebrochen, während am oberen Beginn des Bogens ein Zierstrich ansetzt, der in das Buchstabeninnere führt; das M kommt in drei Varianten vor; die d-Schäfte reichen über das Mittelband hinaus; e- und r-Zierhäkchen sind deutlich ausgeprägt; die Kürzungsstriche haben eine schmale, rechteckige Form mit stark ausgeprägten Haken, die links unten und rechts oben ansetzen; vgl. auch Einleitung CIV.

Rupert Auer von Pullach entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht. Seine Eltern waren Christoph Auer – dieser hatte 1457 die Hofmark Adelzhausen erworben – und Regina, geb. Ridler von Johanneskirchen4). Er war ab 1477 Kanoniker am Domstift Freising und ab 1489 Domkapitular, ebenfalls ab 1493 Pfarrer in Aubing5). Daneben besaß er ab 1485 ein Kanonikat am Domstift Augsburg, das er 1490 resignierte6). 1499 und 1505 wird er als bischöflicher Regent neben Johannes von Lamberg genannt7). Seiner Grabinschrift zufolge starb Rupert Auer am 18. Dezember 1520, nach einer anderen Quelle bereits am 11. Dezember 15208). Er veranlaßte eine Meßstiftung an die Domkirche9).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach kopialer Überlieferung erneuert wird: RVPERTVS AVER DE PVELACH CAN(ONICVS) O(BIIT) / A(NN)O 1520. 18 DECEM(BRIS)10).

Für Rupert Auer existiert auch ein Epitaph, s. Nr. 181.

Sein Bruder Georg liegt ebenfalls im Domkreuzgang begraben, s. Nr. 176.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Nachfolgende Unterbrechung durch Wappen.
  3. Worttrennzeichen quadrangelförmig.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 2268 I fol. 64v/p. 94.
  2. BayA1 8 (Tafel 6).
  3. Ryue, Inschriften Freising 44.
  4. Hundt, Stammenbuch III 230f.; BSB Cgm 2268 I fol. 64v/p. 94; Adelzhausen, Lkr. Aichach-Friedberg, Schw.
  5. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 2v; BSB Cgm 1717 p. 25; Aubing, Stadt München.
  6. Khamm, Hierarchia Augustana I 608; Haemmerle, Canoniker 10 Nr. 37.
  7. Uttendorfer, Formelbuch 147.
  8. BayHStA HL Freising Nr. 573.
  9. BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 19v; BayHStA HL Freising Nr. 573; AEM H 80 p. 39, 50.
  10. Vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 126; AEM H 482a p. 91; BSB Cgm 1718 3 nach p. 27; AEM H 64 p. 604; AEM H 465 fol. 23r.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 2v; BSB Cgm 1724 p. 7f. Nr. 23; BSB Oefeleana 10 IV p. 126f.; BSB Cgm 1717 p. 24; BSB Cgm 2290 II fol. 458v; BSB Cgm 2291 I fol. 390v; AEM H 482a p. 52, 91; BSB Cgm 1718 p. 18f., 3 nach p. 27; AEM H 76 p. 319; HVO Ms. 318 fol. 71r; AEM H 477 p. 751; AEM H 61 p. 205; AEM H 465 fol. 19r, 23r, Appendix fol. 10r, 11v; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 12 Nr. 89; HVF U XI 11 p. 11 Nr. 90; Schlecht, Inschriften V 12f. Nr. 17, Taf. XXVIII; Glaser, Grabsteinbuch 355 Nr. 155.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 180 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0018006.