Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 172† Weihenstephan, Kreuzgang des Klosters (abgegangen) 1517,1526

Beschreibung

Wappengrabplatte für Warmund von Fraunberg zum Hubenstein und seine Frau Elisabeth, geb. von Puchberg. Ursprünglich wohl vor der Kapelle am Kreuzgang im Boden, spätestens seit ca. 1730 in der Wand vor der Kapelle1). Nach Abbruch von Kreuzgang und Kapelle als Bodenplatte im Bräuhaus verwendet2). In der oberen Hälfte der Platte seitlich Balustersäulen, darüber Segmentbogen mit Wellenband in der Laibung und Blüten im Rapport um die Stirn, in den Zwickeln die Enden eines Festons befestigt; im Zentrum die Wappen der Eheleute. In der unteren Hälfte der Platte die Grabinschrift.

Beschreibung nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318, Text nach BNM Bibl. Inv. 432 p. 123.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. Anno D(omi)ni . 1517 . am . 9 . tag maiia) starb Warmund Von fraunberg zum huebensteinb) . Darnach . 1526 . an dem . 20 tag . Aprilc) . Starb Elzabetd) von Puechperg ßein Hausfrau . den Gott genedig Wel . ßein

Wappen:
Fraunberg3), Puchberg4).

Kommentar

Zu den Schriftformen vgl. Einleitung CV. Das Epitaph wird dem Landshuter Bildhauer Stephan Rottaler zugeschrieben5).

Der Kopist von HVO Ms. 318, der Freisinger Maler Ignaz Alois Frey, war um eine detaillierte Charakterisierung des bildlichen Schmucks als auch der Schriftart bemüht. So zeichnete er das M mit den für Rottaler typischen verschränkten Mittelbalken und unterschied zwei Varianten des a. Seine Transkription weist jedoch einige kleinere Fehler auf, so daß für die Textedition eine zuverlässigere kopiale Überlieferung herangezogen wird6).

Warmund von Fraunberg entstammte der Linie des Sigmund zum Hubenstein7). Seine Eltern waren Vivianz zum Hubenstein und dessen erste Frau Christina, geb. Trautsan. Aus der Ehe von Warmund mit Elisabeth, Tochter des Hartlieb von Puchberg, gingen vier Söhne und dreizehn Töchter hervor8). Von 1497 bis 1517 war Warmund von Fraunberg als bischöflicher Pfleger in Freising tätig9). Er stiftete einen Jahrtag an das Weihenstephaner Kloster und ließ gemeinsam mit seiner Frau wohl anläßlich des Todes seines ersten Sohnes Sigmund (Nr. 152†) im Jahr 1501 in der Nordwestecke des Kreuzganges eine Kapelle zu Ehren der Jungfrau Maria und des hl. Korbinian errichten10). In dieser Kapelle waren das Stifterehepaar mit .4. Söhn und 13 Töchter abgemahlen. Die Söhn starben alle vor ihm, der töchter wurden ettlich geistlich, die ybrigen verheurath11). Danach erlosch die Linie der Fraunberger zum Hubenstein12).

Warmunds Bruder Vivianz lag ebenfalls in Weihenstephan begraben, s. Nr. 104†.

Textkritischer Apparat

  1. HVO Ms. 318: irrig Mar(tii).
  2. HVO Ms. 318: irrig hochenstain.
  3. AEM B 1499, BSB Clm 27154: 1526. den 20. Tag April; HVO Ms. 318: xx tag aprill.
  4. Sic!

Anmerkungen

  1. Nach Prey befand sich die Platte außerhalb der Kapelle im Kreuzgang an der Wand, s. BSB Cgm 2290 IX fol. 274v; BSB Cgm 2291 V fol. 176v, 177r.
  2. AEM Klosterkollektaneen Weihenstephan KB 122 p. 78; AEM B 1499 p. 215; Glaser, Grabsteinbuch 391 Nr. 245; Gleixner, Rekonstruktion 99. Auf dem Blatt von HVO Ms. 318 fol. 109r steht oben: In den ehemaligen Benedictiner-Kloster Weihenstephan im Kreuzgange sind im Brauhause als Bodensteine verwendet worden.
  3. Bay 34 (Tafel 31).
  4. BayA1 118 (Tafel 120).
  5. Liedke, Rottaler 100.
  6. BNM Bibl. Nr. 432 p. 123; vgl. auch AEM B 1499 p. 215.
  7. Hubenstein, Gde. Taufkirchen a. d. Vils, Lkr. Erding.
  8. Hundt, Stammenbuch II 78f., 258.
  9. Geiß, Beamte 56.
  10. Gleixner, Rekonstruktion 99.
  11. BNM Bibl. Nr. 432 p. 123.
  12. Hundt, Stammenbuch II 78.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 81/1; BSB Cgm 2290 IX fol. 274v; BSB Cgm 2291 V fol. 176v, 177r, 236v; BNM Bibl. Nr. 432 p. 123, Sepulchrales Inscriptiones Nr. 1; AEM B 1499 p. 215; BSB Clm 27154 p. 130; HVO Ms. 318 fol. 109r; Liedke, Rottaler 99-101; Glaser, Grabsteinbuch 391 Nr. 245; Gleixner, Rekonstruktion 99.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 172† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0017205.